So manch einen Fußballer beschäftigt diese Frage: Trainer, spiel’ ich heute von Anfang an? Nicht so Kemal Alizoroglu, der bei Türkspor Heidenheim (Kreisliga A3) bereits eine Ikone ist. Früher war der Heidenheimer ein geachteter Abwehrspieler, später Trainer (immer mal wieder) und Vorstandsmitglied. Mit 46 Jahren stellt sich Alizoroglu noch immer in den Dienst der Mannschaft und lässt sich aufstellen, allerdings mehr oder weniger theoretisch auf dem Spielberichtsbogen.
Beim letzten Heimspiel der Saison von Türkspor Heidenheim gegen den SV Großkuchen hatte sich Alizoroglu auf einen ruhigen Nachmittag eingestellt. Er genoss das Spiel von außen, wie gewohnt. Allerdings stand er offiziell auf dem Spielberichtsbogen, zusammen mit einem weiteren Feldspieler und einem Torwart. Beim Stand von 2:1 verletzte sich allerdings ein Türkspor-Spieler, Alizoroglu war der letzte verbliebende Feldspieler auf der Bank (der zweite war bereits eingewechselt worden). Was also tun? Na, erst einmal umziehen gehen! Gesagt, getan. Mit einer kleinen Verzögerung konnte Kemal Alizoroglu tatsächlich eingewechselt werden.
Es gibt Stimmen, die sagen, dass er nicht den fittesten Eindruck gemacht hätte und an zwei Gegentreffern nicht ganz unbeteiligt gewesen sei. Aber: Alizoroglu war zur Stelle, als er gebraucht wurde. Beim Stand von 3:3 gab es noch einmal einen Eckball für die Gastgeber. Im zweiten Anlauf kam der Ball zu Alizoroglu in den Strafraum, wo er per Flugkopfball traf. Nach einer kurzen Phase der Unsicherheit (War der Ball hinter der Torlinie?) gab der Schiedsrichter den Treffer in der dritten Minute der Nachspielzeit.
Sprüche für Kemal Alizoroglu
Kemal Alizoroglu wurde so unerwartet vom Zuschauer zum Matchwinner, ein wahrer Edeljoker. Natürlich wurde er gefeiert. Und die Sprüche reichten von „Du warst zwei Meter in der Luft“, über „Du hast zwei Stunden in der Luft gestanden“ zu „Ein alter Mann musste aufs Feld, damit das Siegtor fällt“. Über all das kann Alizoroglu natürlich lachen. Und wann hatte er das letzte Tor erzielt? „Das ist wirklich lange her“, räumt der Siegtorschütze ein. Mindestens vier, fünf Jahre, schätzt er. „Ich kann mich nicht mehr erinnern. Wobei ich als Abwehrspieler nicht so viele Tore geschossen habe.“
Und wie es sich gehört, belohnte sich Kemal Alizoroglu und seine Familie mit einem Kurzurlaub. Womöglich war dieser aber auch schon vorher gebucht gewesen. Auch dort werden ihn wieder viele Sprüche erreichen. Spätestens nach dem Zeitungsartikel.
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