Bodenseefischer: Kormoranbestand auf ein Drittel reduzieren
Schweizer Bodenseefischer sehen in dem gerade beschlossenen Felchen-Fangverbot keine Lösung für die Erholung der Bestände. Sie sehen das Hauptproblem in der Ausbreitung der Kormorane. «Sie machen den ganzen Fischbestand kaputt», sagte der Präsident des Schweizerischen Berufsfischerverbands, Reto Leuch, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Von den rund 6000 Kormoranen sei «höchstens ein Drittel» am Bodensee tragbar, wenn die Fischbestände erhalten bleiben sollen.
Ab kommendem Jahr dürfen die 64 Bodensee-Berufsfischer für drei Jahre keine Felchen mehr fischen. Das beschloss die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) diese Woche. Sie will erreichen, dass sich die Bestände erholen. Im vergangenen Jahr waren noch 21 Tonnen Felchen ins Netz gegangen, im Jahr davor 107 Tonnen. «Es ist eine große Katastrophe», sagte Leuch.
«Man ist sich ja einig, dass mit dem Kormoranen etwas gemacht werden muss, die Knacknuss ist aber, wie man es macht», sagte Leuch. Unter anderem könnten Eier aus den Nestern mit Öl bestrichen werden, um das Ausbrüten zu verhindern, oder durch Gipseier ersetzt werden. Der Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg glaubt nicht, dass Kormorane Schuld am Rückgang der Felchen sind.
Blaufelchen sind das kulinarische Aushängeschild des Bodensees, an den Deutschland, die Schweiz und Österreich grenzen. Nun müsse man den Menschen andere Fische schmackhaft machen, meinte Leuch. «Es gibt ja noch andere Fische, der See ist ja nicht leer. Es braucht ein Umdenken bei der Kundschaft.». Leuch verwies unter anderem auf Barsch, Hecht, Rotaugen, Wels und Zander.
Außer dem Kormoran setzen auch invasive Arten wie Stichling und die Quagga-Muschel den Felchen zu. Stichlinge fressen dasselbe Plankton. Die Muschel bindet das für das Wachstum der Felchen wichtige Phosphor. «Das Hauptproblem ist, dass es nicht genug Nahrung im See gibt», sagte Leuch.