Zwischen Nattheim und Neresheim

So geht es dem fünf Monate alten Wisent-Jungen auf der Wisentweide

Vor fünf Monaten kam Nachwuchs auf der Wisentweide zwischen Nattheim und Neresheim zur Welt. Der Auernheimer Landwirt Michael Abele erklärt, wie der Jungbulle zu seinem karthagischen Namen kam und warum es bislang noch keinen weiteren Nachwuchs gegeben hat.

Jeder fängt einmal klein an, auch ein Bulle, der später mal rund eine Tonne wiegen wird: Im Mai wurde auf der Wisentweide bei Auernheim das erste Wisent-Baby geboren. Nach gut fünf Monaten hat der Jungbulle schon ordentlich an Größe und Masse zugenommen, neben seiner Mutter Branita merkt man ihm das Kindesalter aber noch sichtbar an. Der Auernheimer Landwirt Michael Abele kümmert sich um die europäischen Bisons: „Der Kleine ist zum Glück kerngesund.“ Nach einer Tragzeit von rund 250 Tagen kommen Wisente meist mit einem Gewicht von gerade einmal 25 Kilogramm zur Welt. Das hat der Jungbulle nach rund fünf Monaten bereits mehr als vervierfacht.

Der Name des Jungtieres ist bislang inoffiziell Hannibal. Die ersten beiden Buchstaben des Namens der Wisente bezeichnet die Herkunft des Tieres. Um die Anfangsbuchstaben des Härtsfeld im Namen unterzubringen, bekam er den eher ungewöhnlichen Namen Hannibal. Seine Geburt war ein paar Wochen zu früh, obwohl die Austragungszeit der Wisente im Normalfall zwischen Mai und Juni liegt. Abele hat sich zudem mehr Nachwuchs erhofft: „Das ist jedoch der Lauf der Natur, wir sind aber sehr froh, dass er gesund ist.“ Die Aussicht auf Nachwuchs im kommenden Jahr ist gut: Im Mai dieses Jahres kamen zwei junge Kühe dazu, die für den weiteren Ausbau des Bestandes sorgen sollen. Die Brunftzeit der Wisente endet mit Wintereinbruch, über den sich dann herausstellt, ob weiterer Nachwuchs auf dem Gelände erwartet wird.

Der europäische Bison

Im vergangenen Jahr wurden weltweit ungefähr 9000 Wisente gezählt. Vor einigen Jahren war das aber noch undenkbar: In den 1920er-Jahren war die Art vom Aussterben bedroht, nachdem in Russland das letzte frei lebende Tier geschossen wurde. Der heutige Bestand kommt von zwölf in einem Zoo gekreuzten Tieren. Dieses Vorhaben ist weithin geglückt: Heutzutage leben wieder mehr als 75 Prozent der Wisente in freier Wildbahn, während der Bestand weiter wächst.

Im Jahr 2013 wurde die erste Herde seit einem halben Jahrtausend in Deutschland ausgewildert: Im nordrhein-westfälischen Rothaargebirge kamen acht Tiere als Herde in die freie Wildbahn. Heutzutage zählt die in zwei geteilte Herde etwa 40 Wisente. Die Auswilderung ist auf lange Sicht gesehen das Ziel jeder Wisent-Herde, dafür braucht es aber genug Bullen. Ist die Auswilderung geglückt, regelt sich der Bestand der Wildtiere wieder selbst. Ein Ablauf, der ohne Landwirte wie Michael Abele aus Auernheim nicht möglich wäre.

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