Dass beauftragte Handwerker trotz Zusage nicht erscheinen, haben viele schon erlebt. Dass sie ihre Arbeit halbfertig liegenlassen und sich für längere Zeit verabschieden, ist dann aber nochmal eine andere Nummer. So geschehen jetzt in Heidenheim, als während der Sanierung des Rathauses die mit den seit Herbst 2022 laufenden Arbeiten an der Fassade beauftragte Firma unlängst ankündigte, ihr Personal aus Kapazitätsgründen abzuziehen und die Montage erst im Januar wiederaufzunehmen. Folge: Das Vorhaben wird nach Einschätzung der Stadtverwaltung nicht im Mai, sondern wohl frühestens im Oktober 2025 abgeschlossen sein.
Der seitens Stefan Bubeck, Leiter des Geschäftsbereichs Hochbau, dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung erläuterte Sachstand sorgt nicht nur für anhaltendes Unverständnis, sondern hat auch gravierende Auswirkungen über das Rathausgebäude hinaus. Denn können dort weitere Gewerke nun erst mit Verspätung fertiggestellt werden, verzögert sich auch die Umgestaltung des gesamten Rathausumfeldes. Daran vermögen die seitens der Verwaltung angekündigten Schadenersatzforderungen gegenüber der Fassadenfirma nichts zu ändern.
Der angesprochene Stopp der Arbeiten könnte laut Rathaussprecher Stefan Bentele eine Kettenreaktion auslösen. Denkbar ist folgendes Szenario: Wird die Fassade im Bereich des Foyers nicht wie geplant fertiggestellt, dann verschieben sich nachfolgende Arbeiten. Das hat zur Konsequenz, dass das Bürgeramt länger als vorgesehen provisorisch im früheren LBBW-Gebäude bleibt. Dessen Umbau wiederum kann erst später vonstattengehen. Gleiches gilt für den davon abhängenden Einzug der Stadt-Information. „Insgesamt verlängert sich die Planungs- und Umbauzeit, was mit Mehrkosten verbunden ist“, so Bentele.
Das sind die anstehenden baulichen Veränderungen im Umfeld des Rathauses:
Abdichtung Tiefgarage
Nachdem 2016 und 2017 in der Rathaustiefgarage nicht nur die Elektro- und Lüftungsanlagen saniert wurden, sondern aus statischen Gründen auch der Beton, ist nun auf der Außenseite die an mehreren Stellen schadhafte und nur provisorisch instand gehaltene Abdichtung zu erneuern. In diesem Zug wird die ehemalige Tiefgaragenzufahrt an der Nordost-Ecke des Rathauses (Kreuzung Helmut-Bornefeld-/Christianstraße) beseitigt und eingeebnet.
Diese Arbeiten im ersten Bauabschnitt (nördlicher Bereich) sollten eigentlich zwischen März und Jahresende 2025 über die Bühne gehen. Die Verwaltung strebt jetzt eine Einigung mit der Fassadenfirma an, damit es im Sommer 2025 losgehen und der ursprüngliche Zeitplan eingehalten werden kann. Voraussetzungen sind Bentele zufolge die Fertigstellung der Fassaden an der Nordseite bis zum Haupteingang und das Verlegen der Baustelleneinrichtung.
Abbruch Meeboldhaus
Mit einem neuen Aufbau für die Garagendecke – unter anderem aus Gussasphalt, Glasvlies und Bitumen – ist es nicht getan. Zuvor schon wird voraussichtlich ab März 2025 das Meeboldhaus abgerissen. Zum einen überlagert es in einem Teilbereich die Tiefgarage. Zum anderen steht es den Plänen des Büros Terra.Nova aus München entgegen, das damit im Mai 2022 den städtebaulichen „Realisierungswettbewerb Rathausquartier, Grabenstraße, Hauptstraße und Hintere Gasse“ gewann. Vorgesehen sind Sitzstufen mit Schlossblick als Verknüpfung des südlichen Rathausgeländes mit der Grabenstraße.
Aufzug Grabenstraße
Der Bereich ums Rathaus wird nicht zum ersten Mal umgestaltet. Auch 2005 war das so, und seinerzeit wuchs auf der Nordseite des Meeboldhauses ein sechs Meter hoher Turm aus dem Boden. Darin: Ein Aufzug, der eine komfortable Verbindung zwischen den Parkdecks, der Grabenstraße und dem darüber liegenden Niveau des Rathauseingangs schaffen sollte. Mehrfach – zuletzt vor zwei Jahren – nahm sich der Lift seither eine Auszeit.
Grund: Nässe hatte im Schacht der Glas-Stahl-Konstruktion und an verschiedenen Bauteilen zu starker Korrosion geführt. Das ist auch jetzt wieder der Fall, weshalb eine neue Anlage mit Betonschacht und verbessertem Witterungsschutz vorgesehen ist. Betrieben wird die Tiefgarage von Apcoa. Das Unternehmen ist nicht an den Sanierungskosten für den Aufzug beteiligt.
Ebenfalls ein neues Gesicht erhalten der Zugang am Südende des Meeboldhauses und das dort befindliche WC. Das Dach des Eingangsbereichs wird wie das Trafo-Häuschen in die Außenanlagen integriert.
Vorgesehen ist bislang, dass der zweite, etwas höher gelegene Abdichtungsabschnitt, der den Eingangsbereich des Rathauses beinhaltet, zwischen März und Jahresende 2026 an der Reihe ist. Die sich daran anschließende Neugestaltung der Außenanlagen eingerechnet, ist nach heutigem Stand mit einem Schlussstrich unter dem gesamten Vorhaben nicht vor Mitte 2028 zu rechnen. Änderungen nicht ausgeschlossen.
Die Stadtverwaltung taxiert die Kosten für die Abdichtungs-, Abbruch- und Umbauarbeiten an der Tiefgarage auf 5,1 Millionen Euro. In dieser Summe sind der Fahrstuhl, der südliche Tiefgarageneingang und ein 20-prozentiger Aufschlag für Unvorhergesehenes enthalten. Hinzu kommen noch 340.000 Euro für den Abriss des Meeboldhauses.
Dieser Tage beginnt die Sanierung der Dächer des Emil-Ortlieb-Saals, des kleinen Sitzungssaals und der Fraktionszimmer. Stillstand herrscht derweil im nördlichen Sockelbereich, beim künftigen Bürgerfoyer auf der Westseite und bei der Verkleidung der Südfassade. Dort fehlen im achten Stock noch die Fassadenteile für den neuen Sozialbereich, zudem bis ins siebte Obergeschoss die Brüstungselemente, die Fenster und die Verkleidung der Saalanbauten.
Gemeinderat beschließt Ausschreibung
In seiner Sitzung am 17. Oktober hat der Gemeinderat den einstimmigen Beschluss gefasst, die Abdichtung an der Rathaus-Tiefgarage und die damit verbundenen Abbrucharbeiten wie von der Stadtverwaltung vorgeschlagen umzusetzen. Die Arbeiten sollen nun ausgeschrieben werden, für jeden der beiden Bauabschnitte separat. Die für die aktuelle Planung und den ersten Abschnitt erforderlichen Mittel sind bereits im Haushaltsplan berücksichtigt. Der den südlichen Bereich betreffende Rest muss in den Etats der Jahre 2025 bis 2028 vorgesehen werden.