Alternative Bestattungsform

Wie der Friedwald Duttenstein bei den Menschen ankommt

Etwas mehr als vier Jahre gibt es mittlerweile bei Duttenstein den ersten Friedwald im Landkreis Heidenheim als neue Bestattungsform. Das Angebot einer letzten Ruhestätte auf dem Härtsfeld unter einem Baum, den man sich schon zu Lebzeiten aussuchen kann, stößt auch über das Kreisgebiet hinaus auf Interesse.

Die freie Natur als Umfeld der letzten Ruhestätte: Seit August 2020 gibt es mit dem Friedwald Duttenstein auf dem Härtsfeld eine neue Bestattungsform. Diese Alternative zum klassischen Friedhof bietet die Möglichkeit, Menschen unter Waldbäumen zu beerdigen. Für die Urnenbeisetzung können sich Interessierte hier zu Lebzeiten einen ganzen Baum oder einen Platz unter einem Baum aussuchen und erwerben. Doch auch im plötzlichen Todesfall ist für die Hinterbliebenen dort noch eine Beerdigung des oder der Verstorbenen möglich. Und das Interesse an der Bestattungsform im bislang einzigen Friedwald im Landkreis Heidenheim erstreckt sich der dahinter stehenden Friedwald GmbH zufolge durchaus über das Kreisgebiet hinaus.

„Die meisten Menschen kommen aus der näheren Umgebung, also aus dem Großraum Heidenheim, aus Neresheim, Nattheim sowie Dillingen und Gundelfingen. Es sind die größeren Orte entlang der Hauptverkehrswege in der Region: der B 16, B 492, B 466 und der A 7. Aber auch einige Menschen aus Augsburg entscheiden sich für eine Beisetzung im Friedwald Duttenstein“, so der bei der Friedwald GmbH zuständige Regionalbetreuer Torben Lenhart.

Drei Partner kooperieren beim Friedwald Duttenstein

Das Unternehmen mit Sitz in Griesheim bei Darmstadt spricht von 88 Friedwald-Standorten in ganz Deutschland, die seit dem Start 2001 entstanden sind. In Duttenstein befindet sich das 57 Hektar große Waldstück nahe dem Wildgehege auf Gemarkung Eglingen. Grundstückseigentümer ist die Blauwald GmbH, die sich auch um den Betrieb kümmert, die Gemeinde Dischingen ist rechtliche Trägerin des Bestattungsangebots. Um die Verwaltung und die Vor-Ort-Betreuung kümmert sich die Friedwald GmbH. Die Zusammenarbeit aller drei Partner funktioniere gut und reibungslos.

Wie von dem Unternehmen zu erfahren war, hat es im Jahr 2024 bis einschließlich September 68 Baumbestattungen in dem Friedwald auf dem Härtsfeld gegeben. Im Vergleich zu diesem alternativen Begräbnisangebot lag auf den Gemeindefriedhöfen in Dischingen, Eglingen, Demmingen und Trugenhofen zusammengenommen 2024 bisher die Beisetzung in einer Urnenstele mit 19 Bestattungen an der Spitze, so die Dischinger Gemeindeverwaltung. Ein Trend in Richtung auf eher pflegefreie Grabformen ist somit auch hier erkennbar. Gefolgt wird diese Zahl dann von 15 Urnengräbern, vier Urnenbeisetzungen in den Friedhofs-Baumgräbern und drei Erdbestattungen.

290 Beisetzungen bisher im Friedwald Duttenstein

„Seit der Eröffnung im August 2020 gab es 290 Beisetzungen im Friedwald Duttenstein. Insgesamt haben sich 1110 Menschen für die letzte Ruhe hier entschieden“, erläutert Regionalbetreuer Lenhart. „Das bedeutet, dass sich viele Menschen zu Lebzeiten einen Baum im Friedwald aussuchen und für ihre Beisetzung vorsorgen.“ Bei den einzelnen Bestattungsformen würden jeweils etwa 40 Prozent der Menschen einen ganzen Baum für bis zu 20 Personen – etwa Familie oder Freundeskreis – oder eine Einzelruhestätte an einem Baum wählen. Die biologisch abbaubaren Urnen werden im Wurzelbereich beigesetzt. In 20 Prozent der Fälle werde ein Basisplatz als kostengünstigstes Angebot für den akuten Trauerfall ausgesucht – allerdings kann hier der Baum nicht selbst bestimmt werden. Und schließlich gibt es noch einen „Sternschnuppen-Baum“ als Beerdigungsmöglichkeit für Kinder bis zum Alter von drei Jahren. Hier kosten die Plätze nichts.

Namenstafeln an den Bäumen kennzeichnen die Grabplätze im Friedwald Duttenstein. Foto: Friedwald GmbH

Je nach gewähltem Angebot liegt die Ruhezeit bei 15 oder 99 Jahren. Dekorationen sind an den Grabstellen nicht zulässig, die Grabpflege wird dem Friedwald-Konzept gemäß der Natur überlassen. An den Baumstämmen werden Namensschilder der Verstorbenen angebracht. Verschiedenfarbige Bänder kennzeichnen freie Bäume oder Plätze. Derzeit seien in Duttenstein 320 Bäume als Friedwald-Bäume taxiert und davon die Grabrechte an 215 Bäumen ganz oder teilweise verkauft, so die Friedwald GmbH.

Hainbuchen sind etwas mehr gefragt als andere Baumarten

Gibt es womöglich Baumarten im Friedwald, die von den Menschen bevorzugt werden? „Die angebotenen Baumarten wurden in etwa ähnlich stark nachgefragt. Etwas überdurchschnittlich häufig wurden Hainbuchen verkauft“, sagt Lenhart. In Duttenstein seien die Hainbuchen eher kleinere Bäume, die in einer günstigeren Preiskategorie liegen als andere Baumarten. „Manchen Menschen gefällt vielleicht auch der nicht immer ganz gerade Wuchs der Hainbuche.“

2023 sei eine Kundenbefragung vorgenommen worden, bei der der Friedwald Duttenstein überdurchschnittlich gut bewertet worden sei, so das Unternehmen. Besonders gelobt worden seien die Freundlichkeit des betreuenden Förster-Teams, das Erscheinungsbild und die Begehbarkeit des Walds sowie die Orientierung im Wald. „Insgesamt ist die Zufriedenheit sehr hoch“, sagt Pressesprecherin Carola Wacker-Meister. Auch von Unternehmensseite her sei man zufrieden.

Neue Hütte und mehr Bänke

Die Situation im Friedwald Duttenstein entwickele sich insgesamt stetig positiv weiter, bilanziert das Griesheimer Unternehmen. „Erst kürzlich gab es einen stark besuchten Gedenkgottesdienst, an dem über 100 Menschen teilgenommen haben“, so Regionalbetreuer Lenhart. „Wir investieren regelmäßig in die Ausstattung des Bestattungswalds. So wurden beispielsweise eine neue Hütte aufgebaut sowie eine neue Sitzgruppe aufgestellt. Und es gibt jetzt insgesamt mehr Bänke in Duttenstein.“

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