Manche erinnern sich vielleicht noch an die Eintragungen im Logbuch des Raumschiffs Enterprise nach der zumindest in der ersten Staffel frei erfundenen „Sternzeit“. Ähnlich muten Zeitangaben zum Breitbandausbau in Baden-Württemberg an, nachdem eine aktuelle Studie des Branchenverbands Bitkom festgestellt hat, dass gerade einmal 18 Prozent der Haushalte einen Glasfaserzugang haben.
Das heißt aber auch, dass noch 82 Prozent fehlen. Berücksichtigt man, dass bereits ab dem Jahr 1983 die ersten 100.000 Kilometer Glasfaserleitungen (die sogenannte Datenautobahn) verlegt worden sind, hat man also gut 40 Jahre für die ersten 18 Prozent gebraucht, was befürchten lässt, dass noch weitere 200 Jahre für den Vollausbau benötigt werden. Es rächt sich insbesondere, dass die Kommunen offensichtlich auch keine Leerrohre verlegt haben, weil der Breitbandausbau ja nach deren eigener Definition nicht zur Daseinsvorsorge zählt.
Jetzt sollen es die Bürger wieder selbst richten, indem sie fleißig Glasfaseranschlüsse im Voraus buchen, wobei die Wirtschaftlichkeit des zugrundeliegenden Geschäftsmodells angesichts der zu erbringenden Vorleistungen von Netcom und Co. nicht so ganz nachvollziehbar ist. Geht man beispielsweise davon aus, dass ähnliche Leitungslängen wie für Stromversorgung verlegt werden, dann wären das z.B. in Herbrechtingen ca. 270 Kilometer für 4095 Hausanschlüsse (Zahlen der TWH von 2021). Damit erscheinen die 200 Jahre Ausbauzeit schon fast realistisch, ganz zu schweigen von den Kollateralschäden an den Straßenbelägen und Grundstücken.
Vor diesem Hintergrund wäre es angebracht, wenn die zuständigen Bauämter zumindest einen groben Plan vorlegen würden, wie der Breitbandausbau jeweils ablaufen soll. Es haben ja nicht alle das Gottvertrauen in die Fähigkeiten der Verwaltung, wie es in Sontheim/Brenz anscheinend noch existiert. Sonst schreiben wir „Sternzeit“ 2224 und sind vielleicht ohnehin schon kabellos vernetzt.
Werner Buttschardt, Herbrechtingen