Leserbrief

Von der Dividende ist noch kein einziger Brief zugestellt

Leserbrief zu Problemen bei der Zustellung der Post

Von der Dividende ist noch kein einziger Brief zugestellt

Die Meldung der Bundesnetzagentur über die Zunahme von Klagen über die unzureichende Beförderung und Zustellung der der Deutschen Post anvertrauten Pakete, Päckchen und Briefsendungen löst bei mir inzwischen Heiterkeit aus – kam doch gerade heute an einem Montag, an dem seit Jahren nur noch sporadisch zugestellt wird, die Briefpost der ganzen letzten Woche an! Wahrlich kein Einzelfall!

Wie oft wurde über dieses Thema in der Presse schon berichtet und was ist passiert? Nichts. Dieser kostspielige Beichtstuhl für die Folgen der politisch gewollten Privatisierung von Bahn und Post kanalisiert nur die Kritik an den unmöglichen Zuständen, denen Bürgerinnen, Bürger und Wirtschaft ausgesetzt wurden und werden. Ändern können die Damen und Herren der Bundesnetzagentur überhaupt nichts, denn welcher Unternehmensvorstand lässt sich in seine Kompetenz von irgendwelchen Bürokraten hereinreden? Im Gegenteil: die gesetzlichen Rahmenbedingungen mit ihren beschrieben Qualitätsstandards sollen demnächst auch noch aufgeweicht werden. Mit dem Ziel, die unternehmerische Kompetenz zu erweitern und eine „großzügigere“ Preisgestaltung zu ermöglichen. Wo das hinführen kann, sehen wir bei unseren Nachbarn. In Frankreich beträgt das Porto für Postkarte und Brief bis 20g in die Nachbarländer (also z.B. von Strasbourg nach Kehl) inzwischen 2 €! Zur Erinnerung: Wir hatten mal ein europäisches Einheitsporto auf der Basis des 20g-Briefes im Inland.

Wo liegen die Ursachen? Die Personalplanung ist dermaßen katastrophal, dass für eine zuverlässige Wahrnehmung der Aufgaben eines Unternehmens, dass die Beförderung von Paketen, Päckchen und Briefsendungen anbietet, die personelle Ausstattung vorn und hinten nicht reicht. Jahrelange Schlamperei und auch organisatorischer Dilettantismus haben die Voraussetzungen für diesen Zustand geschaffen. Die in diesem Jahr verabredeten tariflichen Verbesserungen wirken nur langfristig. Außerdem müssen Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen folgen. Dem Unternehmen liegen seit langer Zeit ganze Kataloge von Vorschlägen seitens der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di vor. Ihre Umsetzung ist überfällig.

Machen wir uns nichts vor. Ob die Herren an der Spitze der Post-AG Zumwinkel oder Apel heißen – sie haben vorrangig den Auftrag, dass das Unternehmen optimale Erträge abwirft. Alles andere ist zweitrangig. Und das tut es – nachzulesen in den jährlichen Geschäftsberichten. Die Dividendensätze sind stabil. Nur davon ist noch kein einziger Brief zugestellt.

Waldemar Hirsch, Heidenheim