Große Abenteuer beginnen mit verrückten Ideen. Mit dem Rad nach Kapstadt? Von Syrgenstein aus? Kann man machen. Thomas Boner hat sich im Juni einfach auf den Sattel gesetzt und ist losgefahren. Sechs Wochen radelt er nun bereits seinem Ziel entgegen. An die 1500 Kilometer hat er schon zurückgelegt, der Löwenanteil liegt aber noch vor ihm. „Insgesamt muss ich ungefähr 17.000 Kilometer fahren“, sagt der Syrgensteiner. Fast einmal um die halbe Welt.
Die Route von Thomas Boner geht immer am Meer entlang
Die Route könnte kaum schöner sein und geht „immer am Meer entlang“, wie Thomas Boner sagt. Über das Saarland, Belgien, Frankreich, Südspanien, Marokko, Senegal, Sierra Leone, Kamerun, Angola – um nur einige Beispiele zu nennen. Das Ziel: Kapstadt, Südafrika. Wann er dort ankommen will, weiß er nicht. Er lebt von Tag zu Tag: „Der Weg ist das Ziel“, sagt der 59-Jährige und lacht ins Telefon.
Wo er derzeit ist? „Irgendwo am Meer“, sagt er und die Verbindung knackt. Später wird klar, zum Zeitpunkt unseres Gesprächs ist er in Caen, in Frankreich. Hier hat er für heute Nacht sein Zelt aufgeschlagen.
Die Tage im Sattel machen Medikamente überflüssig
„Wann immer es geht, campe ich wild“, sagt der Syrgensteiner. Sein Bett ist die Isomatte, sein Hab und Gut passt in einen Fahrradanhänger. Viel zu viel habe er dabei. Vor allem zu viele Medikamente. Diese, so dachte er, würde er brauchen. Doch die Tage im Sattel an der frischen Luft sind wohltuend, die Medikamente überflüssig.
Der Syrgensteiner tritt die Route aus reiner Muskelkraft, einen Elektromotor hat sein Rad nicht. Braucht man hierfür nicht einen entsprechenden Fitnessstand? „Ach, der kommt dann von ganz allein“, sagt er und die Gelassenheit in seiner Stimme überträgt sich durch den Hörer.
Der Syrgensteiner hält Bekannte und Unbekannte auf dem Laufenden
Klar, brennende Beine, Muskelkater oder Blasen an den Füßen – zu dieser außergewöhnlichen Reise gehört auch ein wenig Schmerz. Damit kann Thomas Boner aber gut umgehen. Und weil er keinen Zeitdruck hat, werden eben entsprechende Genesungspausen eingesetzt.
Thomas Boner hält Freunde, Familie und mittlerweile auch völlig Unbekannte in einer Whatsapp-Gruppe auf dem Laufenden. Um die 400 Mitglieder hat die Gruppe bereits. Hier zeigt Thomas Boner täglich Eindrücke von seiner Reise, dokumentiert seine Routen, seinen Fortschritt, schickt Bilder vom Essen, von Unterkünften. Ein kleines virtuelles Tagebuch. Er macht das gut und authentisch. Das ist ein bisschen so, als ob man selbst mit auf Reisen wäre.
Er verständigt sich „mit Händen und Füßen“
Da hört und sieht man das Meer rauschen, sieht die Landschaften – und ist quasi Zeuge kleiner Zwischenfälle, wie jener, als Thomas Boner dem Navi vertraute und statt auf einem befestigten Weg samt Rad und Anhänger mitten in einem Matschloch landete. Hier half dann der benachbarte Schäfer. „Allein wäre ich hier nicht rausgekommen“, sagt er.
Unterwegs verständigt er sich mit „Händen und Füßen“, wie er sagt. Ein paar Wörter Englisch hat er parat, der Rest ergebe sich. Je weiter er sich von zu Hause wegbewegt, desto abenteuerlicher wird auch die sprachliche Reise werden. Dessen ist er sich bewusst. „Aber es gibt ja auch noch Übersetzungsapps“, erklärt er.
Bayernfahne sorgt für Heimatgefühl
Auf seiner Reise wird Thomas Boner unfassbar viele Erfahrungen sammeln. Die authentischen Eindrücke, die es nur abseits der Touristen-Orte gibt, die rührenden Begegnungen mit Menschen aller Herren Länder – und natürlich die Weiten der Natur, deren Dimension man wahrscheinlich erst so richtig wahrnimmt, wenn man sie mit eigener Kraft überwindet.
Und während er sich in tiefe Weiten radelt, gibt ihm die am Rad gehisste Bayernfahne Deckung und Halt: „Ein bisschen Heimatgefühl muss sein“, sagt er und lacht. Vielleicht schwingt auch ein wenig Stolz auf das Heimatbundesland mit.
Zurück geht es vermutlich am Indischen Ozean entlang
Thomas Boner lässt sich treiben, vom Wetter, von seinen Kräften. Eile hat er nicht. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, jeden Tag rund 50 Kilometer zu fahren. „Der Durchschnitt hat sich jetzt auf Dauer ein wenig gesenkt“, sagt der Radler. Mittlerweile sei er bei 30 Kilometern pro Tag angekommen.
Der Syrgensteiner weiß noch nicht so recht, was er tut, wenn er in Kapstadt angekommen ist. Fest steht: Er will den gesamten Weg auch wieder zurückradeln. Dann, den etwas kürzeren Weg am Indischen Ozean entlang. „Oder vielleicht fahre ich auch Richtung Asien, das sehe ich dann“, sagt Thomas Boner. Eins steht fest: Dieser Mann ist nicht aufzuhalten.