Da war ja richtig was los. Wer am Samstagabend in Heidenheim war und Lust auf Kultur oder Geselligkeit hatte – am besten auf beides – der durfte wahrlich aus dem Vollen schöpfen. Neben dem Auftakt zum Lichtkunstfestival der Künstlergruppe „Whild Stage“ bot die dritte Auflage der neuen Heidenheimer Musiknacht mehr Livemusik, als ein Mensch an einem Abend schaffen kann. Und doch haben es viele versucht an diesem Samstagabend.
So macht Innenstadt Spaß: Endlich warme Temperaturen, bei denen die Menschen irgendwo zwischen Café Swing und Gesellschaftsgarten, Bistro am Flügel und Bistro im Zollamt flanieren, während aus den insgesamt 18 beteiligten Lokalitäten handgemachte Musik in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen tönt.
Bald kein Reinkommen mehr bei der Heidenheimer Musiknacht 2024
Und drinnen? Da drängte sich das dankbare Publikum vor den Bands und Solokünstlern, die das Organisationstrio Siggi Schwarz, Andreas Antoniuk und Jörg Stockinger zusammengetrommelt hatte. Und das Programm schien wirklich gut anzukommen, an vielen Orten gab es bald kein Reinkommen mehr. Aber das war halb so schlimm, auch draußen konnte man sich gut unterhalten und die Atmosphäre genießen. Man muss sich das wirklich noch einmal in Erinnerung rufen: In der Woche zuvor hatten wir sogar kurz Schnee.
Aber noch einmal einen Schritt zurück. Denn bevor das Spektakel seinen Lauf nahm, war da noch das Eröffnungskonzert in der Paulskirche, zeitlich ein wenig vorverlegt zum allgemeinen Start in den Lokalitäten. Andreas Kümmert, nicht zum ersten Mal in Heidenheim, gab sich gemeinsam mit seiner Band die Ehre. „Liebe Gemeinde“, öffnete der Sänger ganz andächtig und passend zur Lokalität. „Wir haben uns hier versammelt zur offiziellen Eröffnung der Musiknacht in Heidenheim.“
„Rocket Man“ Andreas Kümmert eröffnete die Musiknacht
Und was das Publikum dann in der gleich voll besetzten Kirche zu hören bekam, das war wirklich ein ganz starker Auftakt zu einer starken Musiknacht. Kümmert, dessen Stimme wie gemacht zu sein schien für die Kirchenakustik, zeigte die volle Bandbreite von sanft bis treibend, von melancholisch bis explosionsartig. Bereits bei den ersten Klängen wurde getanzt und bis zum Ende nicht mehr aufgehört. Ob Kümmerts eigene Songs wie „Spaceship“ oder seine Interpretation von „Ain’t No Sunshine“, das kam einfach gut an. Zum Schluss kam der „Rocket Man“, und da war längst klar, dass die Nacht gut wird.
Und das wurde sie, dank der zahlreichen tollen Künstler und Bands. Im Kultursalong etwa, wo „Cold Shot“ ihren Coverrock der 60er und 70er Jahre spielten und man bei dem brachialen Sound kurz überlegte, ob man sich Sorgen um das Dach machen muss. Übrigens eine der Lokalitäten, in denen das Publikum altersmäßig relativ durchmischt war, das war nicht überall so. Dass es nicht nur laut und wild geht, zeigte unter anderem die Stadtbibliothek. Hier waren mit Dave Hoven und „Fred“ kurzfristig zwei Solokünstler eingesprungen, und während es anderswo heiß herging, konnte man hier ganz gediegen sitzen und zuhören.
Mancherorts war es wirklich voll – und wurde dann noch voller. Im Pressehaus zum Beispiel kehrten „Liberty“ zurück und lieferten mit Hits wie „Highway to Hell“ oder „Bohemian Rhapsody“ Partystimmung, bei der man einfach nur mitsingen wollte. Ähnlich übrigens in der Kleinen Heilen Welt, wo „Unskilled“ mächtig Stimmung machten, und es war dem Publikum herzlich egal, dass bei der Coverrock-Band „Alles nur geklaut“ war, als diese den Prinzen-Song auspackte.
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„Wir brauchen die warmen Temperaturen“
Was sagen die Organisatoren? Die sind absolut zufrieden. Grandiose Stimmung, großer Andrang und sicher wieder mehr als 2000 zahlende Gäste, das ist die Bilanz der diesjährigen Musiknacht. Dass das Wetter eine Rolle spielt, ist dabei klar. „Wir brauchen die warmen Temperaturen“, so Siggi Schwarz am Sonntag. So hätte sich im Vorverkauf klar gezeigt, dass viele Menschen sich erst wenige Tage zuvor noch ihr Bändchen geholt haben, als der Wetterbericht schon klar grünes Licht gab. Eine Wiederauflage soll jedenfalls her. „Wir wollen alles daransetzen, dass die Musiknacht wieder stattfinden kann, müssen aber natürlich die finanzielle Seite vorher absichern“, so Schwarz.