Menschenrechte

Aborigine-Rechte: Australiens Senat stimmt für Referendum

Die Geschichte von Australiens Ureinwohnern beginnt vor 65.000 Jahren - doch erst 1967 wurden ihnen überhaupt Bürgerrechte eingeräumt. Der Weg zu mehr Rechten ist weiterhin ein langer.

Aborigine-Rechte: Australiens Senat stimmt für Referendum

Jetzt ist es offiziell: In Australien wird noch vor Jahresende ein Referendum über eine Verfassungsänderung abgehalten, die der indigenen Bevölkerung eine Stimme im Parlament geben soll.

Nach dem Abgeordnetenhaus, das die Volksbefragung schon Ende Mai abgesegnet hatte, stimmte heute auch der Senat in Canberra mit großer Mehrheit dafür. Unter dem Motto «Voice to Parliament» geht es darum, ob künftig ein Gremium indigener Australier die Regierung beraten soll, wenn es um Fragen zu den Ureinwohnern des Landes geht.

Nach dem Votum brach im Senat Applaus aus. Bei der Befragung werde es darum gehen, die 65.000 Jahre alte Geschichte der Aborigines endlich in der Verfassung anzuerkennen, sagte die Ministerin für indigene Australier, Linda Burney. Premierminister Anthony Albanese twitterte: «Gemeinsam können wir Geschichte schreiben.» Er hatte das «Voice Referendum» seit seinem Wahlsieg im Mai 2022 vorangetrieben. Medien zufolge soll es wahrscheinlich im Oktober durchgeführt werden.

Von den annähernd 26 Millionen Australierinnen und Australiern sind fast eine Million Aborigines und Torres-Strait-Insulaner – so der Name der indigenen Bevölkerung der gleichnamigen Inseln. Das Land ist bei der Frage zu dem Referendum derzeit aber sehr gespalten.

Um eine Verfassungsänderung möglich zu machen, ist zudem eine «doppelte» Mehrheit nötig: Nicht nur auf nationaler Ebene müssen laut Wahlkommission mehr «Ja»- als «Nein»-Stimmen erzielt werden – auch eine Mehrheit der sechs Bundesstaaten und Territorien muss sich dafür aussprechen, also mindestens vier.

Die Ureinwohner werden in der 1901 verabschiedeten Verfassung des Landes nicht erwähnt. Erst 1967 wurden ihnen überhaupt Bürgerrechte eingeräumt. Von großen Teilen der weißen Mehrheit wird die indigene Bevölkerung nach wie vor ausgegrenzt, obwohl sie das Land schon seit Zehntausenden Jahren besiedelt. Nach der Ankunft der First Fleet (ersten Flotte) in Sydney Cove im Januar 1788 und der darauffolgenden Kolonisierung des Kontinents wurden viele Jahrzehnte lang Aborigine-Kinder ihren Eltern entrissen. Die sogenannte «gestohlene Generation» musste in Heimen oder bei weißen Familien aufwachsen.