Kriminalstatistik

Welche Delikte im Landkreis Heidenheim die Polizei 2023 beschäftigten

Die Kriminalität in den Landkreisen Heidenheim, Alb-Donau, Biberach, Göppingen und in der Stadt Ulm hat entgegen dem Landestrend nicht zugenommen. Bei zwei Gruppen musste die Polizei allerdings häufiger ermitteln als im Vorjahr.

Wie hat sich die Kriminalität im Landkreis Heidenheim entwickelt? Aufschluss gibt die Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Ulm, die Polizeipräsident Bernhard Weber und Sonja Bohlien, die stellvertretende Leiterin der Kriminalpolizeidirektion Ulm, am Donnerstag präsentierten. Eine positive Entwicklung ist, dass die Kriminalität in den Landkreisen Heidenheim, Alb-Donau, Biberach, Göppingen und in der Stadt Ulm entgegen dem Landestrend nicht zugenommen hat. Die Zahl der Straftaten sank im Jahresvergleich im Landkreis Heidenheim um rund 150 auf insgesamt 4507, die Kriminalitätsbelastung im Landkreis mit 3338 Straftaten pro 100.000 Einwohner ist laut Weber weit unter dem Landesdurchschnitt. Die Aufklärungsquote liegt mit 65,1 Prozent im Landkreis Heidenheim über der des Landes.

So hat sich die Kriminalität bei Ausländern entwickelt

Negativ ins Auge sticht der sprunghafte Anstieg der ausländischen Tatverdächtigen, darunter auch vermehrt Geflüchtete. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Unter allen 18.000 Tatverdächtigen im Präsidiumsbereich seien 44,5 Prozent nicht deutsch, so Weber. „Das ist eine hohe Zahl, die im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich gestiegen ist“, so Weber, der von einem Zehn-Jahres-Höchstwert spricht. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 39,6 Prozent. Deutlich erhöht hat sich ebenso der Anteil der Geflüchteten, der von 10 auf 13,9 Prozent gestiegen ist.

 „Ausländische Tatverdächtige sind deutlich überrepräsentiert“, so Weber. Selbst wenn man die Straftaten herausrechne, die nur von Ausländern begangen werden können, liege ihr Anteil bei 42,9 Prozent. Das ist deutlich mehr, als der Bevölkerungsanteil von Ausländern im Präsidiumsbereich, der bei 15,9 Prozent liegt.

Welche Straftaten werden von Ausländern begangen? Vor allem die Körperverletzungsdelikte haben laut Weber deutlich zugenommen. Aber auch Ladendiebstahl und das Erschleichen von Leistungen, wobei es vor allem um erwischte Schwarzfahrer geht, spielen eine große Rolle.

Mehr ausländische Tatverdächtige im Landkreis Heidenheim

Heruntergebrochen auf den Landkreis Heidenheim ergibt sich in Sachen Ausländerkriminalität ein ähnliches Bild. Innerhalb eines Jahres stieg der Zahl aller Tatverdächtigen um 100 auf 2413 an, die Zahl der nicht deutschen Tatverdächtigen jedoch um 135 auf 985. Bei den Asylbewerbern gab es ebenfalls einen Zuwachs von 180 auf 207. Der Anstieg war zwar im vorigen Jahr besonders deutlich, doch ist der Trend mit schwankenden Ausprägungen schon seit 2015 in der Statistik festzustellen.

Mehr straffällige Kinder im Landkreis Heidenheim

Zweite Auffälligkeit ist die Zunahme der Kinder- und Jugendkriminalität, die laut Weber Sorgen bereitet. Rauschgiftdelikte sowie Ladendiebstahl würden bei Jugendlichen vermehrt festgestellt. Bei Kindern spiele neben Diebstahl auch das Verbreiten pornografischer Schriften eine Rolle, zum Beispiel anhand von Fotos in Chats. Im Landkreis Heidenheim war die Entwicklung nicht ganz so wie im Präsidiumsbereich: Hier war die Zahl der Tatverdächtigen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren im Jahresvergleich rückläufig und sank um rund 100 auf 386. Bei den Kindern allerdings zeichnet sich der gleiche Trend ab: Hier gerieten 163 und damit 34 mehr unter Tatverdacht.

