Konzert im Klostergarten

Latin Feeling an einem Herbrechtinger Sommerabend

Beim sechsten Konzert der Reihe „Musik im Klostergarten“ versetzten die Musiker von „September“ die Zuhörer in verrauchte Bars und an sonnige Strände.

Latin Feeling an einem Herbrechtinger Sommerabend

Beim sechsten Open-Air-Konzert der Reihe „Musik im Klostergarten“ war wieder etwas ganz Besonderes geboten. Zunächst spielte das Querflötenensemble der Musikschule unter Leitung des Lehrers Botond Rab und ließ sich auch vom starken Wind im Klosterhof nicht beirren: moderne Stücke des britischen Komponisten Adrian Brett bis zu Allemanden aus der Feder des Hamburger Barockkomponisten Johann Schop. Es gab viel Beifall von den 60 bis 70 Zuhörerinnen und Zuhörern, die es sich auf den Bänken, Sonnenliegen und an den Tischen der Klostergastronomie gemütlich gemacht hatten.

Seit 45 Jahren wird musiziert

Dann betrat die Band des Abends die Bühne: fünf Vollblutmusiker von „September“, die mit kleinen Wechseln seit 45 Jahren gemeinsam musizieren und etwas ganz Eigenes schaffen. Andreas Spätgens entlockte nicht nur seinem Keyboard Melodien und Klangwelten, wie man es selten in dieser Kunst zu hören bekommt, er ist auch Komponist der allermeisten Stücke und führte durch den Abend. Die Musik von „September“, die Band nennt es „Latin flavoured music“, wird inspiriert von vielen musikalischen Einflüssen und Stilen, Rock, Funk, Latin, Jazz aus verschiedenen Regionen der Welt, ohne sich dabei in eine Schublade einordnen zu lassen. Ob bei schon älteren Kompositionen wie „Adinopheles“, dem in der Pandemie entstandenen „Sister Vaccine“ oder bei „Très Chick“, einer faszinierenden Hommage an den 2021 verstorbenen US-amerikanischen Jazz-Pianisten Armando Anthony „Chick“ Corea – die Band spielte in einer Harmonie und Kunstfertigkeit, leichtfüßig und virtuos, in aufregenden Arrangements, dass man beim Zuhören einerseits aufmerksam lauschte und andererseits ins Träumen geriet. Ob nun beim zum Niederknien berührenden Spiel des Saxofonisten Andreas „Adi“ Mürdter oder, ebenso herausragend, Andreas Pastorek als Percussionist, der Musiklehrer und Bassist, auch stark am Kontrabass, Uli Eckardt, Horst Künzel am Schlagzeug und natürlich immer wieder Spätgens am Keyboard – jedes einzelne Lied begeisterte und verführte die Zuhörerinnen und Zuhörer, von ganz jung bis älter, zum Träumen und Lächeln.

Raum für jeden Musiker

Doch „September“ hatte an dem Abend sogar noch mehr im Gepäck: Die vielseitige Musikerin Kirsten Herrmann-Gehringer trat bei mehreren Stücken als herausragende Sängerin an die Seite der Band. Bei dem bis auf den Titel eigentlich nicht Schwäbisch anmutenden „Du mi au“ oder bei „Sommerträume“, von ihr selbst getextet, zeigte sie eine staunenswerte stimmliche Präsenz und Performance. Jeder Musiker und auch die Sängerin bekam immer wieder Raum für anspruchsvolle Soli, jeder wurde gewürdigt und es kam häufig zu begeistertem Zwischenapplaus und Jubelrufen aus dem Publikum. Auch das zeichnete die Musik der Band aus: Sie ließen sich Zeit. Die Stücke entwickelten sich, mal leise und zutiefst zärtlich berührend, dann sich steigernd und in fantastischen Melodien und Rhythmen anwachsend, alles war enthalten, um wie von selbst Bilder entstehen zu lassen: von verrauchten Bars, sonnigen Stränden, an denen getanzt und geträumt wird. Auch Melancholisches war zu hören bei „Adios Tristeza“ und, wunderbar gesungen und gespielt, „Dahanna Havanna“ sowie absolut mitreißend-schwungvoll eine Hommage an die Straßenbahn in Lissabon, „Carreira 28“. Spannend. Die Musik bot einen faszinierenden Fluss, sie war mitreißend, überraschend und berührte, wie man es nicht alle Tage erlebt.

Publikum nimmt Angebote an

Die administrative Leiterin der Musikschule und Organisatorin der Reihe, Beate Heydel, war, ebenso wie das laut applaudierende Publikum, sichtlich zufrieden mit dem hörenswerten Konzert. Auch der Leiter der Klostergastronomie Christoph Dannenmann zeigte sich sehr erfreut, wie gut das Publikum die hochkarätigen Open-Air-Angebote im malerischen Hof des Klosters annimmt.

Nächstes Konzert mit Axel Nagel

Beim letzten Konzert der Reihe „Musik im Klostergarten“ am kommenden Mittwoch um 18 Uhr wird der vielseitige Musiker Axel Nagel zu hören sein. Der Eintritt ist frei und es gibt von der Musikschule für jeden Besucher ein Glas Prosecco oder Orangensaft gratis.