Die Bauarbeiten für den Erweiterungsbau der Dualen Hochschule sind auf der Zielgeraden, bis Ende des Jahres soll der Gebäudekomplex fertiggestellt sein. Davor tut sich, von der Kanalstraße aus gesehen – noch immer eine große geschotterte Fläche auf, die derzeit als Parkplatz genutzt wird. Doch eigentlich sollten auch auf diesem Areal längst Bauarbeiten im Gange sein.
Denn dem Bebauungsplan und den Plänen der Stadtwerke-Tochter „Objektbau Brenzpark GmbH“ zufolge soll hier ein riesiger Gebäudekomplex entstehen: Auf einer Länge von 110 Metern und mit einer Höhe von mehr als 20 Metern möchte das Unternehmen einen „Pixel“ genannten Komplex errichten, der als ergänzender Campus zur benachbarten Hochschule verstanden werden soll. Vorgestellt worden waren diese Planungen im Februar 2022, ein entsprechender Bebauungsplan ist seit demselben Jahr gültig.
Termine sind längst verstrichen
Mit dem Bau des „Pixel“, so die Aussage vonseiten der Stadtwerke im Jahr 2022, sollte begonnen werden, sobald der Rohbau für den DH-Erweiterungsbau fertiggestellt ist. Das war jedoch schon im September 2023 der Fall. Später hieß es dann, dass mit dem Bau eines Parkhauses im südlichen Bereich des Areals, etwa auf Höhe des Lokschuppens, im zweiten Quartal 2024 begonnen werden soll – auch das ist längst verstrichen. Bisher wurde bei der Stadt noch nicht einmal ein Baugesuch gestellt.
In diesem vierstöckigen Parkhaus, so die Überlegungen, sollen bis zu 460 Stellplätze entstehen. Doch nach wie vor ist von entsprechenden Arbeiten nichts zu sehen. Und allem Anschein nach wird das auch noch eine Weile lang so bleiben: „Aufgrund verschiedenster Entwicklungen und Optionen befindet sich das Projekt derzeit im Status der Umplanung“, heißt es auf Anfrage von den Heidenheimer Stadtwerken: „Hintergrund sind Idee und Gesprächsergebnisse im Austausch mit Partnern und potenziellen Nutzern. Von daher kann, bezogen auf die voraussichtlichen Umplanungsergebnisse, aktuell nichts Neues berichtet werden.“ Der Baubeginn des Parkhauses habe aufgrund der gegenwärtig zur Verfügung stehenden Parkflächen verschoben worden können, heißt es ergänzend von den Stadtwerken.
Doch was bedeutet all das für die bisherigen Planungen und den einstigen Zeitplan? In dem war einer Aussage der Stadtwerke vom Mai 2023 zufolge vorgesehen, dass der gesamte „Pixel“-Komplex im ersten Quartal 2026 fertiggestellt sein sollte. Dazu ist heute keine Aussage zu bekommen. Auch gibt es keine weiteren Erläuterungen oder Auskünfte zum Projekt. Noch nicht einmal dazu, ob das Unternehmen überhaupt an den ursprünglichen Plänen festhält oder eine völlig andere Nutzung des Areals im Blick hat, das die Stadtwerke-Tochter bereits Mitte Dezember 2021 von der Stadt gekauft hat.
Steht das Projekt infrage?
Die aktuelle Aussage der Stadtwerke-Pressestelle lässt viel Interpretationsspielraum: Steht das komplette Projekt infrage? Wird es überhaupt eine Bebauung geben? Soll das Gelände anderweitig bebaut und genutzt werden? Zieht sich die „Objektbau Brenzpark GmbH“ von dem Vorhaben zurück? Wie könnte eine Umplanung aussehen, und was könnte auf dem südlichen WCM-Areal entstehen? All diese Fragen bleiben derzeit unbeantwortet.
Die ursprüngliche Planung sah vor, dass auf dem Areal ein gegliederter Bau aus vier miteinander verbundenen Gebäudeteilen mit bis zu fünf Obergeschossen entstehen soll. Das Ganze mit einer spektakulären, futuristisch anmutenden Fassade. Allein dieser Teil des Neubaus wäre etwa 110 Meter lang und 26 Meter hoch. In dem Neubau sollten auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern Gewerbe- und Wohnflächen entstehen. Insbesondere Unternehmen aus den Bereichen IT sowie Forschung und Wirtschaft 4.0 sollten hier eine Heimat finden, ganz dem Campus-Gedanken der Stadtverwaltung folgend. Außerdem war angedacht, dass neben Büroflächen auch Räume für Freizeit und Konsum geschaffen werden. Weitere Flächen sollten für Gastronomie, Sport und Freizeitangebote sowie Versorgung und Handel gebaut werden. Die Geschäfte sollten der Versorgung des gesamten umliegenden Campus dienen und dabei das vorhandene Angebot ergänzen, hieß es im Februar 2022 vonseiten der Stadtwerke. Denkbar seien etwa eine Bäckereifiliale oder ein Café.
Stadt war in Planungen involviert
Bei der Erstellung des Bebauungsplans spielte auch die Stadtverwaltung eine erhebliche Rolle: „Wir waren von Anfang an in die Entwicklung des Konzepts eingebunden und haben uns mit den Investoren abgestimmt“, sagte Oberbürgermeister Michael Salomo im Februar 2022. Allen Beteiligten sei es wichtig gewesen, dass sich die künftigen Nutzungen auf dem Areal gegenseitig ergänzen.
Doch was sagt die Verwaltung dazu, dass die Stadtwerke nun in einem Umplanungsprozess sind? Dazu ist keine Stellungnahme zu erhalten. Auf Anfrage heißt es von der Pressstelle lediglich: „Die Arbeiten im Auftrag der Stadt auf dem Campus-Areal laufen wie geplant weiter, darunter fallen aktuell Arbeiten entlang der Brenz, eine Fläche südlich und eine Fläche südöstlich der DHBW-Neubauten. Bis das Pixel errichtet wird, wird östlich der DHBW-Neubauten von der Straße Schmelzofenvorstadt eine asphaltierte Zuwegung zum Areal der DHBW erstellt. Auf der B 19 wiederum wird voraussichtlich von Mitte Oktober an eine Linksabbiegespur erstellt, um auf das Areal WCM-Süd einfahren zu können.“
Angesichts der neuen Entwicklung scheint es noch sehr lange zu dauern, bis im Umfeld des DH-Neubaus der Bau des „Pixel“ beginnt – falls das spektakulär anmutende Großprojekt überhaupt umgesetzt wird.
Gemeinsames Unternehmen
Gebaut werden soll der „Pixel“-Komplex von der Firma Objektbau Brenzpark GmbH. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Unternehmen der Stadtwerke Heidenheim AG und der Aalener Firma Objektbau Merz Entwicklungen GmbH. Die Stadtwerke halten als hundertprozentige Tochter der Stadt Heidenheim 51 Prozent der Geschäftsanteile.
Bei Bekanntwerden der Planungen im Jahr 2022 schätzten die Initiatoren die Baukosten für den „Pixel“-Komplex auf 35 Millionen Euro, weitere sieben Millionen Euro wurden für das Parkhaus im südlichen Bereich des Areals kalkuliert.