Nach Heidenheim, da fährt keiner gerne hin. So oder so ähnlich lauteten die Worte von Trainern, die mit ihren Mannschaften ein Auswärtsspiel auf dem Schlossberg hatten. Ein ekliger Gegner, viele Zweikämpfe und Intensität in einem kleinen, stimmungsvollen Stadion: Das waren die Erwartungen an die Partien beim 1. FC Heidenheim. Und meistens gab es für die Gästeteams auch wenige Punkte zu holen.
Zehn Spieltage vor dem Saisonende liegt der FCH auf dem letzten Tabellenplatz. Einer der Hauptgründe für den Absturz: Von der einstigen Heimstärke ist in der zweiten Bundesliga-Spielzeit nicht mehr viel übrig geblieben. Gerade einmal sieben Punkte sammelten die Heidenheimer in den bisherigen zwölf Heimspielen und weisen damit ligaweit den schlechtesten Wert auf.
Nach starkem Abschneiden im Vorjahr: Der FCH ist die heimschwächste Mannschaft in der Bundesliga
Die 0:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach war ein weiterer Beweis für das Bröckeln der lange so gefürchteten Stärke im eigenen Stadion. „Wir haben Schiffbruch erlitten“, suchte Kevin Müller nach einem bildlichen Vergleich für die Leistung seines Teams. Sein Trainer Frank Schmidt brachte es klarer auf den Punkt: „Am Ende ist es natürlich auch eine Qualitätsfrage“, sagte er nach der „in der Höhe“ verdienten Niederlage.
Am Ende ist es natürlich auch eine Qualitätsfrage.
FCH-Trainer Frank Schmidt
In der Vorsaison waren die Heimspiele – mit Siegen gegen den VfB Stuttgart und den FC Bayern München – regelmäßige Feiertage. Satte 26 Punkte häufte der FCH in den 17 Heimpartien an und legte den Grundstein für eine sorgenlose Premierenspielzeit.
Frühe Rückstände machen dem 1. FC Heidenheim in der Voith-Arena das Leben schwer
Gegen die Borussia rückte ein Heimsieg schnell in weite Ferne. Einen Fehler im Spielaufbau nutzten die Gäste zur frühen Führung (8.), passives Abwehrverhalten begünstigte bereits zehn Minuten später den zweiten Gladbacher Treffer und die gefühlte Vorentscheidung in der Partie. „Es stand schon früh 0:2 und dann wird es natürlich schwer“, sagte Omar Traoré, der in den frühen Rückständen ein sich wiederholendes Problem sieht. „In den letzten Spielen war es oft so, dass wir mindestens mit 0:1 zurücklagen und dann mussten wir natürlich alles nach vorne werfen“, blickte der Verteidiger zurück.

Die Statistik bestätigt das Gefühl des 27-Jährigen: In sieben der vergangenen acht Bundesliga-Heimspiele geriet der FCH in der ersten Spielhälfte in Rückstand, lag zur Halbzeitpause zurück und verlor die Partie schlussendlich auch.
Der Offensivdrang nach dem Wiederbeginn war am Samstagnachmittag nach 15 Minuten auch schon wieder beendet. Lediglich der eingewechselte Leo Scienza war mit einem Abschluss per direktem Freistoß, der an die Latte klatschte, nah dran am Heidenheimer Anschlusstor. Der dritte Treffer der Gäste in der 59. Minute beendete die Hoffnungen auf ein Comeback des FCH vollends und sorgte für den nächsten Rückschlag für die Gastgeber im Kampf um den Ligaverbleib.
Entscheidende Spiele gegen die TSG Hoffenheim und Holstein Kiel
„Dass wir es nicht schaffen, diese Energie, diesen Willen auf den Platz zu bekommen, das ist natürlich enttäuschend“, lautete das Fazit von Frank Schmidt über die Leistung seines Teams in der Offensive wie in der Defensive. Kevin Müller befand: „Es reicht vorne und hinten nicht.“
Es reicht vorne und hinten nicht.
FCH-Keeper Kevin Müller
Richtig lagen sie mit ihrer Einschätzung beide. Die unverblümte Ansprache der Probleme muss für die wankenden Heidenheimer endlich als Weckruf wirken. Und das gilt nicht nur für die Partie bei der TSG Hoffenheim an diesem Sonntag, 9. März, um 17.30 Uhr. In den über den Abstieg mitentscheidenden Heimspielen gegen Holstein Kiel (16. März) und den VfL Bochum (3. Mai) muss die Voith-Arena wieder eine fußballerische Festung werden. Sonst droht der nächste Schiffbruch im unsicheren Heimathafen, der mit einem Absinken in die 2. Bundesliga enden würde.