Warum FCH-Verteidiger Tim Siersleben mit Extramotivation in sein zweites Bundesliga-Spiel geht
Die Schienbeinschohner waren schon unter die Stutzen gezogen, in jeder Minute konnte es losgehen. Tim Siersleben war bereit, bereit für seine ersten Minuten im Profibereich.
Es war der 22. Mai 2021: Der Tag, ab dem Tim Siersleben sein erstes Bundesligaspiel im Trikot des VfL Wolfsburg machte. „Ich kann mich genau an den Tag erinnern“, blickt er zurück. Sein damaliger Trainer Oliver Glasner habe Siersleben beim Mittagessen vor der Partie informiert. „Tim, heute ist es soweit, du darfst ran“, wiederholt der gebürtige Magdeburger die Worte Glasners, „Er hat aber nicht verraten wielange“, fügt er an. Letztlich durfte er gegen den FSV Mainz 05 nach gut einer Stunde ran, 33 Minuten dauerte seine Bundesliga-Premiere.
An diesem Samstag kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit das das zweite hinzu. Dieses Mal nicht für, sondern gegen die Wolfsburger. Dass es bei der historischen Bundesliga-Premiere für den 1 FC Heidenheim ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub geht, bei dem er fünf Jahre verbrachte, habe ihn zum Schmunzeln gebracht. „Das passt irgendwie, dass es kommen musste“, kommentiert Siersleben die Ansetzung am ersten Spieltag.
Große Unterstützung von Familie und Freunden im Wolfsburger Stadion
Die Rückkehr in seine frühere fußballerische Heimat zum Saisonauftakt sieht der 23-Jährige aber nicht als Last, er zieht daraus eine Extramotivation. Mit Wolfsburg verbinde er seine sehr positive Zeit, zudem wird es auch viel Unterstützung geben. "Ich freue mich, dass aus meiner Familie, die ja aus der Nähe von Wolfsburg kommt, viele ins Stadion kommen und ich viele Freunde treffen werde“, blickt Siersleben voraus.
Im vergangenen Winter hatte der VfL Wolfsburg noch angekündigt, den Innenverteidiger nach der zweijährigen Ausleihe nach Heidenheim wieder in seinen Reihen sehen zu wollen. „Tim wird im Sommer zu uns zurückkehren“, sagte VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer kurz vor Weihnachten. Doch dann folgte die furiose Rückrunde des FCH, in der Siersleben eine tragende Rolle spielte und sich nicht von Gedanken über die Zukunft beeinflussen ließ. „Ich bin allen Seiten dankbar, dass wir die Saison in Ruhe zu Ende spielen und wir den Fokus auf die Spiele legen konnten“, sagt der Linksfuß und fügt an: „das hat sich ausgezahlt.“ Mit der Meisterschaft in der 2. Liga, nach der viel für einen Verbleib auf der Ostalb sprach. Weil auch die Wolfsburger die einlenkten und bei einer Ablöse von 500.000 Euro den Daumen hoben, geht der Innenverteidiger das Abenteuer Bundesliga im Trikot des FCH an.
Der Mannschaftsgeist als Pluspunkt für den FCH: "das ist schon eine richtig coole Truppe hier"
Und nicht nur auf der sportlichen Ebene passt es für den zweifachen deutschen U-20-Nationalspieler in Heidenheim, sondern auch auf der persönlichen. „Ich verstehe mich mit jedem meine Mitspieler richtig gut, das ist schon eine richtig coole Truppe hier“, so Siersleben. Die mannschaftliche Geschlossenheit sieht er als großen Trumpf auch an diesem Samstag – an dem auf die Heidenheimer der erste echte Prüfstein wartet.
Die Wolfsburger, die sich bereits in der Vorsaison anschickten, das vordere Tabellendrittel anzugreifen, haben sich in der vergangenen Woche noch einmal prominent verstärkt. Für rund 40 Millionen Euro wechselten der Kroate Lovro Majer und der Däne Joakim Maehle – beide WM-Teilnehmer in Katar - zum Bundesligisten. Insgesamt investierte der VfL über 70 Millionen Euro in neue Spieler.
VfL Wolfsburg: Gute Einzelspieler und starke Neuzugänge
Angesichts der Summen bleibt Tim Siersleben aber nüchtern: „Heutzutage sind die Zahlen realitätsfern“, sagt er und beschränkt die Bewertung seines Ex-Teams nicht nur auf Namen. Der VfL sei von den Einzelspielern gut aufgestellt und habe sich noch qualitativ gut verstärkt, so der Abwehrspieler. „Wie gut sie als Mannschaft sind, wird man erst dann sehen“, stellt er heraus verweist dabei auf eben diese Qualitäten des FCH. „Das merkt man bei uns. Wir kommen über das Team und ein gutes Team ist stärker als nur die Einzelspieler“, so Siersleben, der trotz des Auftritts auf der großen Bühne Bundesliga mit seinen Mitspielern die gleiche Herangehensweise an die Partie haben wird wie in der vergangenen Saison. „Wir werden uns nicht verstecken und sollten uns auch nicht kleiner machen, als wir sind“, sagt Siersleben selbstbewusst.
Und obwohl sein zweites Bundesligaspiel nicht so überraschend kommt wie sein erstes, erwartet der FCH-Verteidiger bei sich und seinen Teamkollegen emotionale Moment in der Wolfsburger Volkswagen-Arena. „Spätestens wenn, man einläuft, weiß man: Jetzt geht es endlich los“, sagt der FCH-Verteidiger, „und auf diesen Moment freuen wir uns alle.“