476 Tage war er nicht mehr im Amt. Nach dem letzten Spiel des Jahres 2022 war Philip Rothofer beim TSV Gussenstadt (Kreisliga A3) zurückgetreten. Nun ist er als Trainer wieder da, nachdem sich Nico Schuska und der TV Steinheim vor dem Heimspiel gegen den SV Lauchheim getrennt hatten. „Das kommt mir ganz und gar nicht so lange vor“, sagt Rothofer, räumt aber auch ein: „Vielleicht liegt es auch daran, dass die Zeit in Steinheim so aufregend und intensiv ist.“
Seit Juni 2023 hatte der 37-Jährige mit Frank Kenntner die Fußballabteilung geführt. Jetzt coacht Rothofer. Was bei ihm – neben der fußballerischen Expertise – auch einen psychologischen Charakter hat. Bei Rothofer dreht sich jetzt vieles um „Köpfe freibekommen“, den „Druck rausnehmen“ und „die emotionale Schwere rauskriegen“. Psychologisch bewandert hat sich Rothofer bei seinem Einstand bewusst hellere Kleidung ausgesucht, um so auch visuelle Aspekte zu setzen. Zudem hat er die Spielbesprechung aus dem Besprechungsraum in die Kabine verlagert.
Auffälliger Einrichtungsaspekt: Die Auswechselbank wurde getauscht und die gewählt, die näher zum Vereinszentrum steht. Auch wenn dies nur einige Meter sind, streicht Rothofer den symbolischen Charakter der Änderung hervor. „Die Bank des FCH in der Voith-Arena steht ja auch näher zur Osttribüne und zum Kiosk“, erklärt er.
Noch tragen die Veränderungen keine Früchte, zumindest keine zählbaren. Das 1:2 gegen den direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, den SV Lauchheim, wäre womöglich auch anders verlaufen. Kurzfristig musste Rothofer aber auf seinen spielenden Co-Trainer, Raphael Wende, verzichten (Mike Weiler, bisher Co-Trainer von Nico Schuska, ist noch dabei, tritt aber etwas mehr in den Hintergrund). Somit fehlte neben Patrick Rehorsch der zweite „Sechser“ beim TV Steinheim.
„Ich war sofort wieder in meinem Element“, sagt Rothofer über sein Trainer-Comeback. Zugleich zügelt er seine Euphorie. „Ich bin kein Traumtänzer, sondern Realist. Sportlich haben wir bislang acht Punkte geholt (drei Punkte bekam der TVS aufgrund eines Sportgerichtsurteils zugesprochen), müssen also in 13 Partien 19 Punkte holen. Das wird sehr schwer.“
Das übergeordnete Ziel – neben dem Klassenerhalt – sei es, im Sommer eine intakte Mannschaft an Maximilian Laible zu übergeben. Dieser trainiert aktuell die TSG Nattheim. Und eben bei der TSG tritt der TV Steinheim am Sonntag, 24. März, an (15 Uhr, Laible fehlt aber urlaubsbedingt). „Da können wir nicht verlieren“, spielt Rothofer, ganz der Psychologe, darauf an, dass die Nattheimer, die noch im Titelrennen dabei sind, großer Favorit sind. „Mir geht es darum, dass wir jeden Zweikampf abfeiern und so kämpfen, bis wir Blut spucken. Vielleicht gelingt uns eine Überraschung.“ Dann wäre Philip Rothofer auch als Party-Animateur gefragt. Aber das würde er mit links machen.