Neujahrskonzert

Wie das Kreisjugendorchester am neuen Auftrittsort in Herbrechtingen brillierte

Das Kreisjugendorchester Heidenheim sorgte für großen Andrang in der Herbrechtinger Bibrishalle. Warum der Auftritt besonders beflügelnd war.

Ein großer Vogel zierte das Programm des Neujahrskonzerts des Kreisjugendorchesters Heidenheim, und tatsächlich war es mehr als beflügelnd, was die Nachwuchsmusiker an diesem Abend in der Bibrishalle Herbrechtingen vor fast 480 Zuhörern boten. Zunächst einmal beeindruckte die Größe des Orchesters: 57 Musikerinnen und Musiker umfasste es an diesem Abend, und das Durchschnittsalter liegt unter 20 Jahren. Das macht die Leistung aller noch beeindruckender.

Doch der Reihe nach. Vogel eins also auf dem Programmheft, und der führt unmittelbar zu Vogel zwei: Phoenix, der mythische Vogel, flatterte gleich zu Beginn des Abends direkt in die Herzen des Publikums. „Phoenix Ascending“ von Rossano Galante zeigte den Werdegang und die Mythologie, in Musik verwandelt. Und zwar in eine sehr vielschichtige: Pompös und elegant, furios und fragil – da stecken nicht nur jede Menge Wechsel in dem Stück, sondern auch eine gehörige Portion Anspruch. Das Kreisjugendorchester unter der Leitung von Daniel Bürgler hat es sich damit wahrlich nicht leicht gemacht, aber der Mut hat sich gelohnt.

Hinreißende Klangbilder

Das zeigte sich zum Beispiel bei „Noah’s Ark“ von Bert Appermont: In den vier Sätzen steckte zunächst die warnende Botschaft an Noah, die Arche zu bauen, und die Musik lässt das Unheil bereits ahnen. Die „Parade of the animals“ malte hinreißende Klangbilder vom Aufmarsch der Tiere – oder Anflug, hier also Vögel Nummer drei und vier – und schließlich bot der Sturm alles auf, was wohl mit einer Sintflut einhergeht. Da fegte der Wind, da klatschte der Regen, es prasselte und tobte – auch das eine Herausforderung. Und schließlich das gute Ende mit dem „Song of hope“: Die Wogen sind geglättet, die Rettung gelungen und alles atmet Ruhe und Frieden.

Ein Päuschen hätten sich die Akteure damit redlich verdient gehabt. Zunächst aber gönnten sie dem Publikum die Gelegenheit zu entspannen: „Rest“ von Frank Ticheli, zu Deutsch also etwa Entspannung, beinhaltete genau die richtige Musik für ein solches Vorhaben. Doch während das Publikum hingebungsvoll lauschen konnte, war das Stück für das Orchester harte Arbeit. Das geradezu herausfordernd langsame Tempo zwang zur höchsten Konzentration, und auch das Ebenmaß der Dynamik und dessen zerbrechliche Schönheit wollte eingehalten sein. Daniel Bürgler hat mit seiner Programmauswahl abermals ein glückliches Händchen bewiesen und genau richtig eingeschätzt, welche Hürden sein Orchester nehmen kann.

Dudelsackklang ganz ohne Dudelsack

Nach der Pause ging es mit der „Hymn of the Highlands“ von Philip Sparke weiter. Der – um im Bild zu bleiben – Rundflug über die Highlands bot Abwechslungen wie die schottische Landschaft selbst. Da findet sich quecksilbrige Leichtigkeit mit schroffen, schrägen Läufen und ein langer, ruhiger Fluss, der doch seine Eigenheiten aufweist, dargestellt durch Schlagzeug und Akzente des Saxophons. Dazwischen immer wieder Anklänge von Dudelsack, ohne Dudelsack, versteht sich. Zur Zugabe gewährte Daniel Bürgler einen kleinen Einblick in die Probenarbeit, indem er unterschiedliche Klangfarben zeigte. Freilich eingebettet in Musik: „Against all odds“ von Phil Collins war seine Wahl, und wie das aufgeführt wurde, war das kein Probenstadium mehr, sondern regelrechte Aufführungsreife.

Bliebe noch Vogel Nummer fünf zu erwähnen: Steffen Vogel führte ebenso heiter wie kompetent durch den Abend und war damit ebenfalls einer der Garanten für einen wahrlich beflügelnden Abend. Das traditionelle Konzert des Kreisjugendorchesters war also traditionell wieder überaus gelungen. Neu war die Bibrishalle als Aufführungsort. Aber auch der hat sich bewährt: Die große Bühne ist für ein Orchester bestens geeignet und die Akustik ist in Ordnung. Das kann also auch zur Tradition werden.