Was beim 46. Filmfest in Ballmertshofen geboten ist
Zum 46. Mal werden am kommenden Wochenende beim Filmfest Ballmertshofen die Projektoren angeworfen. Die Gründergeneration des vielleicht dörflichsten Filmfests der Welt ist zwar noch am Start, mittlerweile mischt sich aber auch das Wort vom „Generationswechsel“ in die Gespräche. Und noch immer warten sie auf Bob Dylan.
Im April 1978 erhielt Woody Allens „Der Stadtneurotiker“ den „Oscar“ für den besten Film. Zu dieser Zeit waren einige junge Menschen in Ballmertshofen schon an der Planung für ein eigenes Filmfest in ihrem Heimatort. Grünes Gras statt rotem Teppich, die Leinwände auf dem Fußballplatz, in der Scheune und der Schule, Zelt statt Sternehotel. Das Motto „Cannes kann uns“ war da nur logisch, und wer einmal den überhitzten Filmindustrieauftrieb an der Côte d’Azur erlebt hat, wird sich vielleicht nach der Ballmertshofener Beschaulichkeit sehnen.
Bereits die dritte Generation ist in Ballmertshofen am Start
„Mittlerweile ist die dritte Generation im Team angekommen“, sagt Udo Legner. Er und seine Schwestern gehörten zu den Gründerinnen und Gründern. Heute sind sie ein eingespieltes Team von etwa 30 Personen – und dazu gehören mittlerweile auch erste Enkel. Man lebe zwar „überall verstreut“, in Ballmertshofen, wo bis vor wenigen Jahren noch Mutter Legner neben dem Schulhaus lebte, treffen sie sich aber Jahr für Jahr. Da sei es auch egal, wenn mal eine Ehe oder Partnerschaft auseinandergehe – zum Filmfest finden sich alle wieder ein.
Dass die Erfinder des Filmfests nach mehr als vier Jahrzehnten darüber nachdenken, etwas kürzer zu treten, ist wahrscheinlich nachvollziehbar. Einfach „in Rente“ gehen, dass kann sich Udo Legner aber nicht vorstellen: „Wir haben gesagt, wir machen auf jeden Fall weiter bis zum 50. Fest.“ Dann könne es ein großes Finale geben oder es gehe eben mit neuen Leuten und Ideen weiter. Schon am Wochenende soll unter den Besucherinnen und Besuchern ein Fragebogen verteilt werden, um einmal zu fragen, wer womöglich künftig mithelfen möchte. Erstmals wollen die Veranstalter die Filmfestcamper auch um einen freiwilligen Obolus bitten, um das Fest finanzieren zu können.
Über das Filmfest Ballmertshofen wird ein Film gedreht
Allzu bang ist es Legner dabei nicht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich beim Filmfest Ballmertshofen stets vieles aus sich selbst heraus generiere. Einer, der früher immer wieder mal am Lagerfeuer gespielt hat, tritt dieses Mal am Samstagabend mit seiner Band auf, und einige, die einst als Kinder beim Fest waren, gestalten nun selber das Kinderprogramm. Auch ein Film über das Filmfest ist in Planung, die Dreharbeiten sollen dieses Jahr bereits beginnen.
Fragt man Udo Legner nach seinen Höhepunkten der Filmfestgeschichte, denkt er kurz nach und sagt dann: „Die ganz normalen Dinge sind oft das Schöne, wenn man zum Beispiel sieht, wie liebevoll bei uns gekocht wird.“ Auch dass beim Filmfest jedes Jahr die Beziehungen zu alten Freunden und Bekannten vor Ort wieder aufgefrischt werden können, schätzt Legner sehr. Lange Tradition hat das Fußballturnier von Filmfans gegen das Dorf, beim Sebastian-Kneipp-Gedächtnis-Lauf joggen sie durch den Ort. Eine Wiese am Ortsrand wird jedes Jahr zum Zeltplatz.
Fehlt nur noch Bob Dylan. Persönlich erschienen ist der Folksänger zum Leidwesen der Filmfestler bis heute nicht, obwohl Dylan-Vorträge zum fixen Programm gehören. Vielmehr ist Dylan über die Jahre zum Running Gag in Ballmertshofen geworden. „Wir träumen immer noch davon, dass wir eines Tages die Alleinerben von Dylan werden“, sagt Legner und prustet los. Bis dahin werden sie noch viele seiner Songs am Lagerfeuer singen.
Von Kühen und Engländern – das Filmfest-Programm
Das 46. Filmfest Ballmertshofen startet am kommenden Freitag, 28. Juli, um 19.30 Uhr mit dem Film „First Cow“ und endet am Sonntag, 30. Juli, um 21.30 Uhr mit „Der Engländer, der in einen Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr“. Insgesamt zwölf Filme werden dieses Jahr gezeigt. Das vollständige Programm ist unter filmfestkuh.de nachzulesen.