Die beschauliche Gemeinde Bartholomä ist das Zuhause von Simone Kaiser. Die 43-Jährige lebt dort allerdings nicht alleine: 16 Huskys sind ihre treuen Begleiter. Und die wollen beschäftigt werden. „Huskys sind Arbeitstiere und wahre Energiebündel“, sagt Kaiser und streicht ihrem Leithund Yari liebevoll über den Rücken.
Der Sibirian Husky ist derweil schon ziemlich aufgeregt. Er heult und jault und bellt – genauso wie die fünf weiteren Hunde, die im Transporter warten. Yari ist voller Vorfreude und weiß, dass er gleich laufen darf. Nach und nach holt Simone Kaiser die Huskys aus ihren Boxen und spannt sie an die rotweiße Zugleine des Wagens, den sie ziehen werden.
Huskys im Tierschutz
Bei dem Besuch rufen die wolfsähnlichen Hunde mit ihrem dicken Fell unweigerlich Bilder von Schnee, Eis und einer herrlichen Winterlandschaft hervor, obwohl das in diesen Breitengraden derzeit kaum vorstellbar ist. „Es ist zu beobachten, dass wir bereits seit mehreren Jahren keine richtigen Winter mehr haben“, sagt Simone Kaiser.
Deshalb kommt ein Wagen zum Einsatz, wenn kein Schnee liegt. Sechs ihrer Tiere werden bei dieser Fahrt das Fuhrwerk ziehen und können sich auspowern. „Jeder Husky hat hier seinen festen Platz, denn nicht jeder kann mit jedem und jeder Schlittenhund hat eine bestimmte Aufgabe“, erklärt Kaiser und ergänzt: „Das Zeug zum Leithund ist den Huskys angeboren.“
Eine neue Heimat für gerettete Hunde
Im allerbesten Fall dürfen die nordischen Schönheiten den Schlitten schon als Junghund begleiten und es zeigt sich schnell, an welcher Position sie später einmal laufen werden. Im Fall von Simone Kaisers Hunden ist das allerdings nicht immer ganz einfach, denn all ihre Hunde, darunter Sibirian Huskys und Alaskan Malamutes, stammen aus dem Tierschutz. „Aus Abgaben, Beschlagnahmung und Tötungsstationen im Ausland“, sagt die Musherin und fügt hinzu: „Die Tiere haben fast alle ein schlimmes Schicksal hinter sich und müssen erst sozialisiert werden.“
In Bartholomä haben die nordischen Hunde bei Simone Kaiser und ihrem „Qingmiq Huskytrail“ eine neue Heimat gefunden. Eine Heimat, in der sie im Rudel leben dürfen und artgerecht gehalten werden. Ein Zuhause, in dem jedes Tier seine Aufgabe und seinen festen Platz hat. „Der Hund lebt nicht in der Vergangenheit. Huskys sind vom Wesen her freundlich und sanft, deshalb können auch Fremde mit vielen meiner Hunde wunderbar kuscheln“, so die 43-Jährige.
Als Schlittenhunde-Führer in freier Natur
Aber nicht nur das Kuscheln mit den Schlittenhunden ist bei Simone Kaiser am östlichen Rand der Schwäbischen Alb möglich, sondern auch das sogenannte Qingmiq-Musher-Erlebnis. Während es sich der Besuch bei dieser Fahrt als Beifahrer gemütlich macht, können sich Interessierte bei der erfahrenen Trainerin selbst als Musher unter Beweis stellen und die traumhafte Landschaft rund um Bartholomä erkunden. Nach einer ausführlichen Einführung in Fahrtechnik, das Anspannen und der Einweisung in verschiedene Kommandos geht es für die Besucher schließlich los – über Stock und Stein oder aber im besten Fall über schneebedeckte Straßen und Felder.
„Allerdings haben die Filmindustrie und die Medien das Bild vom Fahren eines Hundeschlittengespanns stark verzerrt. Es ist nicht immer alles romantisch und vieles, das den Sport wirklich ausmacht, wird oft vertuscht“, so die Tierschützerin.
