Es ist der Redaktion der Heidenheimer Zeitung schon einmal passiert: Wir haben versehentlich ein Foto veröffentlicht, das von einer Künstlichen Intelligenz (KI) erzeugt wurde, ohne unsere Leserinnen und Leser darauf hinzuweisen – weil wir es selbst nicht bemerkt hatten. Es war ein Symbolfoto von einem Wolf, im Artikel ging es um ein solches Tier, das im Wolfertstal bei Oberkochen beobachtet wurde. In solchen Fällen verwenden wir Fotos des Dienstes Adobe Stock. Dessen Angebot enthält mittlerweile eine Menge Bilder, die von KI erzeugt oder verändert wurden. Man kann dies bei der Suche nach einem Motiv ausschließen, was im Fall des Wolfsfotos leider versäumt wurde. Mittlerweile achten alle Redaktionsmitglieder genau darauf, dass so etwas nicht mehr passiert.
Raketenbasis statt Grüngutsammelplatz in Nattheim
Die Möglichkeiten der Bildbearbeitung mit KI sind mittlerweile groß. Programme wie Adobe Photoshop, die unsere Fotografen schon lange benutzen, um beispielsweise Bilder zu beschneiden, die Farben zu optimieren oder Bereiche nachzuschärfen, können mittlerweile weitaus mehr: Objekte hinzufügen oder entfernen, Frisuren und Kleidung von Menschen verändern, neue Landschaften erschaffen.
Um unseren Leserinnen und Lesern zu zeigen, was alles möglich ist, durfte sich unser Fotograf Rudi Penk mit dem Programm austoben. Als Grundlage hat er reale Fotos verwendet, die die KI nach seinen Anweisungen verändert hat.
So wurde der ganze Landkreis Heidenheim ein wenig aufregender gestaltet. Zang bekam einen Meeresstrand, Königsbronn eine Stadtautobahn gegen den Stau, in Nattheim wurde an Stelle eines Grüngutsammelplatzes eine Raketenbasis eingeweiht und das Heidenheimer Rathaus braucht keine Sanierung mehr, weil es durch zwei futuristische Hochhäuser ersetzt wurde.
Auch auf Menschen haben wir die künstliche Foto-Intelligenz losgelassen: Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle wurde im Handumdrehen zum coolen Jugendlichen mit Basecap, der Heidenheimer Oberbürgermeister Michael Salomo erhielt ein traditionelles Gewand statt seines Anzugs und eine andere Haarfarbe, ganz ohne Friseur.
Selbstverständlich haben wir von beiden Amtsträgern die Erlaubnis erhalten, die veränderten Bilder zu veröffentlichen. Auch die Redaktionsleitung der HZ hat sich Fotograf Rudi Penk vorgenommen, statt Bürokleidung gab es etwas Festliches und Catrin Weykopf wurde zur Pilotin.
Schon Stalin ließ Bilder retuschieren
Retuschierte Bilder sind nichts Neues: Weltberühmt ist eine Manipulation des russischen Herrschers Stalin, der aus einem Bild von 1920 seine Konkurrenten um die russische Herrschaft Lew Borissowitsch Kamenew und Leo Trotzki entfernen ließ. Das Foto von Grigori Goldstein gilt als klassisches Beispiel für die nachträgliche Veränderung von Bildern, in diesem Fall aus einer politischen Motivation heraus. Während man früher noch zur Schere und Pinsel greifen musste, um eine Fotografie zu verändern, kamen später Bildbearbeitungsprogramme am Computer hinzu, mit denen auch schon sehr viel möglich war, beispielsweise in der Verschönerung und Verschlankung von Models. Neu an der KI ist eigentlich nur, dass man kaum mehr Programmkenntnisse braucht, um die fotografierte Realität in ein Wunschbild zu verwandeln.
Die HZ als verlässliche Quelle
Mit den für diesen Beitrag veränderten Bildern wollen wir unsere Leserinnen und Leser dafür sensibilisieren, was heute ohne großen Aufwand möglich ist und wie schnell ein Eindruck entstehen kann, der nichts mit der Wahrheit zu tun hat. Wir als Redaktion haben uns verpflichtet, in unserer täglichen Arbeit keine mit KI oder mit anderen Mitteln veränderten Fotos zu verwenden, ohne dies für den Betrachter kenntlich zu machen. Wir wollen die Realität abbilden und bei der Wahrheit bleiben.
Glücklicherweise sind die Hürden im Lokalen für Manipulationen auch etwas höher, die Fotos entstehen ja quasi vor der Haustüre unserer Leserinnen und Leser und die abgebildeten Personen kann man in der Regel auch in echt treffen. Bei der Bilderflut, die uns allen täglich im Internet begegnet, ist Skepsis aber angebracht und verlässliche Quellen, wie wir es als Lokalzeitung sind, werden in Zukunft immer wichtiger.