Quietschbunte Beratungsinseln in Form von Ohrensesseln, lässige Sitztreppen, lockere Tischgruppen, viel Licht und Platz sowie kleine Beratungszimmer für vertrauliche Gespräche: So sieht es in der neuen Jugendberufsagentur (JBA) Heidenheim aus, die im August im früheren DHL-Backsteingebäude an der Friedrichstraße 2 eröffnet hat.
Alles, nur kein Behördengefühl soll hier aufkommen, auch wenn drei Behörden am Werk sind, um jungen Menschen bis 25 Jahre in vielen Lebenslagen zu helfen. Sei es bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle, Hilfe beim Bewerben oder bei Fragen zum Lebensunterhalt: Die Jugendlichen sollen Antworten von Fachkräften finden, ohne sich überlegen zu müssen, welche Behörde denn nun eigentlich für ihr Anliegen zuständig sein könnte. Die Grenzen verschwimmen unter dem Dach der JBA, in der Mitarbeitende von Jobcenter, Agentur für Arbeit und Landratsamt Heidenheim gleichrangig kooperieren.
Heidenheimer JBA und die Geschichte des neuen Logos
Zwei Jahre hat die Suche nach einem geeigneten Gebäude gedauert, dann wurde grundlegend umgebaut. Über dem Eingang prangt das Logo, ein geschwungener Schriftzug JBA, über dem eine Figur springt, einen Koffer in der Hand. Nur die Farbe Rot lehnt daran an, dass hier Jobcenter und Arbeitsagentur mit im Spiel sind. „Wir segeln alle unter der gleichen Fahne, egal, unter welchem Logo wir sonst unterwegs sind“, sagt Jens Thielemann, Leiter der JBA, der gemeinsam mit mehr als 20 Mitarbeitenden die neue Einrichtung umtreiben wird.
„Mit dem neuen Angebot der Jugendberufsagentur wollen wir allen jungen Menschen einen leichten und übersichtlichen Zugang zu ihren Beratungsangeboten im Bereich Jugendhilfe ermöglichen. Gleichzeitig wollen wir die Jugendlichen bei einem erfolgreichen Übergang von der Schule in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt unterstützen“, fasst Landrat Peter Polta die Aufgaben der neuen Jugendberufsagentur zusammen. Claudia Prusik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Aalener Arbeitsagentur, ergänzt: „Bisher hatten Jugendliche unterschiedliche Anlaufstellen, wenn sie sich in der Berufsorientierung befanden oder bereits auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einem Job waren.“ In der Jugendberufsagentur werden sie ab sofort bei der Berufsberatung durch die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und das Landratsamt unter einem Dach ganzheitlich betreut.
Wer kann die JBA besuchen? Sie steht offen für alle Jugendlichen, ob mit oder ohne Termin. Anke Eberhardt, Pressesprecherin im Jobcenter, beschreibt die JBA als ein Come-in-Center: „Komm rein und dir wird geholfen.“
Wer das Gebäude betritt, läuft auf einen Empfangsbereich zu. Dahinter öffnet sich ein langer Gang, der in einen Veranstaltungsbereich mündet. Dort können laut Vorstellung von Thielemann künftig Veranstaltungen stattfinden. Vom Poetry Slam über Speed-Dating-Events zur Ausbildung, Messen bis hin zur Präsentation von Arbeitgebern oder Info-Veranstaltungen rund um den Ausbildungseinstieg. Mit Glaswänden können Räume variabel abgetrennt werden. „Wir wollten bewusst eine offene Atmosphäre schaffen“, so Eberhardt.
Noch ist es relativ ruhig in der JBA. Vorbei kommen bislang vor allem junge Menschen, die gezielt zu Beratungen eingeladen worden sind. Der Start sei bewusst auf die Sommerferien gelegt worden, sagt Eberhardt. Zum einen könnten sich die Strukturen einspielen, zum anderen nutzen gerade Eltern gerne die Ferien, um ihre Kinder beim Gang zur Ausbildungsberatung zu begleiten.
„Entspannt und unkompliziert“ beschreibt Barbara Stolz den Start ihrer Arbeit in der JBA, sie ist eine von zehn Arbeitsvermittlerinnen und -vermittlern der Agentur für Arbeit, die jungen Menschen bei der Berufs- oder Studienplatzwahl weiterhelfen oder auch gezielt Ausbildungsplätze vermitteln und beim Bewerben helfen.
Anlaufstelle in Heidenheim für alle unter 25-Jährigen
So ruhig wie aktuell wird es in der JBA nicht bleiben. Allein das Jobcenter betreut aktuell 760 junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Täglich ist auch eine Fachkraft vor Ort, die sich um Fragen von Geldleistungen kümmert. Denn die stehen oftmals an erster Stelle, bevor weitere Fragen wie zur Eingliederung oder Arbeitsaufnahme geklärt werden können. Hinzu kommen alle Jugendlichen, die über die Jugendhilfe des Landratsamtes unterstützt werden, unter anderem über das Projekt Eisberg. Eisberg steht dabei für: Eigenständigkeit stärken durch Beratung und Begleitung. Zielgruppe sind die jungen Menschen, die aus dem Hilfssystem ausscheiden und bedroht sind, aus dem Regelsystem zu fallen. Anja Wiesenfarth ist eine der Mitarbeiterinnen, die in solchen Fällen die Fachfrau ist. „Hilfe in allen Lebenslagen“, fasst sie ihr Angebot zusammen, das von der Hilfe bei Formularen und Anträgen bis hin zur Ausbildungs- oder Praktikumssuche reicht.
Auch wenn die Aufgaben unterschiedlich sind, eins haben alle JBA-Mitarbeitenden gemeinsam. „Sie wollen Hand in Hand unkompliziert, kompetent und vertraulich für die jungen Menschen da sein“, sagt Albert Köble, Leiter des benachbarten Heidenheimer Jobcenters. Das gemeinsame Ziel sei es, den Jugendlichen einen bestmöglichen Start ins Berufsleben zu ermöglichen.
Öffnungszeiten und Erreichbarkeit
Bewusst sind die Öffnungszeiten der JBA länger als in den meisten zugehörigen Behörden: montags bis mittwochs durchgehend von 8 bis 16 Uhr, donnerstags von 8 bis 17.30 Uhr und freitags von 8 bis 11.30 Uhr. Telefonisch sind die Beschäftigten zu diesen Zeiten unter Tel. 07321.74777-0 zu erreichen.
Am Freitag, 25. Oktober, findet die feierliche Eröffnung statt. Vormittags mit einer Feierstunde mit geladenen Gästen, ab 12 Uhr folgt ein Tag der offenen Tür für die interessierte Bevölkerung. Alle aktuellen Informationen zur JBA sind auf der Homepage unter www.jba-hdh.de zu finden.