„Ein Blick in die Kabine“

„Wir sind alle Highlanders“: Die Footballer der TSG Schnaitheim erzählen über ihren kuriosen Musikmix, Burger und eine familiäre Atmosphäre

Im zweiten Teil der Serie öffnen die beiden Footballteams der Ostalb Highlanders die Tür zu ihrer Kabine. Obwohl in den vier Wänden am Fischerweg in Schnaitheim nicht viel Platz ist, ist sie ein wichtiger Teil des Miteinander in der Abteilung. Vor dem ersten Heimspiel der Tackle-Footballer an diesem Sonntag, 28. April, gegen die Crailsheim Praetorians erzählen die TSGler von Besonderheiten, Musik, Essen und warum es eigentlich keine Regeln in der Kabine gibt.

Sie gilt unter Sportlern gerne als „das Allerheiligste“: die eigene Kabine. So gehören Floskeln wie „Das regelt die Kabine selbst“ oder „Was in der Kabine passiert, bleibt in der Kabine“ fest zum sportlichen Sprachjargon. In unserer Serie „Ein Blick in die Kabine“ öffnen wir die Türen zu den Umkleiden von Mannschaften aus den verschiedensten Sportarten im Landkreis Heidenheim. Nach den FCH-Fußballern gewähren im zweiten Teil die beiden Football-Teams der Ostalb Highlanders einen Einblick in ihre Kabine, die auch viel über sie und ihren Herzenssport aus den USA verrät.  

Im Kern dient eine Kabine eigentlich zum Umziehen – vor und nach den Spielen und Trainings. Doch das ist bei den Highlanders gar nicht so einfach. Wenn die schweren Jungs der Schnaitheimer Tackle-Footballer in der Kabine stehen, ist diese schon überfüllt. Und die Kader im Football sind mit 25 Spielern mehr nicht gerade klein. Deshalb gilt am Fischerweg das Motto: schnell rein und wieder raus. Die bis zu 25 Kilogramm schweren Taschen, die mit Schulterpolstern, Helm, Schuhen und Klamotten gefüllt sind, lassen den Platz noch weiter schrumpfen. „Ich ziehe mich immer in der Garage oder draußen um“, erzählt Markus Waldstätter, der seit 2002 das Highlanders-Trikot trägt und seit 2019 im Flag-Team dabei ist.

Zwischen Trikots, Jacken und Taschen: Elena Caponetto, Markus Waldstätter, Timo Weigert, Bastian Jost, Luca Foti, Sascha Jäger erzählen über ihre Kabine und die Eigenheiten der Highlanders. Foto: Rudi Penk

Die Flag- und Tackle-Footballer trainieren zeitgleich auf dem Kunstrasenplatz, wodurch es vor den Einheiten einen fliegenden Wechsel beim Umziehen gibt. Beschleunigt wird der Kleiderwechsel noch damit, dass der mit Spanplatten vertäfelte Raum in den kalten Monaten nicht gerade zum Wohlfühlort wird: „Wir haben einen kleinen Heizlüfter, wenn der läuft, ist es ein Grad wärmer“, sagt Bastian Jost, Vorstandsmitglied der Highlanders. Doch nicht nur harte Körpertreffer und Kälte müssen die Footballer wegstecken, der Mix für die Nase ist – freundlich formuliert – ein exklusiver. „Es ist eine Mischung aus Leder, Sport, Schweiß und Bier“, sagt Sascha Jäger, der seine erste Saison mit den Highlanders spielt.

Keine festen Regeln: „In der Kabine ist jeder gleich“

Trotz der räumlichen Enge kommt es in Schnaitheim nicht zum Kabinenkoller, der Umgang miteinander funktioniert. Eine feste Hierarchie in der Kabine oder gar Regeln braucht es aber keine. „Wir sind Tackle und Flags, aber in der Kabine ist jeder gleich“, sagt Flag-Cheftrainer Timo Weigert. „One Team“ – übersetzt: Eine Mannschaft – lautet das Motto bei den Footballern der TSG Schnaitheim, „Wir sind alle Highlanders“, betont Waldstätter. Und das gilt für die Trainer, Alteingesessene genauso wie für die Neulinge.

Die Tackle-Footballer der Ostalb-Highlanders sind bereit für den ersten Spieltag. Foto: Rudi Penk

„Ich bin erst seit einem halben Jahr im Tackle-Team dabei, aber ich hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, ewig Teil der Mannschaft zu sein“, sagt Luca Foti. Diese Erfahrung hat auch Sascha Jäger gemacht. Obwohl er viele Sportarten ausprobiert hat, habe er einen derart familiären Umgang wie bei den Highlanders noch nie erlebt, so der Schnaitheimer. „Im Football ist es vollkommen egal, was für eine Person du bist. Fast jeder sieht anders aus, aber alle leisten in ihrer Rolle einen Beitrag“, sagt er.

