Was soll ich nach der Schule machen? Wie finde ich einen Ausbildungsplatz? Wo gibt’s finanzielle Unterstützung für den Lebensunterhalt? Wer hat Tipps für eine fetzige Bewerbung? Viele junge Menschen schlagen sich mit solchen Fragen herum. Hilfe bei Problemen in fast allen Lebensbereichen verspricht die Jugendberufsagentur (JBA). Seit August bietet sie ihre Dienste in Heidenheim an, jetzt wurde sie offiziell eröffnet.
Behörden regeln viele Angelegenheiten des täglichen Lebens. Behörden haben aber auch eine eingebaute Hemmschwelle. Zumindest empfinden das viele so. Weshalb also nicht ihre Angebote in einer Anlaufstelle bündeln, die optisch rein gar nichts mehr von einer alten Schreibstube hat und Ansprechpartner für eine Vielzahl von Anliegen unter einem Dach bereithält. So geschehen in der JBA an der Friedrichstraße 2. Grundsätzlich sind dort Jugendliche die Hauptpersonen, beim förmlichen Auftakt traten allerdings zunächst drei Verantwortliche ans Mikrofon:
Der Agentur-Chef
742 junge Menschen haben sich seit August in der Jugendberufsagentur Rat geholt. Einrichtung und Zielpublikum fanden also schon in großer Zahl zueinander. JBA-Leiter Jens Thielemann warnte in seiner Ansprache davor, die dabei zustande gekommenen Kontakte automatisch mit Problemen zu verknüpfen: „Wir müssen aufpassen, dass wir das Positive nicht vergessen.“ Mit allen Besuchern kämen auch Potenziale durch die Tür, die es zu wecken und fördern gelte.
Thielemann formulierte eine Feststellung, der wohl die meisten der geladenen Gäste innerlich zustimmten: Das Establishment habe die Jugend schon immer kritisch gesehen. In letzter Konsequenz ergab sich seiner Beobachtung nach daraus ein verallgemeinernder Vorhalt: „Du hast dieses und jenes Problem zu haben, weil du 17 bist und noch keinen Ausbildungsplatz hast.“
Bezugnehmend auf die jüngst veröffentlichte Shell-Studie gab Thielemann zu bedenken, die heutige Jugend müsse sich in einer überaus unruhigen Zeit mit vielen Krisen, Umbrüchen und Ängsten zurechtfinden. Er appellierte daher dafür, ihr etwas zuzutrauen, „denn diese Generation ist nicht schlechter als frühere“. Eine Lanze für sie wollte er musikalisch gebrochen wissen – mit dem Lied „The kids are alright“ von The Who.
Die Arbeits-Direktorin
Martina Musati, Chefin der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, sieht die Heidenheimer JBA als einen Beitrag zu mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit. Ihr Plädoyer für ständige Weiterbildung untermauerte sie mit einem Verweis auf aktuelle Arbeitsmarktzahlen. Demzufolge ist die Arbeitslosenquote bei Ungelernten sechsmal so hoch wie bei jenen, die einen Berufsabschluss vorweisen können.
Landesweit gibt es mittlerweile fünf JBA. Dass die Zielgruppe im Vordergrund steht, zeigt sich in Heidenheim an der Entwicklung seit dem Ursprung dieser Idee um die Jahrtausendwende: helle Räume, bunte Farben und Begleitung aus einer Hand im gleichen Gebäude. „Das ist besser und viel spezifischer, als wenn man zu drei verschiedenen Behörden gehen muss“, sagte Musati. Sie sieht in dem Angebot „ein Ende des Verschiebebahnhofs und stattdessen ein entwicklungsoffenes und lernendes System“.
Der Landrat
Es ist keine neue Erkenntnis: Im Leben läuft’s nicht immer rund. Landrat Peter Polta bemühte sich dennoch, um den inhaltlichen Ansatz der JBA zu verdeutlichen. Damit der Übergang von der Schule ins Arbeitsleben gelingt, und der seiner Ansicht nach spannendste Lebensabschnitt bestenfalls nicht nur in einem Beruf, sondern auch in einer Berufung mündet, stehen Spezialisten verschiedener Fachrichtungen mit Rat und Tat zur Seite.
Das Themenspektrum reicht von der Bewerbung über familiäre Probleme bis zur Schuldnerberatung. Schlussendlich geht es Polta zufolge darum, Chancenungleichheit zu verringern, Ausbildungsabbrüche zu verhindern und sozialpädagogische Unterstützung zu leisten. Eine Information, die er einem möglichst breiten Publikum zugetragen wissen will – und sinnigerweise befindet sich die JBA ja in den ehemaligen Räumen eines Postverteilzentrums.
Kein Termin nötig
Die Jugendberufsagentur an der Friedrichstraße 2 hat montags, dienstags und mittwochs von 8 bis 16 Uhr geöffnet, donnerstags von 8 bis 17.30 Uhr, freitags von 8 bis 11.30 Uhr. Eine vorherige Terminvereinbarung ist nicht erforderlich. Im Internet ist die JBA unter jba-hdh.de zu finden.