Neuer Vorstand und neue Produkte

Darum gibt es beim Geschäft der Vereinigten Filzfabriken Giengen mächtig Bewegung

Berater im Haus, Verkauf einer Sparte, neue Produkte: Das klingt nach viel Unruhe im Betrieb des Traditionsunternehmens Vereinigte Filzfabrik Giengen AG. Ist das wirklich so?

Darum gibt es beim Geschäft der Vereinigten Filzfabriken Giengen mächtig Bewegung

Gibt es Gedanken, den Standort der Vereinigte Filzfabriken Giengen bei Gerschweiler aufzugeben und die Produktion ins Ausland zu verlagern? Diese Frage stellte ein Aktionär im Rahmen der 139. Hauptversammlung des Traditionsunternehmens. Die Antwort: nicht im Geringsten. Wie Aufsichtsrat Martin Schäfer sagte, sei es nicht geplant, das Werk zu verlegen. „Ich möchte mich nicht zum Thema Deindustrialisierung äußern und auch nicht, aus welcher Ecke das befeuert wird“, so Schäfer.

Die Filzherstellung sei, so der Aufsichtsrat, eine Besonderheit. „Menschen, die das beherrschen, finden sich nicht an jeder Ecke. Und die Produktion funktioniert auch nicht auf Knopfdruck. Dazu braucht es viel Know-how. Das haben unsere Mitarbeiter hier. Wir werden am Standort festhalten“, sagte Schäfer.

Die 163 Mitarbeitenden, fünf Azubis eingeschlossen, werden das sicher positiv aufnehmen. Allerdings: Ohne Veränderungen blieben die vergangenen Monate für sie nicht. Bei den Abläufen, den Produkten sowie an der Spitze des Unternehmens gab es einiges an Bewegung. Und: Die Umstrukturierung scheint, das konnte man den Ausführungen bei der Hauptversammlung entnehmen, noch nicht abgeschlossen.

Mehrere Wechsel an der Spitze der Filzfabrik

Personell gab es mehrere Wechsel: Vorstand Karl-Ulrich Hömann hatte im August 2022 sein Amt niedergelegt. Als Nachfolger wurde Andreas Gerecke berufen, ab November 2022 zudem Jürgen Haggenmüller, der seit seit April 2023 als Alleinvorstand fungiert.

2022 musste Haggenmüller zufolge der hohe Auftragsbestand aus dem Vorjahr abgearbeitet werden . Gleichzeitig sei es darum gegangen, den Auftragsbestand zu sichern. Eingebunden waren zu dieser Zeit auch Berater für die Kernprozesse, deren Einsatz sich aber ausgezahlt habe. Als Ergebnis der Bestandsaufnahme seien in der Produktion und im kaufmännischen Bereich nicht nur eine verbesserte Transparenz, sondern auch eine höhere Kundenzufriedenheit erreicht worden. Obendrein habe man die Effizienz und die Qualität verbessern können. Gestiegen sei auch die Zufriedenheit aufseiten der Mitarbeiter. In der Folge sei es zu „deutlichen Verbesserungen“ bei Lieferterminen und Erlösen sowie insgesamt zu einer deutlichen Ergebnissteigerung gekommen.

Konzentration auf das Kerngeschäft

Im aktuell laufenden Geschäftsjahr gingen die Bestrebungen dahin, sich auf die eigene Fertigung zu konzentrieren, weshalb es zu einem Verkauf einer Sparte gekommen sei: Dabei handelt es sich um den Bereich Nadelfilz als Handelsware. Die Veredelung des Stoffs werde allerdings nach wie vor in Gerschweiler vorgenommen.

„Die Steigerung der Effizienz und der Effektivität in den Produktionsabläufen ist weiter Teil der Strategie“, so Vorstand Haggenmüller, der erklärte, dass man dabei sei, in allen Bereichen neue Produkte zu entwickeln, die ohne gewisse chemische Stoffe auskommen und nachhaltiger sein sollen. „Hier sind wir weit fortgeschritten“, so der Filzfabrik-Vorstand.

Das Geschäftsjahr 2022 der „Filze“

Die Vereinigte Filzfabriken Giengen sind in unterschiedlichen Sparten aktiv. Zu den Kunden zählen Unternehmen der Elektrogeräte-, Automobil-, Stahl- und Aluminium-Industrie. Ebenso werden Klavierbauer, Designer oder Raumausstatter beliefert. Ferner bietet das Unternehmen Lösungen zur grabenlosen Sanierung von Kanälen und Dichtungssystemen an.

Dem Geschäftsbericht für 2022 zufolge war das Jahr insgesamt durch eine gute Nachfrage nach allen Produkten geprägt. Die Umsatzerlöse stiegen auf 28,1 Millionen Euro (2021: 26,6 Millionen Euro). Sie wurden zu 40 Prozent im Bereich Wollfilz und zu 60 Prozent im Bereich Nadelfilze erwirtschaftet. Die Umsätze verteilen sich auf das Inland (53 Prozent), das europäische Ausland (42 Prozent) und das außereuropäische Ausland. Der operative Gewinn betrug 2022 0,7 Millionen Euro (2021: -0,1 Millionen Euro).

Für das Geschäftsjahr 2023 wird mit konstanten Umsatzerlösen bei gleichbleibender Gesamtleistung gerechnet. Der Verkauf einer Sparte sowie die Bereinigung des Portfolios sollen durch die verbleibenden Geschäftsfelder kompensiert werden.

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