Der ganz spezielle Musikmix in der Highlanders-Kabine

So unterschiedlich die Footballer bei den Highlanders je nach Positionen in ihrer Statur daherkommen, so unterschiedlich ist auch deren Musikgeschmack. „Es läuft alles“, erzählt Flag-Spielerin Elena Caponetto. Rund um die Trainings und Spiele schallt ein Mix aus den Lautsprechern, den man sich nicht ausdenken kann. Für die Zusammenstellung der Playlist sind die Spieler selbst verantwortlich. „Bei den Flags durfte jeder Lieder hinzufügen, zum Geburtstag gibt es zehn neue Lieder extra und an Weihnachten noch einmal zehn, die Playlist ist schon über 20 Stunden lang und es reicht von Metal bis zu Helene Fischer“, erzählt Timo Weigert. Bei den Tackle-Footballern ist die Liste etwas kürzer.

„Die Playlist ist schon über 20 Stunden lang und es reicht von Metal bis zu Helene Fischer.“

Timo Weigert, Cheftrainer der TSG-Flag-Footballer, über die Musik in der Kabine.

Ein Song, der am Fischerweg natürlich nicht fehlen darf, ist das Intro aus der gleichnamigen Highlander-Serie aus den 1990ern. Die mit dem Queen-Song „Princess Of The Universe“ hinterlegte Sequenz kennt jeder, der jemals mit den TSG-Footballern in Berührung kam. „Das läuft schon seit 1997 und gehört einfach zu den Highlanders“, sagt Markus Waldstätter.

Das typische Menü der Highlanders: Burger und Bier

Mindestens genauso wichtig wie die passende Musik ist bei den Highlanders die richtige Verpflegung. Beim Menüwunsch der Spielerinnen und Spieler muss man dabei nicht zweimal fragen. Der ist klar: typisch amerikanische Burger. „Wenn das Spiel vorbei ist, gibt es eine lange Schlange am Grillstand“, sagt Jost, „sind die Burger dann nicht fertig, werden die Jungs unruhig.“

Einige Highlanders werfen vor ihrer Kabine am Fischerweg größere Schatten: Zwischen Flag- und Tacklefootball wird untereinander aber kein Unterschied gemacht. Foto: Rudi Penk

Damit die Flag-Footballer der TSG sich nach dem harten Training ihr verdientes Feierabendbier gönnen können, gibt es für die Versorgung ein rotierendes System. „Da ist jeder mal dran mit einem Kasten, ich schicke immer eine Videobotschaft als Erinnerung“, sagt Waldstätter, der die Funktion des Bierwarts übernommen hat. Eine Kiste würde den Durst des Tackle-Teams aber nicht stillen.  „Da brauchen wir eher zwei oder drei“, sagt Luca Foti, fügt aber an: „Es gibt aber auch alkoholfreie Getränke.“ Und falls das nicht reicht? „Wir haben einen Kühlwagen neben der Kabine“, so Timo Weigert.

Wenn das Spiel vorbei ist, gibt es eine lange Schlange am Grillstand.

Highlanders-Vorstandsmitglieder Bastian Jost

An diesem Sonntag wird es den Mix der Ostalb Highlanders aus Football, Musik und Burgern in familiärer Atmosphäre zum ersten Mal nach gut zweieinhalbjähriger Pause wieder geben. Um 15 Uhr empfängt das Tackle-Team in der Aufbauliga die Crailsheim Praetorians zu seinem ersten Heimspiel der Saison. Und vielleicht hallt zum Spielende „Princess Of The Universe“ aus den Lautsprechern an der Highlanders-Kabine – für die Feier des ersten Sieges.

Mitmachen bei der Serie

Ihr wollt Eure Kabine ebenfalls präsentieren, dann schreibt mit dem Betreff „Ein Blick in die Kabine“ an sport@hz.de.

Ähnliche Regeln mit großem Unterschied

In den Grundregeln sind Tackle- und Flag-Football gleich. Beim Flag endet ein Angriff aber nicht, wenn der Angreifer zu Boden gebracht wird (Tackling), sondern ein Verteidiger eine Fahne aus dem Hosenbund des Ballträgers zieht. Damit ist diese Variante etwas körperloser und wird auch in Mixed-Teams mit Frauen und Männern gespielt. Das Flag-Team der Highlanders spielt in der Regionalliga. Der Höhepunkt der Saison ist für die Schnaitheimer das Heimturnier am Pfingstsonntag, 19. Mai, am Fischerweg.

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