Chemieindustrie

Evonik: Nur noch zwei Sparten - Führungsebene fällt weg

Der Chemiekonzern Evonik stellt sich neu auf. Alles soll schlanker und klarer werden. Wie es mit dem Service-Geschäft mit 3.600 Beschäftigten in Marl und Wesseling weitergeht, ist aber noch offen.

Der Chemiekonzern Evonik strafft im Zuge seines Umbaus die Konzernstruktur. Die bisherigen Geschäftsbereiche werden ab April 2025 in den zwei neuen Sparten «Custom Solutions» und «Advanced Technologies» aufgehen, wie das Unternehmen in Essen mitteilte. Durch den Schritt fällt auch eine komplette Führungsebene im Konzern weg, da die einzelnen Geschäftsbereiche künftig von Vorstandsmitgliedern geführt werden sollen. Die Essener hatten den Organisationsumbau schon vor einiger Zeit angekündigt. Das Unternehmen soll dadurch insgesamt schneller, schlanker und profitabler werden.

Verkauf oder Teilverkauf von Infrastruktur-Aktivitäten geplant

Evonik präzisierte seine Angaben zu der im Herbst 2023 angekündigten Aufspaltung der Division Technology & Infrastructure. Demnach werden den Infrastruktur-Aktivitäten an den Standorten Marl und Wesseling, zu denen etwa die Logistik oder die Werksfeuerwehr gehören, jetzt 3.600 Beschäftigte zugeordnet. Die Technologie-Einheit soll im Konzern bleiben.

Was mit dem Servicegeschäft geschieht, ist nach Angaben eines Sprechers noch offen. Es würden weiterhin alle Optionen geprüft. Vor einem Jahr hatte Evonik als Möglichkeiten einen vollständigen Verbleib im Konzern über Partnerschafts- und Joint-Venture-Modelle bis zur Abgabe genannt. «In Zukunft könnte ein Teilverkauf oder ein Verkauf der ganzen Einheit möglich sein», sagte der Sprecher weiter. 

Der Konzern beschäftigt aktuell rund 32.000 Menschen. Durch eine Straffung der Verwaltung will der Konzern bis Ende 2026 rund 2.000 Stellen einsparen. Schon länger geplant ist auch der Verkauf des Polyestergeschäfts mit 400 Stellen und der sogenannten C4-Chemie mit rund 1.000 Stellen. In diesem Bereich stellt Evonik unter anderem Antiklopfmittel oder Weichmacher her. Insgesamt wären damit rund 7.000 Stellen von den Umbauplänen direkt betroffen. 

Keine betriebsbedingten Kündigungen

Evonik will weiterhin bis 2032 keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen. Ein Sprecher betonte, dass es bei Verkäufen von Unternehmensteilen eine Grundbedingung sei, dass Arbeitnehmerrechte bei potenziellen Käufern den gleichen Stellenwert genießen wie bei Evonik.

Die Geschäfte in der neuen Sparte «Custom Solutions» (deutsch etwa: Kundenlösungen) sieht Evonik eher in Nischenmärkten mit spezifischen Produkten für die Kunden. Dazu zählen etwa Zusätze für Lacke und Beschichtungen sowie Produkte für die Kosmetik- und Pharmaindustrie. Die Sparte «Advanced Technologies» (deutsch etwa: fortgeschrittene Technologien) soll sich im Wettbewerb vor allem durch vergleichsweise niedrige Kosten behaupten. Gebündelt sind hier etwa Hochleistungskunststoffe und die Chemikalie Wasserstoffperoxid. Beide Sparten erzielen jeweils einen Jahresumsatz von rund sechs Milliarden Euro.