Fünf Tage wird gefeiert

Wie sich das kleine Dorf Sachsenhausen für seinen großen Dorffrühling rüstet

Das nur 240 Einwohner zählende Sachsenhausen hofft an fünf Festtagen auf mindestens 5000 Gäste und will mit einem bunten Programm auch der Champions League trotzen.

Großer Aufmarsch im kleinsten Giengener Teilort: Ab dem kommenden Mittwoch sind im schwäbisch-bayerischen Grenzgebiet wieder fünf Tage Party-Stimmung und gemütliche Festzelt-Unterhaltung für alle Generationen angesagt. Wenn es wie erhofft läuft, erwarten die Veranstalter zum Dorffrühling insgesamt mindestens 5000 Besucherinnen und Besucher. Das wäre mehr als das 20-fache der Sachsenhausener Einwohnerzahl, die aktuell bei rund 240 Personen liegt.

Nachdem der Dorffrühling letztmals 2018 stattfinden konnte und danach zweimal wegen Corona ausfallen musste, ist die Vorfreude auf das Comeback in der kommenden Woche groß. Lediglich der große FC Bayern München steht mit seinem Champions-League-Rückspiel gegen Real Madrid terminlich etwas im Wege. Ausgerechnet zum Auftakt am kommenden Mittwoch tritt der deutsche Rekordmeister zum Halbfinal-Klassiker in der Königsklasse an.

Musikalischer Gegenentwurf zum Champions-League-Kick

„Das tut uns schon ein bisschen weh“, gesteht Werner Bader vom Sachsenhausener Organisationsteam – und hofft, dass sich trotzdem viele Besucherinnen und Besucher ins Festzelt begeben. Dort werden die Almrocker mit ihrem Programm „Voll auf die 12!“ einen musikalisch-stimmungsvollen Gegenentwurf zum Fußball präsentieren.

Die Almrocker sind quasi der Eisbrecher der Festtage in Sachsenhausen. Nachdem sie vor wenigen Tagen erst bei Andy Borgs „Schlager-Spaß“ im Fernsehen einen Auftritt hatten, darf die siebenköpfige Party-Band aus dem Main-Tauber-Kreis nun erstmals auch im Giengener Vorort für Spaß und gute Laune sorgen. Bisher war das Sachsenhausener Publikum regelmäßig mit den Isartaler Hexen in die Festwoche gestartet, doch die beliebte Damen-Showband hat sich 2018 aufgelöst.

Werner Bader ist allerdings überzeugt, dass man mit der Nachfolge-Truppe eine gute Wahl getroffen hat. Im jetzt 21-köpfigen Sachsenhausener Organisationsteam sind auch viele junge Leute vertreten, die wissen, was in dieser Branche gerade gefragt ist und deshalb entsprechende Tipps geben konnten. Nach der sechsjährigen Pause habe man sich bemüht, in Sachen Organisation einen Generationswechsel einzuleiten, erzählt Werner Bader.

Organisationsteam in Sachsenhausen verjüngt

„Diejenigen aus unserem Ort, die das letzte Fest im Jahr 2018 noch als 14- bis 16-Jährige erlebten, haben wir angeschrieben und ihr Interesse am Mitmachen abgefragt“, berichtet der Giengener Stadtrat weiter. Nicht wenige waren bereit, erstmals mitanzupacken, und so erhöhte sich nicht nur die Zahl der Verantwortlichen deutlich, das Organisationsteam wurde auch entsprechend verjüngt.

„Wir hoffen natürlich, dass viele von ihnen auch dabeiblieben“, sagt Werner Bader. Er weiß aus jahrelanger Erfahrung, dass sich so ein Ereignis nur mit viel Leidenschaft und Idealismus auf die Beine stellen lässt. Mindestens 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden benötigt, um den Kraftakt zu stemmen. Viele von ihnen sind jeden Tag schichtweise im Einsatz, manchen nehmen Urlaub oder lassen sich stundenweise freistellen. Allein die Organisation des Ganzen erfordert einen anderthalbjährigen Vorlauf.

Dass die Sachsenhausener solche Feste feiern können, haben sie seit langem bewiesen. 1978 wurde erstmals ein Dorffest veranstaltet, das fortan im zweijährigen Rhythmus (im Wechsel mit Hohenmemmingen) über die Bühne ging. Damals fand es noch entlang der Sachsenstraße statt, ein Festzelt gab es nicht, die Tische und Bänke waren lediglich mit Planen überspannt. Das bot allerdings keine große Sicherheit, wenn das Wetter nicht mitspielte und beispielsweise starker Wind die flexiblen Überdachungen mitzureißen drohte.

Als der Gesangverein Liederlust und die örtliche Feuerwehr im Jahre 2009 Jubiläum feierten und hierzu ein Festzelt aufgestellt wurde, sah man sich ermutigt, diesen Weg doch künftig auch fürs Dorffest zu bestreiten. Seit 2012 nun findet es im Zelt statt und firmiert als fünftägige Veranstaltung in jener Woche, in der Christi Himmelfahrt (Vatertag) im Kalender steht. Und es trägt seitdem den Namen „Dorffrühling Sachsenhausen“.

Die Liederlust, der TTC und die Mitglieder der örtlichen Feuerwehr sind federführend verantwortlich, der Erlös kommt der Vereinsarbeit zugute. Dass in Sachsenhausen die Uhren etwas anders ticken als anderswo ist beispielsweise auch in der Tatsache erkennbar, dass der TTC rund 260 Vereinsangehörige zählt – und damit mehr als Sachsenhausen Einwohner zählt.

Der Zusammenhalt am Ort ist eine wichtige Voraussetzung, um das Ereignis erfolgreich über die Bühne zu bringen. Ein Landwirt stellt nicht nur sein Feld zur Verfügung, sondern sorgt mit einer speziellen Grasmischung auch für den passenden Wiesenuntergrund zum Fest. Selbstredend handelt es sich auch bei dem Ochsen, der sich am Spieß dreht und dessen Fleisch fürs leibliche Wohl sorgt, um keine „Importware“, sondern um ein in Sachsenhausen aufgezogenes Tier.

So sieht das Programm beim Dorffrühling aus

Mittwoch, 8. Mai: „Voll auf die 12!“ mit der Party-Band „Almrocker“ (Einlass 19 Uhr, Beginn 21 Uhr).

Donnerstag, 9. Mai: „Wiesn-Stimmung“ zum Frühschoppen ab 10.30 Uhr mit dem Musikverein „Froher Mut Bachhagel“; Gaudi ums Zelt mit Oldtimer-Treffen und Spielstraße für Kinder (12 bis 18 Uhr); ab 17.30 Uhr Tanz mit „Timeless“.

Freitag, 10. Mai: DJ Bigzz&Daio, dazu XXL-Bar mit Happy-Hour (Einlass 20 Uhr, Beginn 21 Uhr).

Samstag, 11. Mai: „Läts Fetz“ aus dem Ötztal (Einlass 18 Uhr, Beginn 20 Uhr).

Sonntag, 12. Mai: Gottesdienst (9.30 Uhr) mit dem Musikverein „Frisch Voran Syrgenstein“; anschließend Unterhaltung mit den Fidelen Melkkübel und den Goißlschnalzern aus Hohenmemmingen; ab 15.30 Uhr spielt die Albkapelle Dettingen.

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