So können Eltern Kinder vor sexuellem Missbrauch im Internet schützen
Der Heidenheimer Verein G-Recht informiert Eltern und Jugendliche über Missbrauch im Internet, die Folgen und wie man sich davor schützen kann.
Bei einer Informationsveranstaltung in der Stadtbibliothek wurde umfassend über das Thema Sexualität von Kindern und Jugendlichen im Internet sowie deren strafrechtliche Folgen berichtet. Die Computerspielschule Heidenheim, eine Kooperation der Stadtbibliothek und des Kreismedienzentrums, sowie der Verein G-Recht hatten zur Information über die weitreichende Problematik eingeladen. 50 Besucher, darunter Schüler, Auszubildende, Eltern und Sozialpädagogen, folgten interessiert einem Film und einem spannenden Vortrag der Sozialpädagogin Franziska Danner vom Verein G-Recht.
Im Film „Im Netz 5: Sexualität im Internet“ von Claudia Boysen weiß der 15-jährige Peter genau, was er tut, als er die 13-jährige Paula vor laufender Kamera zum Sex nötigt („Sei kein Baby“). Er ist sich bewusst, bereits strafmündig zu sein, und benutzt, als die Freundin mit ihm Schluss macht, das Handy seines jüngeren Bruders, um das Video hochzuladen. Paula wird in den sozialen Medien aufs Schlimmste gemobbt und zum Selbstmord aufgerufen.
Strafrechtliche Konsequenzen drohen
Doch so ein Klick, das Hochladen und Verbreiten solcher Inhalte, bleibt nicht ohne Folgen, und so steht die Kriminalpolizei eines Tages vor der Tür von Peter und seinen Freunden und beschlagnahmt sämtliche Handys und Computer. Die Strafverfolgung beginnt und die Suche nach demjenigen, der für das Hochladen verantwortlich ist. Doch auch das Weiterleiten oder Speichern auf dem Handy zieht Konsequenzen nach sich. Die Eltern, die Schüler sind schockiert: „Ich hab nicht gewusst, dass das strafbar ist!“ Peter und seine Freunde müssen vor Gericht. Aber auch das hilft Paula nicht mehr: Ihr Video ist weltweit verbreitet.
Nach dem Film folgte der Vortrag der Sozialpädagogin Danner, die beim Verein G-Recht Jugendliche und Eltern über die individuellen und auch strafrechtlichen Folgen berät und mit vielen Fällen solcher Strafverfolgungen befasst ist. Sie wies eindrücklich darauf hin, dass ein einziges Hochladen solcher Bilder oder Videos, zum Beispiel in einem Klassenchat, weitreichende Folgen hat, nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Eltern und alle, die dieses Material auf ihrem Endgerät haben. Dabei handelt es sich um den Besitz oder auch die unabsichtliche Verbreitung von kinder- und jugendpornografischem Material, was strafrechtliche Konsequenzen nach sich zieht.
Bei Verdacht zur Polizei gehen
Danner rät dringend dazu, bei Kenntnis von solchen Vorgängen sofort mit dem Gerät zur Polizei zu gehen, schon bei einem Verdacht oder einem komischen Gefühl, und sich dort beraten zu lassen. Auf keinen Fall sollten diese Dinge weitergeleitet werden, auch nicht, um sich zu informieren.
Die Sozialpädagogin sagte aber auch, ohne Internet sei unser gesellschaftliches Leben nicht mehr vorstellbar und auch aus dem Alltag der Kinder und Jugendlichen nicht wegzudenken. Daher sei immer wieder das oberste Gebot: Sensibilisierung. Und weiter, an die Eltern gerichtet: „Lassen Sie sich zeigen, womit sich die Kinder und Jugendlichen beschäftigen! Die erklären Ihnen das gerne und dann werden Sie auch Ansprechpartner, wenn es Probleme gibt.“
App "Deep Nudes" generiert Nacktfotos
In der folgenden Diskussion wurden weitere gravierende Problematiken benannt, zum Beispiel „Deep Nudes“, eine App, bei der mithilfe von Algorithmen aus ganz normalen Internetbildern Nacktfotos generiert werden. Kaum zu unterscheiden, und der Schaden ist passiert. Daher auch immer wieder der Rat: „Stellen Sie keine persönlichen Bilder von sich oder Ihren Kindern ins Netz. Schützen Sie Ihre digitale Privatsphäre. Machen Sie sich kundig.“ Unter https://www.css-hdh.de/Veranstaltungen/ sind zahlreiche Links dazu aufgeführt.
Hilfe und weitere Angebote
Der Verein G-Recht bietet umfassende Beratung bei Täter-Opfer-Ausgleich, im sozialen Bereich sowie bei Strafverfolgungen.
Die Computerspielschule bietet neben Infoveranstaltungen kostenlose Treffs an: zum Spielen mit X-Box und Co freitags und zum kreativen Gestalten mit 3D-Drucker, Coding und Robotik mittwochs, jeweils von 14 bis 17 Uhr außer in den Ferien.
Der nächste Film mit Diskussion ist „Masel Tov Cocktail“ am 25. Oktober um 19 Uhr.