Wo kann Geld eingespart werden? Diese Frage treibt nicht nur die Hermaringer Verwaltung um, sondern auch die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, denn wie sich bereits bei der Einbringung des aktuellen Haushaltes zeigte, klafft eine ziemlich große Lücke zwischen den Einnahmen und den Ausgaben. Und wie es aussieht, könnte dieses Defizit noch deutlich größer werden. Zum einen steigen die Kosten für den Betrieb des Kindergartens auf rund eine Million Euro jährlich. Zum anderen wies Kämmerin Karin Wilhelmstätter darauf hin, dass man auch damit rechnen müsse, dass aufgrund der konjunkturellen Entwicklung die Gewerbesteuer weniger üppig fließen könnte als in den vergangenen Jahren.
Die Mitglieder des Gemeinderates hatten deshalb den Haushaltsplan nach Einsparmöglichkeiten durchforstet und entsprechende Anfragen an die Kämmerin gestellt, die in der Sitzung des Gemeinderates nun abgearbeitet wurden. So standen unter anderem die Personalkosten auf dem Prüfstand. Doch trotz der immer umfangreicheren Aufgaben, wie Bürgermeister Jürgen Mailänder beklagte, habe man im Rathaus durch Umverteilung bereits eine komplette Stelle gestrichen.
Ganztagesbetreuung: Wo sollen Personal und Geld herkommen?
Mailänder verwies zudem darauf, dass auf die Gemeinden durch den Anspruch auf Ganztagesbetreuung in der Grundschule ab 2026 noch große Herausforderungen und hohe Personalkosten zukommen werden. Beginnend mit Klasse eins müssten die Kinder an fünf Tagen für jeweils acht Stunden betreut werden. Die Zeit über den Unterricht hinaus sei Sache des Schulträgers. Hinzu komme die Ferienbetreuung mit jährlich zehn Wochen. Das alles sei grundsätzlich eine gute Sache, es sei aber sowohl fraglich, wo das nötige Personal herkommen solle, als auch, wie es zu finanzieren sei.
Bereits jetzt sind die Kosten der Kinderbetreuung für die Gemeinde eine zunehmende Herausforderung. 850.000 Euro hatte man im Haushalt 2024 eingeplant und diese Summe schon als extrem hoch empfunden, denn die Kosten für den Gebäudeunterhalt sind darin noch gar nicht enthalten. Bereits abgezogen sind die Elternbeiträge und die rund 22.000 Euro, die die Kirchengemeinde übernimmt. Nachdem Karin Wilhelmstätter nun die jüngsten Zahlen der Kirchengemeinde vorgelegt hatte, laut denen der Abmangel für den Kindergarten knapp 910.000 Euro betragen wird, herrschte dann doch etwas Ratlosigkeit. Der Kindergarten sei eine tolle Einrichtung, aber man frage sich, wie das in Zukunft bezahlbar sein werde, so der Bürgermeister. Man wolle die Zahlen auf jeden Fall genauer unter die Lupe nehmen und auch mit Einrichtungen anderer Gemeinden vergleichen.
Für die Gemeinde bedeutet das konkret, dass das Ergebnis des Haushaltes 2024 noch schlechter ausfallen wird als erwartet. Ausgegangen war man bisher von einem Minus von rund 655.000 Euro, im Ergebnishaushalt und einer Kreditaufnahme von 1,3 Millionen Euro.
Bürgermeister Mailänder: „Man wird wohl mit Löchern in der Straße leben müssen“
„Wir sehen keine einfache Lösung, um von diesem Defizit runterzukommen“, erklärte die Kämmerin. Man werde weitere Möglichkeiten der interkommunalen Zusammenarbeit prüfen, um Kosten zu sparen und nur absolut zwingende Investitionen tätigen. In Zukunft müsse man dann wohl auch mit Löchern in der Straße leben müssen, verdeutlichte Bürgermeister Mailänder die Situation.
Und dann kam sie doch auf, die Diskussion um eine mögliche Erhöhung der Grundsteuer. Die hatte die Verwaltung bei der Einbringung des Haushaltes noch ausgeschlossen. Die Bürgerinnen und Bürger seien ohnehin schon vielen finanziellen Belastungen ausgesetzt, so die Begründung. Angesichts der Zahlen kam nun doch die Bitte auf, das Thema zumindest zu überdenken. Laut Bürgermeister Mailänder liege man in Hermaringen bei den Grundsteuersätzen am unteren Rand.
Karin Wilhelmstätter wird nun mögliche Erhöhungen berechnen, die dann, je nach Beschluss des Gemeinderates, noch in diesem Haushalt zum Tragen kommen könnten.
Ein Sechstel des Haushaltes für den Kindergarten
Rund eine Million Euro, und damit fast ein Sechstel der gesamten Ausgaben des Ergebnishaushaltes der Gemeinde Hermaringen, gehen auf den Kindergarten, rechnete Bürgermeister Jürgen Mailänder vor. Kinderbetreuung und damit Attraktivität für junge Familien sei ein wichtiges Thema für die Gemeinde, aber bei diesen Summen sei es fraglich, wie sie auf Dauer bewältigt werden könnten.
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