250 Spiele im Heidenheimer Dress

Warum Norman Theuerkauf beim FCH immer noch wichtig ist

Als Norman Theuerkauf 2015 nach Heidenheim kam, war er der einzige Spieler mit Bundesligavergangenheit, neun Jahre später, nachdem es der FCH geschafft, ist seine Erfahrung immer noch gefragt. Zuletzt hat er in Köln schon in seinem 250. Pflichtspiel das Trikot der Heidenheimer Fußballer getragen, nun steht der 36-Jährige für die Aufgabe gegen den VfL Wolfsburg am Samstag, 15.30 Uhr bereit.

Mit 250 Pflichtspielen ist er im aktuellen Kader die Nummer zwei hinter Kevin Müller (271), der ebenfalls 2015 zum FCH wechselte, als Torhüter aber naturgemäß mehr Begegnungen absolvieren kann. Zuvor spielte Theuerkauf sechs Jahre bei Eintracht Braunschweig in der 1., 2. und 3. Liga – also bei einem Traditionsverein aus einer deutlich größeren Stadt. „Im ersten Jahr war das für mich natürlich etwas ganz anderes, alles kleiner, beschaulicher. Meinen ersten Vertrag hab ich noch unten im Trainerbüro unterschrieben. Aber dann muss man sagen, ist das Ding hier stetig gewachsen und wir sind auch als Mannschaft gewachsen“, sagt der Defensivmann, der mit Dennis Thomalla (kam ein halbes Jahr später) noch einen weiteren Mitstreiter aus dieser Zeit hat.

„Das Ding ist stetig gewachsen“

Dass er es gerade in Heidenheim noch einmal ins Oberhaus schaffen würde, hat Theuerkauf selbst nicht erwartet. Zwar hat sich der FCH in der 2. Liga immer weiter stabilisiert, war zuletzt stets unter den besten sechs, dennoch kam der Aufstieg im vergangenen Jahr überraschend. Für Theuerkauf lag dies nicht zuletzt an der Kontinuität: „Wir hatten in der Aufstiegssaison kaum Ausfälle und wir konnten bei den Begebenheiten hier einen super Teamspirit entwickeln. Man muss ja sagen: Das, was wir hier haben, ist ja nicht der Fußballalltag. Es ist eben doch gut, wenn man ein paar Jahre zusammen spielt.“

Dabei sah es vergangene Saison für viele schon so aus, als würde Theuerkaufs beeindruckende Laufbahn langsam zu Ende gehen. Der Routinier, der in wenigen Tagen seinen 37. Geburtstag feiert, kam zwar auf ordentliche 21 Einsätze, spielte dabei aber eher selten von Anfang an. „Da war meine Rolle eine andere. So wie es lief, war das nicht anders zu erwarten. Wir haben uns eingespielt, wir haben gewonnen, hatten eine gefestigte Mannschaft“, sagt Theuerkauf. Und sein Trainer Frank Schmidt ist eben auch nicht derjenige, der nach einer Niederlage alles infrage stellt.

Der Unterschied zu jungen Spielern

Am Ende folgte dennoch die Vertragsverlängerung bis Sommer 2024, Theuerkauf legte in der Vorbereitung nochmals alles rein und die Bundesligasaison lief ganz anders. Durch den Ausfall von Jonas Föhrenbach rückte er am dritten Spieltag in die Mannschaft, zunächst auf der Position des linken Außenverteidigers. Inzwischen ist „Föhre“ zurück und „Theuer“ spielt meist dennoch – nun im zentralen Mittelfeld. „Die Ruhe und Erfahrung, die ich habe, hilft mir vielleicht schon, Situationen anders wahrzunehmen, als junge Spieler“, erklärt der Routinier und macht gleichzeitig klar: „Wenn ich nicht fit wäre, könnte ich das nicht machen.“ Dafür tut er auch einiges, arbeitet auch vor und nach dem Mannschaftstraining an seiner Fitness. „Ich muss natürlich einen höheren Aufwand betreiben als mit 18, 19 Jahren. Aber es macht immer noch Spaß, mit den Jungs rauszugehen, das steht im Vordergrund“, sagt Theuerkauf mit einem leichten Schmunzeln.

So nahe am ersten Bundesligatreffer

Seinen Jubiläumsauftritt am 13. Januar in Köln hätte er um ein Haar mit einem Tor gekrönt. Beim Stand von 1:0 für die Gastgeber gelang ihm nach einer Kopfballvorlage von Eren Dinkci zwar ein sauberer Dropkick, er platzierte den Ball aber zu mittig, sodass Kölns Keeper Marvin Schwäbe per Glanzparade retten konnte. „Das hat mich schon beschäftigt, ich habe noch kein Bundesligator und war so nah dran“, ärgert sich der FCHler, der am Ende aber einen „verdienten Punktgewinn“ seiner Mannschaft sah.

Ob der Auftritt in Köln ein Beleg für die gestiegene Bundesligareife des 1. FC Heidenheim war, mochte Theuerkauf nicht bewerten, mit Blick auf das Duell gegen die Wolfsburger, bei denen der FCH zum Saisonauftakt vielleicht noch nicht ganz so an sich glaubten, sagt er aber: „Ich glaube schon, dass wir an unseren Aufgaben gewachsen sind, das wird dieses Mal ein ganz anderes Spiel.“

Bei der Vorbereitung verwundert der Blick auf die Tabelle immer noch, man sucht die mit dem klaren Ziel internationaler Wettbewerb gestarteten Niedersachsen vergeblich über dem Heidenheim – Wolfsburg rangiert derzeit mit einem Punkt weniger zwei Plätze tiefer. Theuerkauf weiß um die Qualität des mit zahlreichen ausländischen Nationalspielern besetzten VfL, sieht aber dennoch eine Chance. „Unschlagbar sind die für uns nicht, zu Hause sowieso nicht.“

"Keiner wird einen Schritt weniger machen"

Dass sich der FCH trotz der fantastischen 21 Punkte aus der Vorrunde nicht in Sicherheit wiegen darf, ist ihm klar. „Die Gefahr sehe ich auch nicht. Keiner wird einen Schritt weniger machen. Jeder bei uns weiß, wo wir herkommen und jeder hat den Traum, in der nächsten Saison noch einmal in der Bundesliga zu spielen“, sagt Theuerkauf.

Ist das auch sein Ziel? „Den Traum habe ich, ob es in Erfüllung geht, weiß ich nicht. Da müssen viele Faktoren zusammen passen“, sagt Theuerkauf. Die Entscheidung über eine weitere mögliche Vertragsverlängerung werde man in aller Ruhe mit den Verantwortlichen treffen. Aber auch falls er nicht mehr die Kickschuhe schnürt, bleibt er dem FCH erhalten. „Plan B ist, dass ich hier im Verein weiter arbeite. Wo genau, werden wir sehen“, sagt Theuerkauf, der vergangenes Jahr seine Trainerlizenz gemacht hat.

Die Rekordspieler des 1. FC Heidenheim

Das sind im heutigen Profifußball beeindruckende Zahlen: Im aktuellen Kader des FCH liegt Kevin Müller mit 271 Pflichtspielen an der Spitze, gefolgt von Norman Theuerkauf (250), Denis Thomalla (200) und Patrick Mainka (194).

In der gesamten Historie des 1. FC Heidenheim hat natürlich Marc Schnatterer die Nase vorn – er kam auf unglaubliche 457 Einsätze. Auf Platz zwei und drei liegen Tim Göhlert (305) und Ingo Feistle (295).

undefinedundefined