Kleinkunst

Wie Helmfried von Lüttichau in Neresheim Musik, Comedy und Kabarett gekonnt vermischte

Mit seinem Soloprogramm „Plugged“ erfreute der Entertainer Helmfried von Lüttichau mit und ohne Gitarre sein Publikum in der Neresheimer Härtsfeldhalle.

Ja steckt denn dieser Helmfried von Lüttichau seine Nase überall hinein, war auf diversen Internetplattformen über den Schauspieler und Lyriker im Vorfeld zu seinem Auftritt zu lesen. Tut er – und das ist gut so. Vor nicht ganz zwei Jahren trat Helmfried von Lüttichau in der Dischinger Egauhalle auf und wusste sein Publikum zu begeistern. Am vergangenen Sonntag verschlug es den gebürtigen Hannoveraner im Namen der Dischinger Arche mit seinem Soloprogramm „Plugged“ nach Neresheim in die Härtsfeldhalle – das klingt nach einer richtig harmonischen Beziehung. Die 200 begeisterten Zuschauer sahen das sicherlich so.

Für die einen wird er wohl auf immer und ewig der Polizeiobermeister Johannes Staller bleiben. Betrachtet man den Auftritt am vergangenen Sonntagabend, versteht man hingegen, warum von Lüttichau mehr ist als nur ein ausdrucksstarker Schauspielcharakter: Er kann auf der Bühne seiner Kreativität freien Lauf lassen, und bezieht dabei sein Publikum gekonnt in die künstlerischen Darstellungen ein. Er präsentierte eine bunte Mischung aus Musik, Comedy und Kabarett im autobiografischen Format – dabei war die Klangkunst an diesem Abend einer der zentralen Aspekte.

Die Reinkarnation von Jimi Hendrix?

Wie würde sich das Leben eines Ü60-Newcomers entwickeln, dessen Frau glaubt, die nagelneue E-Gitarre käme aus dem Hubba Bubba-Automat und dessen Kumpel Christian Tramitz ihn als Bewegungslegastheniker tituliert? Leichtere bis mittelschwere Zweifel beschlichen den angehenden Rockstar obschon solcher Aussagen. Oder haben wir es bei Helmfried von Lüttichau doch mit einer Reinkarnation von Gitarrengott Jimi Hendrix zu tun? Zumindest ein kleiner Hauch von Hendrix lag in der Luft, als von Lüttichau seine Gitarre bearbeitete. Der stuft seine Entwicklungsmöglichkeiten an der Klampfe ziemlich realistisch ein. Sein Ziel: mit 80 Jahren ein passabler Gitarrist zu sein. Demnach hat von Lüttichau, der erst nach dem Ausstieg aus der Serie „Hubert und Staller“ Unterricht an den sechs Saiten genommen hat, nach Adam Riese noch schlappe 13 Jahre Zeit. Da geht also gefühlt noch was.

Der Wandler zwischen den Dialektwelten

Neben den musikalischen Finessen erzählte Helmfried von Lüttichau an diesem Abend auch zahlreiche Geschichten aus seiner Kindheit und Jugendzeit – die ersten wenig bahnbrechenden Erfahrungen an der Geige („Rockstar wird man nicht an der Violine“) haben ihn nachweislich geprägt. Querverweise zum großen Karl Valentin oder seinem Buddy Hannes Ringlstetter durften nicht fehlen. Und die Retrospektive zu Hubert und Staller will er auch nicht ganz zur Seite schieben – es war und ist nun mal die Rolle, mit der man den vielseitigen Mimen in Verbindung bringt.

Die Art und vor allem die Leidenschaft, welche von Lüttichau an den Tag legt, hat schon was: in lockerer und gelöster Runde, sich selbst alles andere als ernst nehmend und so ziemlich alles durch den Kakao ziehend, was nicht rechtzeitig bei 12 auf den Bäumen ist. Er lächelt ins Publikum und die Welt (hier: Neresheim) lächelt zurück. Dass von Lüttichau sein „Plugged“-Programm seit dem Auftritt in Dischingen an zahlreichen Stellen optimiert hat, sollte nicht unerwähnt bleiben und zeigt trotz aller Lockerheit, wie akribisch er an seinen Themen arbeitet. Dabei ist ihm die verbale Interaktion mit seinem Publikum besonders wichtig, für die er sich nach Veranstaltungsende viel Zeit genommen hat.

Unterm Strich ist es Helmfried von Lüttichau auch diesmal gelungen, mit seinen Gästen einen unterhaltsamen Abend zu zelebrieren – ein außergewöhnlicher, sympathischer Künstler mit einer gelungenen Mischung aus Geschichten, Anekdoten, Gedichten und lässigen Rocksongs von Bob Dylan bis Neil Young – das Härtsfeld jedenfalls liebt seinen „Pril“ und wird den „Wandler zwischen den Dialektwelten“ hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft wieder begrüßen dürfen. Die Chancen hierzu stehen wahrlich nicht schlecht, denn gegenwärtig arbeitet von Lüttichau an seinem zweiten Bühnenprogramm.

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