Wie Nadine Steiner mit Resilienztraining Kinder selbstsicherer machen will
Als Kind, erinnert sich Nadine Steiner aus Hohenmemmingen, hat sie nicht gerade vor Selbstbewusstsein gestrotzt. „Ich musste mir das über die Jahre erst aneignen“, sagt sie. Mittlerweile arbeitet sie seit 20 Jahren als Erzieherin und musste vor allem in ihrer jetzigen Position als Kindergartenleiterin der Einrichtung im Giengener Hainbuchenweg lernen, auch mal Stopp zu sagen. Während der Pandemie hat sich Steiner dafür entschieden, sich zur Resilienz- und Selbstbehauptungstrainerin ausbilden zu lassen, um Kinder, die gemobbt werden oder nur wenig Selbstvertrauen haben, besser schützen zu können. „Ich habe mir immer gedacht, dass die normale Betreuung im Kindergarten einfach nicht reicht“, erklärt Steiner. In den vergangenen Monaten hat sie sich noch für weitere Kurse entschieden.
Frau Steiner, für mich ist Resilienz so ein Wort wie Nachhaltigkeit. Man liest es überall, es bleibt aber oft schwammig. Was bedeutet Resilienz für Sie?
Für mich bedeutet es Widerstandsfähigkeit. Als Trainerin helfe ich Kindern dabei, sich ein Schutzschild aufzubauen. Sollte ein Kind beispielsweise als „blöde Kuh“ beschimpft werden, kann sich das andere Kind durch seinen Schild besser selbst schützen.
Als Partnerin des Kinderschutzbundes Heidenheim arbeiten Sie seit ein paar Jahren mit Kindern, zusätzlich zu Ihrem Job als Kindergartenleiterin. Dennoch haben Sie sich zuletzt für noch mehr Weiterbildungen entschieden. Was hat Ihnen gefehlt?
Dass ich die Kinder jetzt stärken kann, ist die eine Sache. Das bringt aber ziemlich wenig, wenn Kinder die Übungen, die ich mit ihnen mache, nicht wiederholen. Das ist genau so, wie wenn wir eine Fremdsprache lernen und kurzzeitig beherrschen, dann aber nicht mehr üben und sie wieder verlernen. Deshalb war es mir wichtig, eine weitere Ausbildung zu machen, um Eltern und Pädagogen mit ins Boot zu holen. Jetzt kann ich auch ihnen zeigen, was sie machen können, dass Kinder von klein auf gestärkt sind. Außerdem habe ich mich als Kinder-, Jugend- und Familiencoach ausbilden lassen, da dreht sich dann alles um Einzelcoachings, in denen es auch um Themen wie die Trennung der Eltern oder Angst vor der Schule geht. Das mache ich dann entweder nur mit dem Kind oder mit der ganzen Familie.
Sie sagen, dass Mobbing bei Kindern immer häufiger auftritt. Woran machen Sie das fest und gibt es eine Erklärung dafür?
Natürlich gibt es Mobbing schon immer. Heute aber betrifft es der Bertelsmann-Stiftung zufolge schon jedes dritte Kind. Das fängt bei Kleinigkeiten an. Sätze wie „Das ist wieder typisch für dich“ oder „Stell‘ dich doch nicht so an“, sei es im Kindergarten oder auch von den Eltern, treffen manche Kinder mehr, als man denkt. Das ist dann vielleicht nicht böse gemeint, manche Kinder können aber nicht damit umgehen.
Anders gesagt ist das Problem nicht neu, man geht jetzt aber sensibler damit um?
Wir achten heute sicher mehr darauf, es wird aber auch schlimmer. Die Medien sind ein gutes Beispiel dafür. Früher fanden wir Gargamel bei den Schlümpfen schon schlimm, heute wären wir froh um ihn. Hinzu kommt, dass viele Eltern oft wenig Zeit haben und Kindern daheim ein sicherer Hafen fehlt. Auch das ist nicht böse gemeint, aber es müssen nun mal oft beide Elternteile arbeiten. Im Kindergarten kriege ich zudem mit, dass die Pandemie viel kaputt gemacht hat. Die Kinder, die in dieser Phase betroffen waren, sind heute absolut hintendran.
Haben Sie einen einfachen Tipp für Eltern, um ihre Kinder zu schützen?
Ich erwähne hier noch mal den sicheren Hafen, nichts anderes muss ein Zuhause sein. Ein Kind muss spüren, dass zu Hause immer jemand da ist. Eltern müssen zuhören und ihre Kinder so nehmen, wie sie sind. Vor allem müssen sie auch ehrlich sind und dürfen beispielsweise Gefühle nicht verstecken., Vielmehr sollte man dem Kind erklären: „Ich bin gerade auch traurig.“
Haben Sie mittlerweile das Gefühl, in der Form helfen zu können, wie Sie sich das wünschen?
Mittlerweile kann ich das ganze Gebiet gut abdecken, natürlich gibt es aber noch viele weitere Schulungen. Damit ist für mich vorerst Schluss, ich habe dafür aber neue Projekte. Ab April werde ich auf zwei Alpakahöfen bei Günzburg und in Söhnstetten Selbstbehauptungskurse anbieten, bei denen die Tiere miteinbezogen werden. Im Umgang mit den Alpakas müssen die Kinder auch sensibel sein und können dabei viel lernen. Am liebsten wäre es mir, wenn man uns Trainer irgendwann gar nicht mehr brauchen würde. Aber ich glaube, das dauert noch ganz schön lange.
Grundidee stammt von Daniel Duddek
Für ihre Ausbildung zur Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin brauchte Nadine Steiner drei Monate. Ihre Ausbildung fußt auf dem Programm „Stark auch ohne Muckis“ von Daniel Duddek. Duddek ist Erzieher, zweifacher Vater und selbst Coach. Darauf aufgebaut hat Steiner die Ausbildung zur Beraterin für Mobbingprävention und die Ausbildung zum Kinder-, Jugend- und Familiencoach.