Salonabend

Was das Heidenheimer Kunstmuseum mit „weißen Pülverchen“ am Hut hat

Sucht und Seelennahrung: um Drogen ging es beim jüngsten Salonabend im Kunstmuseum in Heidenheim.

Ausgehen und nicht genau wissen, was einen erwartet: Das Kunstmuseum ist immer ein Ort der Überraschungen. Im Besonderen aber, wenn Museumsleiter Marco Hompes den Salon öffnet. Dann weiß nicht mal er, was genau passieren wird. Auch der nunmehr zweite Salonabend im kleinen Ausstellungssaal im Erdgeschoss war solch ein Experiment, worauf sich vergangenen Mittwoch bereits gut 30 Besucher einlassen wollten. War doch in der Ankündigung geheimnisvoll von weißen Pülverchen die Rede gewesen.

Um Drogen sollte es denn auch gut zwei Stunden gehen. Schon vor der Debatte war eines klar: Der Wunsch von Hompes, dass dies ein Abend für alle Generationen werden soll, war in Erfüllung gegangen. Was sicher damit zusammenhängt, dass die mitwirkende Gruppe Whild Stage, ein vielköpfiges Kollektiv junger Künstler, einem jüngeren Publikum vertraut ist, der Ort des Kunstmuseums wiederum, ob man will oder nicht, für eine vom älteren Publikum gewünschte Seriosität steht. Was im Zusammenhang mit Drogen auch gut passt: Denn hierbei handelt es sich um eine ernste Sache.

Gefahr durch Gewohnheit oder Anreiz

Whild Stage und der Künstler Rainer Jooss loteten in einem komplexen Rollenspiel Tiefe und Weite der Süchte aus und spürten in der menschlichen Psyche dem nach, was aus einer Gewohnheit oder einem Anreiz eine Gefahr für die körperliche und seelische Existenz machen kann. Auf einem abwechselnd besetzten „Beichtstuhl“ forderten die Akteure voneinander Geständnisse und Aufklärung ein, warum exzessiv Pornos geschaut werden, warum man nicht mehr vom Handy loskommt, warum man sich mit Schmerztabletten ruhig stellt, warum man in ein Kiffer-Idyll flüchtet. „Die Hosen runter, es hat doch jeder ein Laster.“

Ein Weg zu sich selbst?

Oder sind Drogen nicht ein Weg zu sich selbst zu finden? Die unmittelbare Nähe zu den Spielern ließ an diesem Abend (anders als beim Betrachten von TV-Diskussionen) niemand unbefangen. Und entsprechend diskutierten die Gäste im Salon denn auch mit, warum Drogen omnipräsent in unserer Gesellschaft sind, warum diese ganz unterschiedlich bewertet werden, wie die Jugend aufgeklärt werden kann, ob nur die Dosis das Gift macht, ob die Einnahme von Drogen auf seelische Verletzungen zurückzuführen ist oder ob die Sucht erst eine Lust war, die dann in Abgründe gekippt ist. „Es fehlt die Seelennahrung in unserer Gesellschaft“, hieß es aus dem Publikum.

Der an diesem Abend servierte Wein hätte eigentlich alkoholfrei sein sollen. War er aber nicht. Und so kamen fünf Flaschen weg – zum Genießen und zur Nahrung des Gewissenswurms.

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