Als die gelben Wasserbälle ins Becken geworfen werden, ist es ein paar Sekunden lang ganz still. Dann geht das große Patschen, Glucksen und Brabbeln los. Die Babys greifen begeistert nach den Bällen und lassen sich von ihren Müttern, begleitet von einem Huiiii, durchs warme Wasser ziehen. Wasserscheue Kinder findet man freitagmorgens definitiv nicht in der Aquarena. Vier Babyschwimmkurse für Kinder ab drei Monaten finden dann statt. Geleitet werden sie von Schwimmtrainerin Carina Bollongino.
Bei den Kleinsten geht es natürlich weniger ums Schwimmenlernen, es ist eher eine Art Wassergymnastik für Eltern und ihre Babys und eine Wassergewöhnung. Carina Bollongino zeigt den Eltern (überwiegend sind es Mamas, aber es dürfen auch Papas, Omas und Opas ins Wasser) Tricks und Griffe, wie man die Kleinen sicher im Wasser hält und bewegt. Es gibt Schwung-, Wasserguss- und Tauchübungen. „Das Wichtigste ist, dass alle Spaß haben“, sagt Bollongino, die sich vor 22 Jahren in der Wassergewöhnung für Babys weitergebildet hat.
Es gibt Studien, die zeigen, dass regelmäßige Bade-Gymnastik den Gleichgewichtssinn und die Koordination der Kinder nachhaltig verbessert. „Die Schulung der Motorik steht an erster Stelle, was den Nutzen von Babyschwimmen angeht“, sagt Bollongino. „Genauso wichtig ist aber die Stärkung der Bindung zwischen Mutter und Kind durch das gemeinsame Erlebnis im Wasser.“ Dazu kommen das veränderte Körpergefühl im Wasser, der Auftrieb und Widerstand. „Das sind ganz andere Reize, und die fördern die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes.“
Die Babyschwimmkurse sind sehr gefragt. „Wir haben eine Warteliste von bis zu einem Jahr“, sagt Karl Niederberger, Vorsitzender des Schwimmvereins Heidenheim, der die Babywassergewöhnungskurse ebenso wie Kleinkindschwimmkurse ab zwei Jahren und Anfängerschwimmkurse ab vier Jahren anbietet. „Manche Frauen melden die Babys schon an, wenn sie erfahren haben, dass sie schwanger sind.“ Es sei ein Trend, so Niederberger. Aber ein sinnvoller. „Die Babys werden im Wasser motorisch und geistig sehr gefordert.“ Er steht am Beckenrand und sieht dem Treiben im Wasser entzückt zu. „Ist das nicht eine Idylle?“
Auch Tauchen kann Carina Bollongino den Eltern zeigen. „Das ist aber kein Muss“, sagt Bollongino. „Wir machen das nur, wenn sich Eltern und Kinder dabei wohlfühlen.“ Möglich macht das Untertauchen der Atemschutzreflex der Babys: Bei Benetzung des Gesichts mit Wasser wird automatisch der Atem angehalten. Aber haben die Mütter nicht trotzdem Angst, ihr Baby mit dem Kopf voraus ins Wasser zu tauchen?
„Ich vertraue Carina voll und ganz und hatte noch nie Angst“, sagt Sabrina Dambacher, Mutter der elf Monate alten Finja. „Mit meinem Großen war ich auch schon bei der Wassergewöhnung und finde es einfach super. Meine Kinder haben keine Angst vor Wasser und feiern die Dusche.“ Auch Elena Caponetto mit ihrem ebenfalls elf Monate alten Sohn Lino (tauchend auf den Fotos) feiert das Babyschwimmen. „Carina macht das einfach toll, und es fördert wirklich die Motorik, das merkt man auch am Krabbeln“, sagt Caponetto. Auch sie hat bereits mit ihrem älteren Sohn an den Kursen teilgenommen und hatte noch nie Sorge. „Man wirft die Kinder ja nicht wie in den USA kopfüber vom Beckenrand ins Wasser“, sagt sie. „Das hier ist kontrolliert und wir sind in guten Händen.“
Natürlich wird im 34 Grad warmen Babybecken auch mal geweint, wenn man aufs Wasser patscht und nicht mit Spritzern ins Gesicht gerechnet hat. „Das ist aber nicht schlimm“, sagt Carina Bollongino. „Wichtig ist, dass die Mutter trotzdem ruhig bleibt. Die Ruhe überträgt sich dann auf das Kind.“
Aber wie ist es mit Risiken? „Da fallen mir kaum welche ein“, sagt Bollongino. Bei Babys mit starker Neurodermitis sollte man wegen des Chlors im Wasser Vorsicht walten lassen. Außerdem gibt es Hinweise, dass Chlorwasser bei kleinen Kindern mit Allergieneigung Asthma begünstigen kann. „So einen Fall hatte ich in 22 Jahren noch nie“, sagt die Schwimmtrainerin. „Aber das muss natürlich nichts heißen, manche Krankheiten sind heute anders als früher.“ Im Zweifel sollten sich Eltern also vom Arzt beraten lassen.
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