Pädagogen fehlen

Das ist die größte Hürde beim Ausbau der Kinderbetreuung im Landkreis Heidenheim

Weil Erzieherinnen fehlen, könnte das System der Kindertagesbetreuung im Landkreis Heidenheim an die Grenzen kommen. Der Rechtsanspruch für Eltern muss jedoch gewährt sein. Die Landkreisverwaltung hat die Entwicklung skizziert.

Das ist die größte Hürde beim Ausbau der Kinderbetreuung im Landkreis Heidenheim

Die Städte und Gemeinden im Landkreis Heidenheim haben in den vergangenen Jahren viele neue Kinderbetreuungsplätze geschaffen, sei es für Kleinkinder, Kindergartenkinder und Schulkinder. Nur deshalb konnte bislang der Rechtanspruch der Eltern auf Betreuung rechnerisch erfüllt werden. Jedoch ist die Lage im Bereich der Kindertagesbetreuung so angespannt wie selten zuvor. Das geht aus dem Bericht von Alexandra Floruß hervor, die den Kreisrätinnen und Kreisräten im Jugendhilfeausschuss Bestand und Struktur der Kindertagesbetreuung skizzierte. Ein statistisches Pflichtprogramm, das der Landkreis alle zwei Jahre leisten muss, das aber auch die Finger auf die Wunden legt, die sich auftun.

Im Vorwort des Zahlenwerks heißt es: „Derzeit haben viele Träger Schwierigkeiten, ausreichend Personal für ihre Einrichtungen zu finden.“ Wie dieses zu finden ist, das wird laut Floruß eine wichtige Frage sein. Denn trotz des enormen Zuwachses an Personal in den Kitas fehlt es weiterhin an Fachkräften, so Floruß. Durch die demografische Entwicklung würden in den kommenden Jahren zudem Erzieherinnen ausscheiden. „Das erfordert eine regionale Strategie“, sagt Floruß, laut der die Aus- und Weiterbildung gestärkt werden sollte.

Kurz- und mittelfristig werden sich die Rahmenbedingungen aus heutiger Sicht nicht verbessern, heißt es im Bericht. Im Gegenteil: Entsprechend der Bevölkerungsvorausrechnung sei davon auszugehen, dass der Anstieg der zu betreuenden Kinder bis mindestens 2025 anhalten wird.

Der Überblick: Diese Plätze gibt es für Kinder im Landkreis Heidenheim

Der Landkreis Heidenheim hatte zum Stichtag 1. März 2023 insgesamt 124 Kindertageseinrichtungen mit 6.497 Plätzen, das bedeutet einen Zuwachs von 363 Plätzen und sieben Einrichtungen im Vergleich zum letzten Jahresbericht im Jahr 2021. Dass dieser Ausbau notwendig war, zeigt die Entwicklung bei den betreuten Kindern. Die Anzahl der betreuten Kinder ist im Vergleich zu 2021 um 421 Kinder enorm gestiegen auf 5.749. Auffällig ist, dass einzig die Regelgruppen, in denen die Eltern ihre Kinder in der Mittagspause abholen, weniger geworden sind, während die Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten immer stärker nachgefragt werden.

Die Lage beim Fachpersonal

Mehr Kinder bedeutet mehr Personal. Laut Bericht waren im Landkreis Heidenheim Ende 2022 so viele Personen in den Kitas beschäftigt wie nie zuvor. Seit 2015 gibt es einen Zuwachs von 247 Fachkräften auf 1.064, das ist ein Plus von 30 Prozent. „Ohne Personal kann die modernste Einrichtung kein qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot vorhalten.“

Betreuungssituation der Kinder unter drei Jahren

Immer mehr Eltern nutzen Krippenplätze, von denen es nun 670 und damit 70 mehr seit 2021 im Angebot gibt. 790 Kinder unter drei Jahren wurden zum Stichtag betreut, das ist ein Anstieg von 18,7 Prozent oder ein Plus von 102 Kleinkindern.

Situation für Kinder im Kindergartenalter

Zum Stichtag besuchten 4.479 Kinder im Kindergartenalter eine Kita, das ist ein Plus von 241 Kindern innerhalb von zwei Jahren. „Im Hinblick auf den voraussichtlichen Bevölkerungszuwachs ist auch in dieser Altersgruppe ein weiterer maßvoller und bedarfsgerechter Ausbau notwendig.“ Trotz des Ausbaus steige die Belegungsquote weiter an, was auch an der Absenkung der Gruppenstärke mit der Aufnahme eines Kleinkindes liege. Die Träger haben in den vergangenen zwei Jahren zwölf neue Gruppen eingerichtet, dennoch steige die Belegungsquote auf mittlerweile 88,5 Prozent an. Das heißt im Umkehrschluss: Die freien Plätze werden weniger, die Suche für die Eltern schwieriger.

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Kindertagespflege bei Tageseltern

Seit dem Corona-Knick werden auch wieder mehr Kinder in der Kindertagespflege betreut. Theoretisch stehen 556 Plätze zur Verfügung, aber 250 Plätze davon sind nur belegt, die meisten von Kleinkindern. Warum diese Differenz? Nicht alle Tagesmütter- und -väter belegen alle ihre Plätze. „Wir haben viele ausgebildete Tagespflegepersonen, aber ob sie Kinder aufnehmen, obliegt ihnen selbst“, so Floruß.

Betreute Schulkinder im Landkreis Heidenheim

Seit 2022, also seit Ende der Corona-Maßnahmen, gehen laut Alexandra Floruß wieder mehr Schulkinder in die Betreuung. 476 Schulkinder wurden betreut, 2021 waren es nur knapp 400. Angesichts des Rechtsanspruchs auf einen Hortplatz ab 2026 sollte das Angebot hier weiter ausgebaut werden, so die Empfehlung von Floruß.

Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler

Ab dem Schuljahr 2026/2027 wird stufenweise ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter eingeführt. Ab August 2026 haben zunächst die Kinder der ersten Klassenstufe diesen Rechtsanspruch. In den folgenden Jahren soll der Anspruch um je eine Klassenstufe ausgeweitet werden. Folglich hat ab August 2029 jedes Grundschulkind den Anspruch auf eine ganztägige Betreuung, auch innerhalb der Ferien mit Ausnahme von vier Wochen.

Während das für berufstätige Eltern der Ausweg für viele Betreuungsengpässe sein wird, ist die Umsetzung noch holprig: „Hat der Landkreis eine Strategie, wie wir diesen Rechtsanspruch erfüllen wollen?“, hakte Dr. Stephan Bauer (CDU) nach. „Da kriegen wir schon graue Haare“, sagte Landrat Peter Polta und beschrieb die vielen offenen Fragen, die es auch vonseiten des Gesetzgebers noch zu klären gilt. Zuständig dafür, dass es ausreichend Plätze gibt, ist nämlich das Landratsamt und damit im schlimmsten Fall auch verklagbar. Umsetzen können es aber nur die Städte und Gemeinden, wobei die Frage der ausreichenden Fachkräfte eine entscheidende sein wird.

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