Industrie im Landkreis Heidenheim

Automobilzulieferer in Ostwürttemberg: Eine Branche im Wandel

Auch im Landkreis Heidenheim gibt es Unternehmen, die mit der Automobilbranche zusammenarbeiten. In welcher Situation sie stecken und wie sie die Zukunft gestalten können.

Automobilzulieferer in Ostwürttemberg: Eine Branche im Wandel

Auch wenn es in Ostwürttemberg keinen Automobilhersteller gibt, sind doch zahlreiche Betriebe im Ostalbkreis und im Landkreis Heidenheim direkt oder indirekt mit dieser Branche verbunden – und auf sie angewiesen. Beinahe jeder zehnte Beschäftigte in der Region arbeitet in einem Unternehmen, das vom Automobilsektor abhängig ist. Das ist das Ergebnis einer Studie, die IW Consult im Auftrag des Transformationsnetzwerkes Ostwürttemberg erarbeitet hat, und die jetzt bei der Industrie- und Handelskammer vorgestellt wurde.

Aus der Studie geht hervor, dass die Automobilwirtschaft in Ostwürttemberg für rund 1,8 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung verantwortlich ist und damit einen Anteil von 10,8 Prozent an der gesamten Wertschöpfung der Region hat. Mit 21.500 Erwerbstätigen sind rund neun Prozent aller Beschäftigten in dieser Branche tätig. Wobei der Löwenanteil im Ostalbkreis arbeitet, weil es hier deutlich mehr Betriebe in der Automobil-Zulieferung gibt als im Landkreis Heidenheim.

Viele Beschäftigte und produktionsnahe Bereichen

Ein besonderes Augenmerk legt die Untersuchung auf die produktionsnahen Bereiche der Automobilwirtschaft, weil der automobile Wandel weg von Verbrennerfahrzeugen und hin zu elektrischen Antrieben besonders auf diesen wirkt. Im Landkreis Heidenheim arbeiten 2,2 Prozent aller Beschäftigten in diesen produktionsnahen Bereichen, im Ostalbkreis sind es sogar 7,2 Prozent. Daran ist zu erkennen, dass der Transformationsprozess Betriebe im Ostalbkreis deutlich mehr betrifft als im Kreis Heidenheim. „Wir müssen uns aber als Region verstehen um die Zukunft aktiv gestalten zu können“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler. Der Transformationsprozess sei von sehr großer Bedeutung und betreffe alle Unternehmen, schon allein aufgrund der zahlreichen Veränderungen, etwa dem demografischen Wandel oder dem Klimaschutz.

Die Automobilwirtschaft stehe hier beispielhaft für die notwendigen Veränderungen, so Rentschler. Viele der Unternehmen in Ostwürttemberg machten 80 und mehr Prozent ihres Umsatzes im Automotive-Bereich, sagt Markus Schmid. Einige wollten diesen Anteil reduzieren oder sich komplett anderen Branchen zuwenden, auch das sei eine Erkenntnis aus der Studie, so der IHK-Bereichsleiter für Standortpolitik und Unternehmensförderung. Grund dafür sei, dass durch den automobilen Wandel hin zu Elektroantrieben und zum autonomen Fahren von einbrechenden Stückzahlen ausgegangen wird. „Deshalb versuchen viele Unternehmen, sich anderweitig zu orientieren und die Abhängigkeit von der Automobilindustrie zu reduzieren“, so Schmid.

Auch andere Branchen vom Wandel betroffen

Dass die Transformation in der Wirtschaft nicht nur die Automobilzulieferer, sondern auch viele andere Branchen in der Region betrifft, machten die beiden Landräte Peter Polta (Landkreis Heidenheim) und Dr. Joachim Bläse (Ostalbkreis) bei der Präsentation der Studie deutlich. „Die Industrie ist der Kern eines Wirtschaftsstandorts und wir können dabei helfen, den Wandel mitzugestalten“, so Bläse. Deshalb sei es wichtig, dass alle Akteure gemeinsam an einem Strang ziehen, so wie beim Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg. Dass man Landkreise oder Kommunen nicht isoliert sehen darf, sondern regional gedacht werden muss, unterstrich Polta: „Wir brauchen ein gemeinsames Zukunftsbild, nur so können wir den Wandel aktiv gestalten.“

Dass dabei auch die Mitarbeiter in den Betrieben eine große Rolle spielen und mitgenommen werden müssen, verdeutlichte Tamara Hübner, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Aalen/Schwäbisch Gmünd: „Die Menschen müssen verstehen, warum der Wandel nötig ist und wohin sich ihre Betriebe entwickeln. Nur wenn das Gesamtpaket passt, gelingt es, Fachkräfte zu halten und anzusiedeln.“ Dem widersprach auch Markus Kilian (Südwestmetall) nicht. Seiner Ansicht nach ist es besonders wichtig, Mitarbeiter in den Betrieben zu qualifizieren und weiterzubilden, damit sie den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind.

350 Betriebe in der Region

Für die Studie, die über die Situation der Automobilzulieferer in Ostwürttemberg Aufschluss geben soll, wurden von IW Consult alle Unternehmen der Branche im Landkreis Heidenheim und im Ostalbkreis befragt. Rund 20 Prozent der befragten Unternehmen haben Markus Schmid zufolge geantwortet. Angeschrieben wurden rund 350 Betriebe.

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