Anfangs waren sie nicht unumstritten: Als 2001 auch in Giengen eine Helfer-vor-Ort-Gruppe (HvO) innerhalb der Giengener DRK-Bereitschaft ins Leben gerufen wurde, waren einige Stimmen zu vernehmen, dass dies unnötig sei. Dies mit der Begründung: Es gibt ja eine Rettungswache. Wie sich aber schnell herausstellte, war diese Skepsis nicht gerechtfertigt. Denn: Die Einsatzzahlen der Helfer steigerten sich von Jahr zu Jahr und pendelten sich ab 2009 um die 100 pro Jahr ein.
Mit der neuen DRK-Wache in der Schwage und einem zweiten Einsatzfahrzeug des Rettungsdienstes – ein
Notarzt war nun auch hier stationiert – waren allerdings wiederum Ansagen zu hören wie: HvO ist unnötig.
Stattliche Anzahl an Einsätzen für die freiwilligen Helfer
Wiederum zeigte sich, dass dies nicht stimmte. Das Gegenteil war der Fall: Die Einsatzzahlen blieben konstant, bevor sie dann seit 2022 sprunghaft auf das Doppelte anstiegen, mit 222 beziehungsweise 234 Einsätzen im Jahr 2023. Und das, obwohl bei einigen Alarmen kein Angehöriger der Gruppe kommen konnte, weil er sich zu weit vom Einsatzort entfernt aufhielt oder schlicht und einfach am Arbeitsplatz unabkömmlich war. Es ist für Arbeitgeber zuweilen schwierig, einen solchen „Ehrenamtler“ von der Arbeit freizustellen, ohne dass ein Produktionsablauf ins Stocken gerät. Zu bedenken ist, dass die freiwilligen Helfer ihr Geld anderswo verdienen als im Rettungsdienst. So war 2023 in 97 Fällen ein Helfer vor Ort am Einsatzort, in immerhin acht Fällen waren es fünf. Und wenn es 2023 auch tatsächlich kein einziges Mal vorkam, dass Helfer vor Ort in den Stunden zwischen Mitternacht und 6 Uhr zum Einsatz gerufen wurden, war dies in den Jahren zuvor mindestens ein gutes Dutzend Mal der Fall. Allerdings wurden im vergangenen Jahr immerhin 62 Mal Helfer vor Ort in den Stunden zwischen 18 Uhr und Mitternacht benötigt.
Bei ganz normalen Rotkreuzeinsätzen anzutreffen
So kann man HvOler auch bei ganz „normalen“ Rotkreuzaufgaben finden: als Führungskräfte, Fahrzeugverantwortliche und im Dienst bei Sport- und Kulturveranstaltungen, im Bergbad oder am Verkaufsstand auf dem Weihnachtsmarkt. Es kann durchaus geschehen, dass die Helfer vor Ort in ihrem Privatfahrzeug mit ihrer Dienstweste vor dem Rettungsdienst am Notfallort eintreffen.
Bisweilen erleben die Helfer Ungewöhnliches, mitunter sogar Belastendes: Wie sie berichten, war in einem Fall der Abtransport eines schwergewichtigen Patienten ein bemerkenswertes Ereignis, als die Feuerwehr die Person über das abgebaute Balkongeländer abseilen musste und ein Spezialfahrzeug angefordert werden musste.
Nach manchen Notfalleinsätzen ist es für die Helfer wichtig und hilfreich, die erlebten Szenarien im kollegialen Nachgespräch aufarbeiten zu können, etwa wenn Kinder trotz aller Bemühungen
nicht gerettet werden konnten, oder bei Suiziden.
Dennoch: Egal, ob sie allein oder zu mehreren als erste eintreffen, ob die Alarmierung zu einer Zeit passiert, in der die meisten Giengener schlafen oder sich amüsieren: die HvOler im DRK spüren eine Verpflichtung in sich, Menschen in Notfallsituationen zu helfen, indem sie lebensrettende Maßnahmen einleiten, bis die „richtigen“ Sanitäter kommen.
Sehr aktive „Helfer vor Ort“
Helfer vor Ort, so erklärt es der DRK-Landesverband Laden-Württemberg auf seiner Homepage, kommen immer dann zum Einsatz, wenn die ehrenamtlichen Helfer den Ort eines Notfalls schneller erreichen können als der Rettungsdienst oder aber, wenn das nächste Rettungsfahrzeug noch im Einsatz ist. Die Ehrenamtlichen übernehmen die Versorgung des Patienten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Sie führen lebenserhaltende Sofortmaßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch und betreuen die Patienten. Dabei steht jedem Helfer-vor-Ort eine komplette Notfallausrüstung zur Verfügung.