„Ach, zählen Sie bitte nicht die anwesenden Jahrhunderte zusammen“, meinte, augenzwinkernd, Sissy Barth – obwohl sie unter den weiblichen Mitgliedern der Runde doch fast das Nesthäkchen war. Acht, man darf das hier unbeanstandet sagen: „alte“ Vertreter der traditionsreichen Volksschauspiele trafen sich jetzt im Café des Naturtheaters, um zu erzählen und zu plaudern über frühere Jahre und Jahrzehnte der Spielstätte auf dem Schlossberg.
Das Oktett ließ sich dazu anregen von Fotografien des geplanten Bandes „100 Jahre -100 Bilder“, das fertiggestellt sein soll bis zum Säkularfest des Naturtheaters. Martha Munz, Marianne Teicher, Ursula Metzler, Inge Eisenschmied und Sissy Barth sowie Helmut Kuhn (bei ihm sei jetzt das Alter doch verraten: Er wird heuer noch 96 Jahre alt!) sowie Dieter Junginger und Rudi Neidlein – allesamt langjährige Spieler und/oder Funktionsträger des Theatervereins, die Hälfte davon gar Ehrenmitglieder; und die letzten beiden waren tragende Akteure auf dem Schlossberg, bevor sie zur Freilichtbühne nach Königsbronn wechselten. Kuhn war sogar jahrelang Bundesversitzender des Bunds der Amateurtheater.
Allerlei Anekdoten auf Lager
Auf Einladung des Vereins „Naturtheater Heidenheim“ saßen sie zusammen. Sie kommentierten Aufnahmen und beantworteten Fragen von Christian Horn, eines ebenfalls seit Jahrzehnten auf vielen Ebenen aktiven Theatermachers, und Manfred Allenhöfer, der über mehr als ein Drittel Jahrhundert treuer Begleiter des (in oft mehrfacher Hinsicht) dramatischen Geschehens auf dem Schlossberg war. „Man hat auch früher schon gehändelt“, meinte etwa Kuhn, „das war damals auch schon so. Und miteinander angebändelt, auch wenn man anderweitig verheiratet war“. Wiederum andere seien ausgetreten, so erinnerte sich Junginger, weil sie nach der Aufführung „koi Ripple mehr gekriegt haben“; nicht wenige hätten sich „nicht engagiert wegen der Kunst, sondern wegen des guten Vespers“.
Erinnerungsselig und auch gelegentlich streitbar wurde etwa von (menschlich wie spielerisch) beeindruckenden Charakteren oder diktatorisch oder finanziell grob fahrlässig agierenden Vorständen berichtet. Und immer wieder erkannten sich die über die Jahrzehnte in unglaublich vielen Rollen Agierenden wieder auf den vorgezeigten Fotos. So rief die mittlerweile 86-jährige Martha Munz, deren Kommen nicht sicher war, angesichts eines Szenenfotos vom „Wilhelm Tell“ des Jahres 1952 fast schon jugendfrisch aus: „Die mit dem Melkkübel – das bin ja ich!“
100 Jahre, 100 Bilder
Präsentiert werden soll das Buch zur Geschichte des Naturtheaters „100 Jahre - 100 Bilder“ zum Tag der offenen Tür am 2. Juni im Naturtheater.