Anforderungen an Musher und das Highlight der Mondscheinfahrt
Menschen, die den Schlitten oder Wagen selbst fahren möchten, sollten demnach sportlich sein und ein gewisses Körpergefühl besitzen. „Dazu kommt, dass die Lenker auch tough sein sollten. Denn die Hunde können während der Fahrt auch manchmal jagen und haben Kraft, das unterschätzen einige“, sagt Simone Kaiser und lacht. Für Anfänger setzt Simone Kaiser im Gespann zwischen zwei vier Huskys ein.
Der absolute Höhepunkt des Husky-Trekkings ist die Mondscheinfahrt, bei der das Schlittengespann durch die Nacht geführt wird und die ausschließlich bei genügend Schnee angeboten wird.
Schnee gibt es beim Besuch unserer Redaktion bei Simone Kaiser nicht. Dennoch herrscht auf dem Trail, der Strecke, auf der die Hunde laufen werden, reges Treiben. Die Musherin löst die Fixierleine und signalisiert ihren Huskys mit einem kräftigen „Ok – go“, dass es losgeht. Mit einem Ruck setzt sich der Wagen in Bewegung und die Tiere galoppieren den Waldweg entlang.
Wandern und Kuscheln mit Huskys
Obgleich Schnee nicht unbedingt notwendig ist, um in den Genuss einer Schlitten- oder Wagenfahrt zu kommen, darf es auch nicht zu warm sein. „Meine Hunde laufen ab einer Außentemperatur von maximal 14 Grad vor dem Schlitten, alles andere ist zum warm“, erklärt die Bartholomäerin, die eine der wenigen Musherinnen überhaupt in Deutschland ist. Je nach Wetterlage sind Fahrten mit dem Husky-Schlitten für Gäste demnach von Ende September bis April möglich.
Anders verhält es sich beim Husky-Trekking, dem Wandern mit Gurt und Zugleine. Das Wandern mit den Schlittenhunden ist ganzjährig möglich. Das Besondere daran: Durch die Zugkraft des Huskys wird das Laufen unterstützt. Somit sind auch Strecken, die bergauf führen, leicht zu bewältigen. Möglich ist das Husky-Trekking ab einem Alter von sieben Jahren. Bei guten Schneeverhältnissen bietet Simone Kaiser auch Schneeschuh-Wanderungen an.
In jungen Jahren hätte sich die gelernte Bankkauffrau, die ihren ersten Hund – einen Dackel – im Alter von zwölf Jahren bekommen hatte, nie vorstellen zu können, einen Husky zu besitzen, geschweige denn mit einem 16-köpfigen Rudel zu leben. Was mit der Pflege eines Husky-Welpen begann, hat sich für Simone Kaiser, die nun seit rund 20 Jahren mit den besonderen Tieren lebt und arbeitet, zur Faszination für die nordische Hunderasse entwickelt.
Einen hohen Stellenwert nimmt auch das Kuscheln mit den sanftmütigen Tieren ein. „Huskys sind richtige Knutschkugeln“, sagt Simone Kaiser. Kein Wunder also, dass die Musherin auch Kuschelstunden mit den Fellnasen anbietet.
Zeit zum Kuscheln bleibt auch nach der Musher-Tour oder dem Husky-Trekking. Dann nämlich genießen die wolfsähnlichen Hunde das Lob und die Streicheleinheiten ganz besonders. Ein Hauch von Sibirien und Alaska mitten auf der rauen Alb. Nur der Schnee fehlt. Zumindest jetzt noch.
Huskys hautnah erleben
Wer gerne mit den Huskys kuscheln, wandern oder gar selbst ein Hundeschlittengespann fahren möchte, hat bei Simone Kaiser in Bartholomä die Gelegenheit, die außergewöhnlichen Hunde hautnah zu erleben. Weitere Infos gibt es online unter www.qingmiq.de oder direkt bei Simone Kaiser unter Tel. 0177.8010425.
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