Für mich stellt sich die Frage, warum sowohl Krankenhäuser als auch Rehakliniken wie ein Wirtschaftsbetrieb angesehen und behandelt werden. Heilungsprozesse nach Verletzungen oder Krankheiten sind nicht planbar. Dienen diese Einrichtungen nicht dazu, kranke Menschen zu heilen? Sollen sie nicht dazu beitragen, dass diese Menschen wieder das Leben führen können, welches sie vor ihrer Krankheit geführt haben? Menschen sind keine Wirtschaftsgüter, die man irgendwohin transportiert, nur damit sie einen Platz für Reha-Maßnahmen haben. Menschen haben eine Seele, Gefühle und sind verletzlich.
Ein aktueller Fall aus meinem nächsten Umfeld zeigt, dass bei Entscheidungen über Schließungen von derartigen Einrichtungen nicht nur betriebswirtschaftliche Gründe ausschlaggebend sein sollten. Es handelt sich um ein älteres Mitglied unserer Gesellschaft, das nach einem Sturz ein neues Schultergelenk implantiert bekommen hat. Die Reha-Maßnahmen wurden in Giengen in der geriatrischen Rehaklinik durchgeführt und waren erfolgreich. Die Patientin ist wieder zu Hause und kann nach der relativ kurzen Zeit der Reha viele Dinge des alltäglichen Lebens selber erledigen, was vor ein paar Wochen noch undenkbar war. Die Klinik in Giengen war heimatnah, damit bestand die Möglichkeit, dass Familienmitglieder zu Besuch kommen und motivierend zum Erfolg der Maßnahmen beitragen. Die Pflegerinnen und Pfleger, der Sozialdienst sowie die Therapeutinnen und Therapeuten waren sehr freundlich und kompetent.
Einzig in Giengen gab es eine Zusage. Ergebnis der Anfrage in vier alternativen Kliniken: Absage, Wartezeit oder keine Antwort. Die behandelnden Ärzte und Therapeuten waren der einhelligen Meinung, dass die verordneten Reha-Maßnahmen umgehend durchzuführen sind. An die Mitglieder des Kreistages, die für die Schließung der Rehaklinik in Giengen gestimmt haben: Sind sie ihrer Aufgabe als Volksvertreter nachgekommen, oder zählen in ihren Augen kranke und ältere Menschen nicht mehr zum Volk, das sie vertreten sollten? Ihnen ist zu wünschen, dass sie oder ihnen nahestehende Personen niemals in die Situation kommen, einen Reha-Platz zu benötigen.
Hans-Peter Benz, Itzelberg