Es läuft in allen Sportarten und allen Ligen eigentlich immer ähnlich: Sticht ein Talent heraus, dann bleibt dies größeren und höherklassigen Vereinen nicht verborgen. So ist dies auch bei den Fußballern der TSG Giengen, bei denen Trainer Roland Weiss mit seinem Team 2023 mit dem Aufstieg der Aktiven in die Kreisliga A die Früchte einer starken Jugendarbeit ernten konnte. Die junge Mannschaft (im Durchschnitt 21,5 Jahre alt) steht zwei Spieltage vor Ende auf einem sehr guten 9. Platz und hat dies auch einem Spieler zu verdanken, der die TSG Giengen zur nächsten Saison allerdings verlassen wird. Neo Fähnle ist auf dem Sprung zum FC Gundelfingen.
Mein Ziel ist es, irgendwann so hoch wie möglich zu spielen.
Neo Fähnle
Der 21-Jährige sticht in der laufenden Saison mit 22 Treffern und 8 Assists besonders heraus und will mit seinem Wechsel den nächsten Schritt in seiner noch jungen Karriere machen. „Mein Ziel ist es, irgendwann so hoch wie möglich zu spielen“, sagt der ehrgeizige Offensivspieler, der zunächst in der 2. Mannschaft der Gundelfinger Talentschmiede Spielpraxis für die Bayernliga-Mannschaft (vergleichbar Oberliga) sammeln soll. „Das ist so mit dem Trainer abgesprochen, aber Gundelfingen muss erstmal die Klasse noch halten“, so Fähnle der hofft, dass die Gundelfinger „Erste“ in den anstehenden Relegationsspielen den Klassenerhalt feiern wird können.
Doch wie kam es dazu, den Schritt zum FCG zu gehen? „Der Trainer kam direkt auf mich zu und nach einem Probetraining war für mich klar, dass ich den nächsten Schritt machen möchte“, sagt der ehrgeizige Fähnle, der aber noch andere Angebote vorliegen hatte. „Das schnelle Spiel kommt mir natürlich entgegen und Gundelfingen hat ebenfalls eine sehr junge Mannschaft“, so Fähnle weiter, der in der Kreisliga A sicher zu den schnellsten Spielern zählt. In Giengen ist man doch bestimmt sauer, dass ihr Torjäger den Verein verlassen wird? „Die meisten verstehen mich, dass ich den nächsten Schritt machen möchte und ich bin auch dem Team und meinem Trainer Roland Weiss unglaublich dankbar für alles“, ist sich Fähnle sicher, dass das Verständnis und der Stolz, einen talentierten Spieler ausgebildet zu haben, bei der TSG überwiegt.
Weiss selbst gönnt es jedem Spieler, es höherklassig zu probieren, so der Giengener Coach, der allerdings betont, dass es auf den richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel ankommt und so andeutet, dass er sich eine weitere Saison mit Fähnle gewünscht hätte. Beim FC Gundelfingen wiederum bestätigt der sportliche Leiter Stefan Kerle, dass Neo Fähnle die Chance erhält, sich in der zweiten Mannschaft zu zeigen.
Spitzname in Anlehnung an Serhou Guirassy vom VfB Stuttgart
Die Intensität wird dann künftig natürlich höher sein. „Wir werden in der Vorbereitung viermal in der Woche trainieren, was aber kein Problem sein wird“, blickt Neo Fähnle voraus. Ein Geheimnis verrät das große Fußballtalent dann noch mit einem Augenzwinkern: „Viele denken, dass ich nur mit links schießen kann, aber ich kann mit beiden fast gleich schießen, weil ich das in der Vergangenheit immer wieder trainiert habe.“ Zumindest wird der Außenbahnspieler auch seinen Spitznamen mitnehmen: Aufgrund seiner Torgefahr wird er nämlich auch „Guirassy“, so wie Bundesligastürmer Serhou Guirassy vom deutschen Vizemeister VfB Stuttgart, gerufen.
Ob Fähnle als Top-Torschütze der Kreisliga A3 wechseln wird, muss sich noch zeigen. Denn an der Spitze gibt es die kuriose Situation, dass bislang gleich drei Spieler jeweils 22 Tore erzielt haben: Neben Fähnle waren auch Moubarak Kalimou (Türkspor Heidenheim) und Mohamed Osman (SG Königsbronn/Oberkochen) 22 Mal erfolgreich. Auch bei diesen beiden Top-Angreifern stellt sich die Frage: Bleiben sie ihren Vereinen treu oder verliert die Liga weitere klasse Spieler?
Kalimou erhielt während seiner Ausbildung zum Maler und Lackierer viel Unterstützung bei Türkspor Heidenheim (Tabellenvierter), erzählt Kemal Alizoroglu. Momentan steckt Kalimou mitten in seinen Abschlussprüfungen. Und dann? Er weiß, dass der Türkspor-Angreifer Gespräche mit anderen Vereinen führt, sagt Alizoroglu als Sprecher des Heidenheimer Vereins. Er hoffe natürlich, dass Kalimou noch bleibt; würde es aber auch verstehen, wenn der 24-Jährige es in der Bezirks- oder Landesliga probieren möchte.
Und wie sieht es bei Mohamed Osman aus? „Er hat signalisiert, dass er bleiben möchte“, sagt Mersad Haskovic, Trainer der SG Königsbronn/Oberkochen, über seinen Top-Stürmer, der mit seinen 33 Jahren (am 27. Mai 2024 wird er 34) im Gegensatz zu seinen Kontrahenten um die Torjäger-Kanone viel Erfahrung besitzt. Doch auch Haskovic weiß natürlich, dass Stürmer Osman sich mit Anfragen anderer Vereine beschäftigen muss. „Ich würde mich darüber sehr freuen, wenn er die Kanone holt. Und bei uns bleibt“, sagt der SG-Coach.
Begonnen hat Osman, den Haskovic bereits aus der gemeinsamen Zeit beim SV Ebnat (damals kam Osman in der Bezirksliga über die Flügel) von vor zehn Jahren kennt, auf der etwas defensiveren Achterposition, ehe er vorgezogen wurde. „Ich habe zu ihm gesagt: Versuch’s wie Benzema“, sagt Haskovic – und lacht.
Die Saison wird SG Königsbronn/Oberkochen aller Voraussicht nach als Vizemeister beenden. Dabei hätte Trainer Haskovic das Titelrennen mit den Sportfreunden Fleinheim gerne länger offen gelassen. Mohamed Osman wiederum habe seinen Job erfüllt. Auch wenn er ein paar hundertprozentige Torchancen vergeben habe, so Haskovic. Dies wiederum könnte eine Art Ansporn sein, für die kommende Saison...
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