Bei diesen Delikten wurde die Lage besser

Die Fallzahlen entwickelten sich im Jahr 2023 in den einzelnen Deliktsbereichen unterschiedlich. Zu Rückgängen kam es in den Bereichen der Sexualdelikte von 146 auf 127, hier insbesondere bei Vergewaltigungen. Lediglich 17 Prozent der Taten spielten sich laut Sonja Bohlien im öffentlichen Raum ab, die Hälfte der Opfer hatte eine Vorbeziehung zum Täter. „Die Angst, von Unbekannten auf öffentlicher Straße angegangen zu werden, spiegelt sich in der Realität nicht wider.“ Vielmehr handle es sich hierbei oftmals um Beziehungstaten.  Bohliens Appell geht deshalb zu einer „gesunden sozialen Distanz. Wem vertraue ich, mit wem gehe ich mit.“

Sonja Bohlien, stellvertetende Leiterin der Kriminalpolizeidirektion Ulm. Karin Fuchs

Einen Rückgang verzeichnete das Präsidium bei den Sachbeschädigungen. Im Landkreis sank die Zahl von 585 auf 483. Meist sei es schwierig, die Täter zu ermitteln. Oft gebe es bei der Sachbeschädigung Seriendelikte, vornehmlich bei Kfz-Schäden. Das zeigt die Einstellung der Gesellschaft, das Eigentum der anderen zu respektieren oder aus Zeitvertreib das Eigentum anderer zu beschädigen. Weniger geworden ist seit 2022 auch die Rauschgiftkriminalität, die Fallzahlen sind im Landkreis von 301 auf 234 gesunken. Der Rückgang hat laut der Kriminalbeamtin mit dem veränderten Verhalten in der Bevölkerung zu tun. Gestorben an den Folgen des Rauschgiftkonsums sind im Präsidiumsbereich 9 Menschen, im Jahr davor waren es 15. Im Landkreis Heidenheim gab es 2023 keinen Drogentoten.

Zunehmende Gewaltbereitschaft bereitet Sorgen

Sorgen bereitet der Polizei die zunehmende Gewaltbereitschaft, was sich am Anstieg der sogenannten Rohheitsdelikte widerspiegelt wie Raub, Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung. Mit 6331 Fällen sei das der höchste Stand seit Jahren, die die Polizeivertreter. Allein im Landkreis war die Entwicklung anders: Hier sind ist die Zahl der Rohheitsdelikte von 907 auf 890 gesunken.

Zugenommen haben zudem die Straftaten gegen das Leben. Im gesamten Präsidiumsbereich stieg diese Zahl von 37 auf 52 in, im Landkreis Heidenheim ermittelte die Polizei im vorigen Jahr in vier Tötungsdelikten. „Was mit Sorgen bereitet ist, dass in 37 Prozent der Fälle ein Messer im Spiel war.“ Das sei als Tatwaffe leicht verfügbar. Die Hemmschwelle, das Messer einzusetzen, sinke. „Oft ist es vom Zufall abhängig, ob das Opfer überlebt.“

Stark zugenommen hat die Zahl der Diebstähle, vor allem die Ladendiebstähle, Im Landkreis stieg die Anzahl von 377 auf 411. Auffällig hier ist laut Polizei der Anteil ukrainischer Staatsangehöriger, hier habe die Tatverdächtigenzahl um 230 Prozent zugenommen.

Steigende Gewalt gegen Polizeibeamte

Täglich könnte Polizeipräsident Bernhard Weber einen Strafantrag stellen, weil Polizeibeamte Opfer von Beleidigung geworden sind. Die Spitze sind dabei Gewalttaten, die laut Weber ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht haben. 331 Delikte wurden im Bereich des Polizeipräsidiums 2023 erfasst und damit 22 Taten oder sieben Prozent mehr als im Vorjahr. 653 Kolleginnen und Kollegen seien Opfer der Gewalt geworden, nicht eingerechnet sei dabei Beleidigung oder Sachbeschädigung. 193 der Beamten seien verletzt worden, zwei davon schwer.

Der Landkreis Heidenheim war im zurückliegenden Jahr bei der Gewalt gegen Polizeibeamte eine Ausnahme: 41 Gewaltdelikte gegen Polizisten wurden registriert, acht weniger als im Vorjahr. Allerdings ist auch hier die Aggression gegen die Polizei gestiegen, wenn man auf die 24 Delikte im Jahr 2019 zurückblickt.

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