Am Sonntag eröffnet der Giengener Künstler Otto Hess im Torbogenmuseum eine Ausstellung mit einer Auswahl seiner Werke. Gezeigt werden 40 Bilder des Künstlers, alte und neue, übermalte („das hat mir nicht mehr gefallen“), aus denen Neues entstand, Landschaften und vieles mehr.
Wer die Werke von Hess schon kennengelernt hat, weiß: Eine seine Lieblingsfarben ist Gelb. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Denn so wie Hess Gelb einsetzt, in Landschaften, in Kirchenfenstern, in klaren geometrischen Formen und Weiten, die sich auflösen, erschafft er einen ganzen Kosmos dieser Farbe. Man versinkt beim Betrachten in die Bilder, in die teils feinst gezeichneten, nur angedeuteten, teils schwungvoll groß dargestellten Werke des 80-Jährigen. Je länger man hinsieht, desto mehr Details erkennt man und taucht ein in die zugleich reduzierte wie komplexe Bilderwelt.
Werke ohne festgelegte Deutungen
Hess entzieht sich festgelegten Deutungen seiner Bilder. Mit spannenden Hintergrundgeschichten lädt der Künstler die Betrachter dazu ein, sich selbst mit den Landschaften und Formen auseinanderzusetzen. Man sieht Triptychen, drei nebeneinander gehängte und so in einen spannungsvollen Zusammenhang gebrachte Bilder, die aus alten und neuen Werken bestehen. Hess arrangiert immer wieder neu. Er verwendet die verschiedensten Techniken und Papiere, teils zeichnet er vor, teils arbeitet er in großen Schwüngen mit einer Gummirakel („das ist wie eine Spachtel, nur mit Gummi“) und immer wieder finden sich in sich auflösenden Landschaften klare geometrische Formen, Quadrate („da musste noch etwas hin, ein Kontrast“), die beim Betrachten herausfordern und ins Nachdenken bringen.
Neben den gelben Weiten finden sich in der Ausstellung weitere Werke des Künstlers, zu denen er ebenfalls spannende Geschichten erzählt. Hess spendet zum Beispiel Druckgrafiken, um Renovierungen von Kirchen oder historischen Gebäuden zu unterstützen. Man sieht einen faszinierenden Vierfarbholzschnitt von Schwäbisch Gmünd oder auch die Kaltenburg – frühere Werke, die vor allem durch Blau und Rot hervortreten. Neu sind die gotischen Kirchenfenster, entstanden im Rahmen der Mitgliederausstellung im Heidenheimer Kunstverein, angelehnt an die Fenster der Kirche von Schloss Hellenstein, bei denen er im Laufe des Malprozesses immer mehr abstrahierte. Alles, was der wache, humorvolle Künstler erzählt, bereitet großes Vergnügen.
Vernissage mit Diaschau und musikalischer Umrahmung
Bei der Vernissage wird Hess eine Diashow zeigen und Beate Kniel wird die Eröffnung musikalisch umrahmen. Stattfinden wird dies im Fürstensaal des historischen Museums, dessen barocker Schmuck und die Malereien, einschließlich der auf Leinwand gemalten Wandtapeten, ein stimmungsvolles Ambiente bieten.
Auch das Torbogenmuseum selbst ist einen Besuch wert. Das historische Museum im Torhaus des ehemaligen Zisterzienserklosters ist nur zu besonderen Anlässen geöffnet. Hier bietet sich an den kommenden Wochenenden die Gelegenheit, alte Uhrwerke, die Geschichte der Hüttenwerke mit Exponaten und Schautafeln, alte Werkzeuge und Jagdgewehre sowie Gemälde, Stadtmodelle und Kunstgegenstände zu bestaunen. Das historisch sehr schön erhaltene Gebäude wurde um 1700 erbaut. Das dort angesiedelte Heimatmuseum wurde 1971 gegründet und enthält herausragende Sammlungsstücke. Ein Ausflug, der sich lohnt.
Vernissage am 3. November
Die Ausstellung von Otto Hess wird am Sonntag, 3. November, um 11 Uhr im Torbogenmuseum eröffnet. Geöffnet ist sie vom 3. November bis zum 1. Dezember, jeweils samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr. Führungen und Künstlergespräche mit Otto Hess finden sonntags ab 14.30 Uhr statt. Hess wurde 1943 in Giengen geboren, hat in Schwäbisch Gmünd Kunst studiert und lange als Kunstlehrer, unter anderem an der Bibrisschule Herbrechtingen und an der Robert-Bosch-Realschule in Giengen, gearbeitet. Er malt in vielen Stilrichtungen und erkundet immer wieder Neues. Seit vielen Jahren ist Hess in mehreren Kunstvereinen Mitglied und stellt national wie international aus.