Erstes Bundesligator

Doppelte Premiere: Wie Adrian Beck beim 1. FC Heidenheim aufblüht

Er kam aus dem Strahlen gar nicht mehr raus: FCH-Mittelfeldspieler Adrian Beck gelang gegen den 1. FC Köln sein erstes Bundesligator. Was ein falscher Fuß damit zu tun hatte, warum Kevin Müller aus dem Häuschen war, weshalb sich Frank Schmidt doppelt freuen konnte und wie Tim Kleindienst den Torschützen auf den Arm nahm:

Loben will gelernt sein. Doch das kann Tim Kleindienst, spitzbübisch wie er sein kann, auf besondere Art und Weise. Der FCH-Stürmer nahm Heidenheims Torschützen gefühlvoll verbal auf den Arm. „Gott sei Dank trifft er auch mal, im Training sieht das immer nicht so aus“, scherzte Kleindienst in Richtung von Adrian Beck – und lachte. Beim FCH herrscht gute Stimmung, auch dank des Volleytreffers von Beck. „Gut, dass er da mal richtig stand. Glückwunsch zum ersten Bundesligator“, ließ Kleindienst folgen.

Mit „da“ war die 55. Minute im Spiel zwischen dem 1. FC Köln und dem 1. FC Heidenheim gemeint. „Ich habe darauf spekuliert, dass der Ball verlängert wird“, beschrieb Beck die Szene, der eine Ecke von Niklas Beste vorausgegangen war. Beck nahm den Ball fast schon akrobatisch mit dem rechten Fuß nach vorne mit, um ihn dann mit vollem Risiko und aus der Drehung mit dem linken aufs Tor zu bringen. Wo es dann bumm machte. „Es war ein bisschen Glück dabei, aber der Ball hat perfekt eingeschlagen“, freute sich Beck. „Der Becks trifft den Ball natürlich super“, freute sich Kevin Müller für seinen Mitspieler. „Es war ein geiler Dropkick, eine Alles-oder-nichts-Situation, in der er alles auf eine Karte setzt und mit einem Quäntchen Glück belohnt wird.“

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Das Besondere: „Normalerweise ist mein linker Fuß nicht der stärkste. Aber es ist umso schöner, dass es auch mit dem schwächeren Fuß geklappt hat“, so Beck, dessen Familie und Frau den sehenswerten Treffer im Stadion miterleben durften. Bemerkenswert ist auch der Werdegang des 26-Jährigen: Mitte Mai 2022 absolvierte der Crailsheimer sein letztes Spiel für den SSV Ulm. In der Regionalliga West, der vierthöchsten Fußballliga Deutschlands. Es folgte der Sprung zwei Klassen höher zum FCH in die 2. Liga, für den ihm im August 2022 bereits das erste Tor gelang (beim 3:0 in Nürnberg). Nun folgte die Premiere in der Bundesliga.

Ein steiler Aufstieg. „Damals war es so weit entfernt, es ging jetzt alles so schnell. Das kann man gar nicht beschreiben“, versuchte Beck die Entwicklung einzuordnen. „Man träumt als kleiner Junge davon, in der Bundesliga zu spielen. Hier dann noch ein Tor zu erzielen, ist noch einmal etwas Besonderes. Darauf bin ich sehr stolz.“

Dank an den Vorlagengeber: Adrian Beck (links) mit Niklas Beste. Foto: Eibner/Jörg Niebergall

Natürlich hob Beck hervor, dass er sich in erster Linie für die Mannschaft freue („es ist egal, wer die Tore macht“). Er merkte aber auch selbstkritisch an: „Ich hätte das erste Bundesligator viel früher erzielen können, ich hatte davor schon ein paar Chancen.“ So traf er in Dortmund zum Beispiel nur den Pfosten. Sein Trainer weiß, wie wichtig Beck für die Mannschaft ist (in Köln spielte Beck auf der Zehnerposition). Frank Schmidt sagt über seinen Schützling aber auch: „In Strafraumnähe ist er noch etwas überhastet.“

Adrian Beck trifft gegen Köln trotz nicht optimaler Vorbereitung

In Köln zeigte Beck, wie gefährlich er im und am Strafraum sein kann. Dabei fiel der Treffer nach einer nicht optimalen Vorbereitung. Erst zwei Tage vor dem Spiel war Beck ins Training eingestiegen. Zuvor hatte ihn eine Bindehautentzündung eingeschränkt. Auch im Trainingslager in Spanien hatte er nicht das volle Programm mitmachen können. In der Rückrunde der vergangenen Saison musste er aufgrund einer Operation an der Achillessehne lange Zeit passen. „Das war sehr ärgerlich. Aber auch da muss man als Fußballer durch“, deutet Beck darauf, dass er durchaus auch mit Rückschlägen umgehen kann. Nun belohnte er sich selbst: „Wahrscheinlich brauche ich noch ein paar Stunden, oder vielleicht sogar den ein oder anderen Tag, um es zu realisieren“, sagte Beck zurückhaltend.

Und es war eine doppelte Premiere: Zugleich war es auch das erste Jokertor des FCH in der Bundesliga, also eines Spielers, der eingewechselt wurde. „Da freut sich der Trainer“, vermutete Beck, der erst zur zweiten Halbzeit eingewechselt worden war. Vor dem Heimspiel gegen Freiburg (3:2) sei zu wenig Input von der Bank gekommen, beschrieb es Frank Schmidt. „Die Spieler haben noch nicht so an sich geglaubt, wie sie hätten an sich glauben können und auch der Mannschaft noch nicht so geholfen. Das Freiburgspiel war so etwas wie eine kleine Initialzündung“, so der FCH-Trainer (gegen Freiburg waren die eingewechselten Kevin Sessa, Stefan Schimmer und Omar Traoré an den Toren zum 2:2 und 3:2 beteiligt). „Es wurde Zeit, dass jemand von der Bank kommt und auch trifft. So kann es gerne weitergehen.“