„Tante-M“

Nach Schließung im Oktober: Wie die Söhnstetter ihren Dorfladen zurückholen wollen

Ende Oktober musste der Söhnstetter Laden „S'Lädle um's Eck“ nach acht Jahren schließen. Mit einem neuen Konzept wollen Bürgerinnen und Bürger nun wieder eine Einkaufsmöglichkeit in den Ort zurückholen.

Um die Einkaufsmöglichkeiten in Söhnstetten ist es nicht gut bestellt: Beate Niederberger musste im Oktober 2023 „S'Lädle um's Eck“ schließen, mittlerweile hat auch die örtliche Bäckerei zugemacht. Ob es eine Nachfolge geben wird, ist unklar. Einige Söhnstetter, allen voran die ehrenamtlich vielfach engagierte Ulrike Häberle, wollten das aber nicht auf sich sitzen lassen. „Nach der Schließung des Dorfladens haben wir auf Interessenten gewartet, die ihn weiter betreiben wollen“, erzählt sie. Vergeblich.

Länger warten wollten sie in Söhnstetten nicht mehr, gründeten eine Arbeitsgruppe und nahmen das Zepter selbst in die Hand. Die Gemeinde und Bürgermeister Holger Weise sind mit im Boot und helfen. „Vorgesehen ist die Gründung einer Unternehmergesellschaft“, erklärt Häberle den Plan. Drei Geschäftsführerinnen oder Geschäftsführer sollen sich gegenseitig unterstützen und den Laden betreuen. Die Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, sich als stille Gesellschafter mit Unternehmensanteilen von je 200 oder 300 Euro zu beteiligen. Damit könnten, so die Hoffnung, die 50.000 Euro für die Erstausstattung zunächst einmal gestemmt werden. Bis hierhin ist das ein Modell, dass beispielsweise die Entstehung des Heuchlinger Dorfladens einst ermöglicht hatte.

„Tante-M“ wie in Dischingen

Betrieben werden soll der Laden dann künftig mit dem Konzept von „Tante-M“ wie im Dischinger Dorfladen, der im vergangenen Mai eröffnet hat: Einkaufen ist vor Ort auch ohne zusätzliches Personal möglich, weil die Kundinnen und Kunden per Self-Service den Laden betreten, die Waren scannen und sie am Ende bezahlen können. „Wir haben uns viele Dorfläden und ihre Konzepte in der Umgebung angesehen“, sagt Häberle. Für Söhnstetten schien ihnen das von „Tante-M“ am schlüssigsten. „Der Laden kann 18 Stunden am Tag geöffnet sein“, sagt Bürgermeister Holger Weise. „Man ist selbst sehr flexibel, was das Warenangebot anbelangt, profitiert aber dennoch von der Logistik von ‚Tante-M‘.“ Preislich seien die Produkte dann vergleichbar mit denen regulärer Vollsortimenter, wobei die Söhnstetter auch die Möglichkeit haben, regionale Lebensmittel anzubieten.

Ganz ohne Personal kann der Dorfladen natürlich nicht auskommen, allein schon deshalb, weil die Regale bestückt werden müssen und weil nicht alle Kundinnen und Kunden in Söhnstetten über die nötigen technischen Fertigkeiten verfügen werden. Deshalb sind auch Zeiten vorgesehen, in denen ganz regulär im Laden eingekauft werden kann.

Bürgermeister Holger Weise: „Stehen viele dahinter“

Mindestens den Burgbergern dürfte das alles ziemlich bekannt vorkommen: Erst am Freitag berichtete die HZ darüber, dass das Oberberger Lädle nach nur einem Jahr wieder schließen muss. Auch dieses war weitestgehend ein solcher Self-Service-Laden, allerdings ohne ein Unternehmen wie „Tante-M“ im Hintergrund.

Häberle und Weise jedenfalls sind sich sicher, dass das Konzept in Söhnstetten funktionieren kann. „Es stehen sehr viele in Söhnstetten hinter diesem Projekt und wir haben die unterschiedlichsten Wege abgeklopft und uns informiert“, sagt der Bürgermeister. Über den Erfolg oder Misserfolg des Projekts werden am Ende diejenigen entscheiden, die im Dorfladen einkaufen – oder eben nicht. Am mangelnden Elan der Initiatorinnen und Initiatoren jedenfalls wird es nicht scheitern.

„Tante-M“: Die ersten waren die Dischinger

Anfang Mai eröffnete in Dischingen der erste „Tante-M-Laden“ in Ostwürttemberg. Zu dem Franchise gehören mittlerweile rund 50 Geschäfte, größtenteils im Raum Stuttgart und Schwäbische Alb.

Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die Nahversorgung in kleinen Orten mit 700 bis 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern zu sichern. Die Läden von „Tante-M“ können an sieben Tagen in der Woche geöffnet sein und, zumindest theoretisch, nahezu ohne Personal auskommen.

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