Wetter

Saharastaub zieht über die Alpen nach Deutschland

An den Ostertagen liegt vielerorts Wüstenstaub in der Luft. Laut Deutschem Wetterdienst tritt das Naturphänomen aktuell intensiver auf als üblich.

Ein kräftiger Föhnsturm ist mit heftigen Böen über die Alpen gefegt. Oberhalb von Andermatt in der Schweiz wurden am späten Abend Sturmböen mit Spitzengeschwindigkeiten von 190 Kilometern pro Stunde gemessen, wie der Wetterdienst SRF Meteo berichtet. Hinzu kam rötlicher Sahara-Staub, der in weiten Teilen der Schweiz die Sicht trübte. Das stürmische Wetter soll leicht abgeschwächt bis Ostermontag anhalten.

Wegen der Sturmböen mussten in einigen Schweizer Skigebieten Lifte zeitweise abgeschaltet werden. Schon am Donnerstag waren Sessellifte im italienischen Skigebiet Breuil-Cervinia gegenüber von Zermatt gefährlich ins Schwanken geraten, wie ein Video des privaten italienischen Wetterdienstes Il Meteo zeigte.

Kachelmann: «Föhn des Jahrzehnts»

Der Meteorologe Jörg Kachelmann schrieb in einem Beitrag für die Schweizer Tamedia-Zeitungen vom «Föhn des Jahrzehnts». Ausläufer seien bis in die Schwäbische Alb in Baden-Württemberg zu spüren gewesen. «Möglich wurde dieses Extremereignis einerseits durch den großen Luftdruckunterschied zwischen Nord und Süd, und andererseits durch die auch außerhalb des Föhns recht hohen Temperaturen, sodass kein schwerer Kaltluftblock weggeräumt werden musste», schrieb Kachelmann.

Auf dem Genfersee in der Westschweiz wurde ein historisches Dampfschiff beschädigt. Es hatte an einem Steg in Cully im Kanton Waadt angelegt. Durch das Schwanken des Schiffs drohte der Steg zeitweise zu brechen. Die Polizei war in der Nacht mit Großaufgebot vor Ort, um das Schiff und den Steg zu sichern.

Der Schweizer Kanton Tessin an der Grenze zu Italien erlebt Ostern traditionsgemäß den ersten großen Touristenansturm des Jahres. Er ist als Sonnenstube der Schweiz bekannt, aber in diesem Jahr saßen Bewohner und Touristen dort im Dauerregen fest.

Der Deutsche Wetterdienst bestätigt, dass der Wüstenstaub bereits über die Grenze gezogen ist: «Der Saharastaub ist schon eingetroffen, das sieht man an einer gelblichen Trübung in der Luft», sagte Christian Herold, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Wüstensand kommt mehrmals im Jahr über das Mittelmeer

Das Phänomen sei in vielen Teilen Deutschlands zu beobachten, in der höchsten Konzentration aber im Westen des Landes. Durch den Wüstenstaub kann der Sonnenschein milchig und getrübt erscheinen. Auch am Ostersonntag soll der Staub noch sichtbar sein. Am Montag soll eine Kaltfront ihn dann abziehen lassen, sagte Herold.

Saharastaub in der Luft ist laut DWD in Mitteleuropa kein seltenes Naturphänomen. Die Staubpartikel werden demnach im Jahr etwa 5- bis 15-mal nach Europa getragen. «In der Intensität ist das eher selten», sagte DWD-Meteorologe Herold indes zum aktuellen Ausbruch.