Unter uns

Die Woche der hupenden Traktoren im Landkreis Heidenheim

Die Bauern haben auch im Landkreis Heidenheim in dieser Woche lautstark protestiert. Silja Kummer von der HZ-Redaktionsleitung zweifelt daran, dass sich deshalb an der komplizierten Situation der Landwirte etwas ändern wird.

Was für eine Woche, die hinter uns liegt: Kaum waren die ruhigen Tage des Jahreswechsels vorbei, gingen die Bauern in die Vollen und protestierten auch im Landkreis Heidenheim mit einer Vehemenz, die man so noch nicht erlebt hat. Vermutlich gibt es keinen Landkreisbewohner, der nicht zumindest einem hupenden Traktor begegnet ist. Ob die Proteste einen Effekt haben werden, bleibt abzuwarten. Denn selbst wenn die Landwirte den Regierungswechsel herbeiführen könnten, den sich offenbar viele wünschen: Daran, dass anderes Personal in ihrem Sinne besser agieren würde oder überhaupt könnte, zweifeln ja manche der Demonstranten sogar selbst.

Die Landwirtschaft ist nicht das einzige Gebiet, auf dem das Leben schwieriger und komplizierter geworden ist: Eigentlich kann man fast jeden fragen und er wird bestätigen, dass es in seiner Branche nicht so rosig aussieht - sprechen Sie mal mit Gastronomen, mit Lehrern, mit Handwerkerinnen, mit Unternehmen in der Immobilienbranche, mit Polizistinnen und Polizisten, Ärztinnen und Ärzten und natürlich auch mit dem Pflegepersonal: Niemand wird von der schönen neuen Welt schwärmen.

Den eigenen Vorteil im Blick

Aber tun wir uns selbst einen Gefallen, wenn wir immer nur über unsere Situation jammern? Immer nur das Negative sehen und beklagen, was wir alles nicht (mehr) haben? Es ist ja auch unbestritten, dass der Lebensstandard, den wir in Deutschland haben, auf dem Rücken anderer, ärmerer Länder ausgetragen wird, und dass er der Umwelt und damit der ganzen Menschheit schadet. Demut ist aber längst keine Tugend mehr, stattdessen scheint es mir manchmal so, als ob jeder nur noch seinen eigenen Vorteil im Blick hat, danach trachtet, seinen Besitzstand zu wahren und nach dem Sankt-Florians-Prinzip versucht, Unerwünschtes auf andere abzuwälzen.

Alle, die der Meinung sind, es werde alles immer schlimmer, seien an Cicero erinnert. Der römische Staatsmann und Philosoph hat mit dem Ausruf „O tempora! O mores!“ den Wandel der Zeiten und den Verfall der Sitten beklagt – und zwar vor knapp 2000 Jahren. Vielleicht ist die Angst vor Veränderung auch eine Typfrage. Haben Sie ein schönes und entspanntes Wochenende!

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