Nach Polizeiaffäre

Wertebeauftragter: Polizisten wünschen mehr Rückendeckung

Ein Jahr lang hat der neue Wertebeauftragte untersucht, was bei Polizei und Innenverwaltung schiefläuft. Nun zieht er eine erste Bilanz - und die ist nicht gerade positiv.

Aus Sicht des Wertebeauftragten der baden-württembergischen Innenverwaltung, Jörg Krauss, haben die Polizei und weitere Behörden Nachholbedarf bei der Führungskultur. Gespräche mit Beamtinnen und Beamten hätten ergeben, dass es eine Angst gebe, bei der täglichen Arbeit Fehler zu machen, weil diese von Kollegen und Vorgesetzten immer wieder mit Versagen gleichgesetzt würden, heißt es im Bericht des Beauftragten. «Dadurch würde eine Kultur der Angst gefördert, die weder ermutigt neue Wege zu gehen noch etablierte Abläufe zu hinterfragen», heißt es in dem Papier.

Zudem hätten viele Gesprächspartner um eine intensivere Rückendeckung durch die Führungsebene gebeten. «In einigen Fällen stand das Gefühl des „alleingelassen Werdens“ im Raum», schreibt Krauss in seinem Bericht. Im Falle von Schwierigkeiten sei es ungewiss, ob man die Unterstützung der Führung bekomme.

Posten des Wertebeauftragten Konsequenz aus Polizeiaffäre

Innenminister Thomas Strobl (CDU) hatte Krauss, den ehemaligen Amtschef des Finanzministeriums, im vergangenen Sommer zum Wertebeauftragten der Innenverwaltung gemacht. Den Posten gab es vorher nicht.

Strobl hatte die Stabsstelle als Konsequenz aus der Affäre um den Inspekteur der Polizei eingerichtet. Der ranghöchste Polizeibeamte des Landes musste sich im vergangenen Jahr wegen Vorwürfen sexueller Nötigung vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten und war freigesprochen worden.

Die Affäre hatte auch einen Untersuchungsausschuss im Landtag zur Folge. Dabei geht es um die Beförderungspraxis bei der Polizei und um die Frage, wie der mittlerweile vom Dienst freigestellte Inspekteur der Polizei auf seinen hohen Posten kommen konnte.