Der skelettierte Unterkiefer eines Esels: in Chile und Peru ist er fester Bestandteil der traditionellen lateinamerikanischen Musik. In Heidenheim – wenig überraschend – eher nicht. Und doch reicht der Einfluss des Quijadas – spanisch für „Kiefer“ – bis in die städtische Musikschule. Sein geistiger Nachfolger, die Gefäßrassel Vibraslap, ist der Namensgeber des musikschuleigenen Percussion-Ensembles. Und das schon ganz schön lange. 40 Jahre existiert „Vibraslap“ bereits. Das soll gefeiert werden.
In der Waldorfschule zelebriert „Vibraslap“ am Samstag, 27. April, die vier Jahrzehnte seines Bestehens. Wer kurz zurückrechnet, kommt folgerichtig zum Schluss, dass das Ensemble 1984 gegründet wurde. Der damalige Schlagzeuglehrer Marian Vaida rief die Gruppe seinerzeit ins Leben. Seit 2016 gibt der 31-jährige Fabian Kawohl bei „Vibraslap“ den Ton an.
„Vibraslap“ Heidenheim: Schlagzeug und Straßenbesen
Töne entstehen bei „Vibraslap“ natürlich nicht zuletzt am klassischen Schlagzeug. Tatsächlich greifen die Ensemblemitglieder jedoch praktisch zu allem, auf dem sich schlagen, klopfen, trommeln oder klatschen lässt. Da fallen einem sogleich Percussion-Instrumente wie das Marimbaphon oder das Vibraphon ein, doch auch vor Alltagsgegenständen wie Straßenbesen oder Pappkartons scheut in der Musikschule niemand zurück.
„Der Schwerpunkt liegt aber definitiv auf Melodie-Instrumenten“, berichtet Fabian Kawohl. „Ich lege Wert darauf, dass meine Schüler Stabspiele wie etwa Xylophone und Glockenspiele beherrschen.“ In den Anfangsjahren bestand „Vibraslap“ stets aus acht Spielerinnen und Spielern, in seiner Hochzeit umfasste das Ensemble bis zu 16 Mitglieder. An der Größe hat sich im Vergleich zur Gegenwart wenig geändert, an den Altersgruppen hingegen umso mehr.
„Der Nachwuchs ist stärker geworden“, erzählt Kawohl. Während früher das Hauptensemble größer war, hat das Juniorensemble dieses inzwischen längst überholt. Und noch etwas ist spürbar gewachsen: das musikalische Repertoire. Bei der Jubiläumsfeier zum 30-jährigen Bestehen habe „Vibraslap“ noch kein eigenständiges Programm auf die Beine stellen können und habe sich daher Unterstützung der hauseigenen Band geholt.
Üppig ist der Stückfundus zwar auch heute nicht unbedingt, doch Fabian Kawohl verspricht für das Jubiläumskonzert ein durchaus buntes Programm voller Werke, die primär von Schlagzeugern geschrieben wurden. „Diese Komponisten sind alle relativ zeitgenössisch.“ Einige Werke seien ursprünglich für ganz andere Arrangements geschrieben worden, darunter ein afrikanisches Stück, welches eigentlich für ein klassisches Streichquartett gedacht war. Um so eine „Vibraslap“-Setlist zusammenzustellen, muss man demnach ordentlich transponieren, arrangieren und gelegentlich sogar komponieren. Verzichtet wird hingegen auf eines: dirigieren.
Kein Dirigent beim Jubiläumskonzert in der Waldorfschule
Tatsächlich werden während des Konzerts allerlei Drumsticks, aber kein Taktstock geschwungen werden. „Das funktioniert natürlich nur, solange es keine starken Tempoveränderungen gibt“, weiß Kawohl. Man müsse daher vermehrt auf seinen Nachbarn und dessen Tempo und Rhythmus achten. Während „Vibraslap“ zumeist aus Kindern und Jugendlichen besteht, könnten besagte Nachbarn beim Jubiläumskonzert teilweise einen Tacken älter sein: Einige Ehemalige geben sich in der Waldorfschule ebenfalls die Ehre.
Außerhalb der Musikschule hat die Öffentlichkeit eher selten die Möglichkeit, „Vibraslap“ live, in Farbe und obendrein in Aktion zu erleben. Gelegentlich begleitet das Ensemble Umrahmungen öffentlicher Auftritte – „in der Waldorfschule wollen wir das, was wir haben und können, nach außen tragen und in die Stadt integrieren“, fasst Fabian Kawohl zusammen.
Jubiläumskonzert 40 Jahre „Vibraslap“: Eintritt frei
Das Jubiläumskonzert von „Vibraslap“, findet am Samstag, 27. April, ab 17 Uhr im Festsaal der Waldorfschule Heidenheim statt. Eintritt und Platzwahl sind frei, Spenden zur Deckung der Unkosten sind erbeten.