Kein Brenzpark-Festival? Kein Brenzpark-Festival! Abgesagt. „Schweren Herzens“, sagt Veranstalter Siggi Schwarz. „Doch unterm Strich, nach Abwägung aller Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, blieb mir keine andere Entscheidung übrig.“
Nicht, dass er nicht gewollt hätte. Und nicht, dass er nicht alles versucht hätte. „Denn nichts zu machen, ist ja das Allerletzte, was einem Veranstalter vorschwebt. Es ist das genaue Gegenteil von dem, was man von sich selber erwartet.“ Aber trotzdem: „Am Ende war es diesmal so, dass ich zu der Erkenntnis gelangt bin, dass man nichts erzwingen wollen sollte. Dann lieber nichts, als irgendwas, das der Marke womöglich mehr schaden könnte als ein Jahr Pause.“
Zuerst war Sting im Gespräch für das Heidenheimer Brenzpark-Festival
Also: kein Brenzpark-Festival 2024. Wie konnte es dahin kommen? Woran ist das Ganze gescheitert? „Unterm Strich daran, dass ich keine Bands gefunden habe“, sagt Siggi Schwarz. Dass es ganz so einfach dann doch nicht ist, signalisiert schon der Nachsatz: „Dass ich, zumal in einem Jahr, in dem ohnehin nicht allzu viel, was infrage käme, auf Tour geht, keine Band gefunden habe, die zu Heidenheim passt.“
Nicht, dass es nicht zweimal beinahe gepasst hätte. „Ganz am Anfang war Sting für Heidenheim im Gespräch“, verrät Schwarz. „Und ich war eigentlich auch ganz guter Dinge, dass das im Juni was werden könnte. Dann kamen die ‚Jazz Open‘ in Stuttgart mit einer deutlich höheren Gage dazwischen, da konnte ich nicht mithalten.“
Peter Fox, ZZ Top, Neil Young: Alles nur theoretische Optionen
Statt Sting wäre dann beinahe Peter Fox gekommen. Das wiederum hat Siggi Schwarz so erlebt: „Ich hatte die mündliche Zusage seines persönlichen Managers. Aber das Tour-Management hat sich dann für Neu-Ulm entschieden, wo man im Wiley-Park mit 20.000 Besuchern rechnen kann und nicht mit maximal 10.000 wie hier im Brenzpark. Für ein Konzert in Fulda übrigens wurden 10.000 Karten für Peter Fox an nur einem Tag verkauft.“
Und dann wäre da noch „ZZ Top“ gewesen. „Die hätte ich im Juni an einem Montag haben können“, sagt Siggi Schwarz. „Aber an einem Montagabend kann ich in einem Ballungsraum wie Stuttgart ein Open-Air machen, nicht jedoch in Heidenheim, wo ich als Veranstalter ohne großes Umland agieren muss.“
Neil Young hätte man an die Brenz locken können. „Unter der Woche für 500.000, an einem Wochenende für eine Million Euro“, rechnet Siggi Schwarz vor. „Darüber muss man dann gar nicht nachdenken. Und die 'Simple Minds' zum Beispiel, die mir ebenfalls angeboten worden waren, würden nicht so viele Leute nach Heidenheim locken, damit am Ende die Rechnung auch nur auf null ausgehen würde.“
Minimum 5000 Besucher in Heidenheim wären nötig
Womit die wirtschaftliche Ebene des Geschäfts erreicht wäre, „die ich“, so Schwarz, „auch anführen muss, wenn wir darüber reden, warum ich 2024 in Sachen Open-Air passe“. Und in dieser Beziehung hätten sich die Zeiten seit Corona doch sehr verändert. „Zunächst einmal sind die Bands sehr viel teurer geworden. Gleichzeitig werden die Ansprüche an die Technik und das Drumherum immer höher. Und gerade die Kosten für die Technik wiederum haben sich glatt verdoppelt.“
In Heidenheim, listet Siggi Schwarz weiter auf, komme nun dazu, dass der Brenzpark zwar eines der schönsten Open-Air-Areale sei, hier allerdings die Infrastruktur erst immer wieder neu aufgebaut werden müsse. „Wenn man das alles mitberücksichtigt, kommt man zu dem Ergebnis, dass ich für ein Open-Air im Brenzpark inzwischen schon einen Act mit entsprechendem Bekanntheitsgrad haben muss, der 5.000 Besucher nach Heidenheim zieht, sodass auch auf der Einnahmenseite etwas hereinkommen kann. Dass die Karten in, wenn ich das so sagen darf, meinem Heidenheim günstiger sind als anderswo, so wie ich das früher gehandhabt habe, gehört auch der Vergangenheit an. Denn bei solcher Romantik macht heute kein Management mehr mit. Und, wo wir schon beim Geld sind: Veranstalter in Ballungsräumen kommen nicht nur leichter an Publikum, sie kommen auch leichter an Sponsoren und finanzielle Unterstützung, mit deren Hilfe sie sich dann wiederum auch beim Einkaufen leichter tun. Da kommt eins zum anderen.“
Großer Name für 2025: Kommt Bryan Adams?
Und für Heidenheim springt dieses Jahr nichts dabei heraus. „Leider ja“, sagt Siggi Schwarz. „Wie schon gesagt, es war nichts zu finden, was für Heidenheim passt. Ich fühle mich nicht wohl dabei, das gebe ich ganz offen zu. Aber nun ist es so, wie es ist.“
Und wie wird es sein? Nächstes Jahr? „Anders“, verspricht Siggi Schwarz. „Besser. Stand jetzt habe ich Bryan Adams an der Angel, denn der spielt 2025 keine Hallen-Tour, sondern wieder einmal eine Open-Air-Tournee. Ganz grundsätzlich aber will ich es jetzt mal für nächstes Jahr so formulieren: Ich garantiere einen großen Namen.“
32 Bands und 110.000 Besucher in 15 Jahren
Seit dem Jahr 2007 veranstaltet Siggi Schwarz das Brenzpark-Festival in Heidenheim. In 15 Jahren spielten hier 32 Bands und lockten über 110.000 Besucher. Zweimal, in den Jahren 2020 und 2021, blieb wegen Corona die Musikküche kalt. Der Besucherrekord resultiert aus dem Jahr 2010, als am 18. Juni „Culcha Candela“ 7.500 Fans lockte. Im Brenzpark zu erleben waren bisher: 2007 „Status Quo“, „Silbermond„, "Die Egerländer Musikanten“; 2008 „Jethro Tull“, „Ich und Ich“; 2009 „Silbermond“, „BAP“, „Boss Hoss“; 2010 „Culcha Candela“, „Reamonn“; 2011 Hubert von Goisern, „Ich und ich“, „Die Atzen“; 2012 „Status Quo“; 2013 „Erste Allgemeine Verunsicherung“; 2014 Christina Stürmer, „Spider Murphy Gang“; 2015 Eric Burdon, „Gentleman“; 2016 Mark Forster, „Pur“; 2017 Chris de Burgh, „Silbermond“; 2018 James Blunt, „Revolverheld“; 2019 Nena, Mark Forster; 2022 Cro, „Boss Hoss“, „Pur“; 2023 Sarah Connor, Wincent Weiss.