Kommentar von Christine Weinschenk

Entscheidung nach rassistischen Schmierereien in Gerstetten schwer nachvollziehbar

Die Entscheidung der Gerstetter Verwaltung, eine Mahnwache und eine Plakataktion des Freundeskreises Integration an der geplanten Unterkunft für Flüchtlinge und Obdachlose nicht zu unterstützen, ist nur schwer nachvollziehbar, findet HZ-Redakteurin Christine Weinschenk.

Man kann die Enttäuschung des Freundeskreises Integration verstehen. „Weg mit euch“, „Illerkirchberg 2.0“ und diverse Hakenkreuze – was da in Gerstetten an der geplanten Unterkunft für Flüchtlinge und Obdachlose angebracht wurde, ist starker Tobak. Umso lobenswerter ist das Engagement des Freundeskreises. Die Idee, mit „Gerstetten ist bunt“ den rassistischen Schmierereien an Ort und Stelle etwas entgegenzuhalten, stand nicht nur schnell im Raum, sie ist auch richtig und wichtig.

Zwar will die Verwaltung eine Mahnwache oder ein Plakat nicht verhindern, aber mitmachen will sie dann doch lieber nicht. Und schon gar nicht auf Gemeindegrund. Sich verbal von Rassismus zu distanzieren – so geschehen in der Sitzung des Gemeinderats – ist das eine. Aber ist das genug? Die Gemeinde hat den Freundeskreis in der Vergangenheit bei vielem unterstützt und hat viel für die Unterbringung und Integration von Geflüchteten getan. Unbestritten, unbenommen. Aber das eine hat mit dem anderen wenig zu tun.

Die Gründe, warum sich der Chef des Gerstetter Rathauses nicht dazu durchringen kann, die geplanten Aktionen des Freundekreises zu unterstützen, sind schwer nachvollziehbar. Das Argument, man müsse „anderen Strömungen“ dann dieselbe Plattform geben, ist einigermaßen absurd: Weil der Bürgermeister an einer privat organisieren Mahnwache teilnehmen würde, muss er ja deshalb nicht auch an einer Veranstaltung der AfD teilnehmen. Aus Angst vor einer Gegenreaktion von Rechts als gewählter Volksvertreter Aktionen gegen Rechts und damit gegen Hetze und Rassismus nicht vollumfänglich zu unterstützen und Gesicht zu zeigen, ist falsch. Und man kann zurecht den Eindruck bekommen, dass man die Sache der lieben Ruhe wegen im Rathaus lieber einfach unter den Teppich kehren würde. Und um nochmal auf die Angst zurückzukommen. Die ist, das sagt Pfarrer Bobzin zurecht, immer ein schlechter Ratgeber.