Fragerunde

Das wollten Bürgerinnen und Bürger bei der Dettinger Kandidatenvorstellung wissen

Bei der Vorstellung in der Dettinger Lindenhalle gab es für Menschen aus dem Publikum Gelegenheit, den Kandidaten Fragen zu stellen. Was die Anwärter auf das Amt des Gerstetter Bürgermeisters zu Grundsteuer, Logistikhallen und weiteren Themen sagen:

Nachdem die Kandidaten für die Gerstetter Bürgermeisterwahl bei der Kandidatenvorstellung in Dettingen zunächst die Möglichkeit hatten, eigene Themenschwerpunkte zu setzen, wurden die Mikrofone auch für Einwohner der Gemeinde Gerstetten geöffnet. Eine Auswahl der Fragen mitsamt der Antworten der Kandidaten:

Bleibt der Grundsteuerhebesatz in der Gemeinde Gerstetten auf seinem aktuellen Niveau? Oder könnte er vielleicht wieder auf ein früheres Niveau abgesenkt werden?

Matthias Heisler erklärte, dass die Grundsteuerreform noch recht frisch sei und man sich zunächst ihre Auswirkungen anschauen müsste, bevor man etwas an den Hebesätzen ändere. Nach dem Grundsatz der Aufkommensneutralität dürfe die Gemeinde nach der Reform nicht mehr aus der Grundsteuer einnehmen als zuvor.

Daniel Klatz gab zu bedenken, dass man als Gemeindeverwaltung „nicht immer nur sparen“ könne. Das eingenommene Geld möchte er jedoch zielgerecht einsetzten und dafür sorgen, dass „Leistungen in der Gemeinde bleiben“.

Thomas Junginger merkte ebenfalls an, dass die Einnahmen aus der Grundsteuer wichtig für zukünftige Investitionen seien. Er erinnerte zudem daran, dass Gerstetten durch den Anstieg der Kreisumlage immer mehr Geld an den Landkreis zahlen müsse. Das könne man nicht leisten, wenn man gleichzeitig weniger Geld einnehmen würde.

Katharina Füssel sprach davon, dass Gerstetten ein großes wirtschaftliches Potenzial habe und auch noch mehr Fördermittel beantragen könne. Ob die aktuelle Höhe der Hebesätze nötig ist, möchte sie dann „in ein paar Jahren nochmal anschauen“.

Benjamin Banzhaf sagte, dass eine weitere Erhöhung der Hebesätze wohl unumgänglich sei, er wolle sie aber „auf ein Minimum beschränken“.

Rainer Scholz stimmte seinen Vorrednern bei der Wichtigkeit der Grundsteuereinnahmen zu, fügte aber hinzu, dass man diese noch effizienter einsetzen könne. Außerdem beklagte er im Kontext der Kreisumlage, dass Gerstetten Kosten tragen müsse, die es nicht verursacht habe.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten für Ihre Ziele sehen Sie neben den Steuereinnahmen?

Klatz antwortete, dass man noch mehr mit der Wirtschaft arbeiten und „gemeinschaftlich an dicke Bretter herangehen“ könne. Manche Projekte in der Gemeinde könne man eventuell auch in Form einer Genossenschaft gestalten, wie es bereits beim Bahnhotel geschehen ist. Auch Förderprogramme seien „sehr wesentlich“ für die Gemeindefinanzen.

Junginger schloss sich Klatz beim Thema Fördermittel an. Für manche Projekte könne man auch auf Spenden von Firmen oder Privatpersonen hoffen. Zudem solle man die in der Gemeinde vorhandene Arbeitskraft besser nutzen, indem man Ehrenamtliche einbinde.

Füssel empfahl, zuerst Untersuchungen zu starten, um „Kapitale, die wir noch nicht nutzen“ zu finden. Die lokalen Unternehmen solle man nicht zu sehr belasten, um sie in der Gemeinde zu halten. Auch müsse man möglichst viele Fördergelder beantragen.

Ich will auch keine falschen Versprechungen machen.

Adrian Seibold, Bürgermeisterkandidat Gerstetten

Seibold hatte, wie er selbst sagte, für den Moment keine konkrete Antwort auf die Frage; er müsse sich zuerst alles anschauen. „Ich will auch keine falschen Versprechungen machen“, so Seibold.

Banzhaf sagte, dass man mit bei der Gewerbesteuer darauf achten müsse, dass kleine Firmen nicht zu sehr belastet werden. Außerdem will auch er „Fördermittel vermehrt einfordern“.

Scholz antwortete, er wolle wieder mehr mittelständische Unternehmen ansiedeln, dazu Subventionen beantragen und anstehende Projekte „weniger kompliziert umsetzen“, um Kosten zu sparen.

Heisler will durch das Vorhalten von Gewerbegebieten bereit sein für Firmengründungen in der Gemeinde und ihnen eine „vernünftige Infrastruktur“ bieten. Auch Baugebiete, mit „Maß und Ziel“ ausgewiesen, sollen weiterhin eine Geldquelle sein. Die Gussenstadter Energiegenossenschaft habe Vorbildcharakter und schone dazu noch die Gemeindekasse. „Das beste Geld ist das, was man nicht ausgeben muss“, so Heisler.

Bei der Kandidatenvorstellung in der Dettinger Lindenhalle sprachen (v. li.) Rainer Scholz, Benjamin Banzhaf, Adrian Seibold, Katharina Füssel, Thomas Junginger, Daniel Klatz und Matthias Heisler vor hunderten Zuhörern. Schroem

Wie blicken Sie auf die Möglichkeit neuer, großer Industrie- oder Logistikhallen bei Dettingen?

Füssel zeigte sich bei dem Thema grundsätzlich aufgeschlossen. „Man darf nicht gegen Industriewachstum sein“, so Füssel, immerhin gehe es um wichtige Arbeitsplätze. Allerdings müsse man darauf achten, dass die Mischung von Industrie, Handel und Wohnen stimme.

Seibold wies darauf hin, dass Dettingen direkt an der Autobahn liege und deshalb praktisch prädestiniert für große Hallen sei. Allerdings will er den Vergabeprozess transparenter gestalten und zukünftige Lösungen gemeinsam mit den Bürgern erarbeiten.

Banzhaf erklärte, dass Industrie und Gewerbe seiner Meinung nach maßvoll wachsen müssen. Ob der Gemeinde eine weitere große Halle bei Gerstetten guttun würde, sei fraglich.

Scholz findet die großen Logistikhallen bei Gerstetten „nicht schön“ und stellte die Frage, ob man schöne Landschaften für Geld opfern sollte. „Mir ist der Preis zu hoch“, antwortete er selbst darauf.

Dann bekommen wir einmal einen Batzen Geld.

Matthias Heisler, Bürgermeisterkandidat Gerstetten

Heisler gab zu bedenken, dass es nicht nachhaltig sei, große Flächen als Logistikhallen zu verkaufen: „Dann bekommen wir einmal einen Batzen Geld“, sagte Heisler, aber Gewerbesteuer springe nur wenig für die Gemeinde heraus. Man müsse sich aber beim Thema Logistikhalle auch an die eigene Nase fassen, wenn man Produkte online bestelle und erwarte, dass sie am nächsten Tag ankommen.

Klatz kritisierte den Flächenverbrauch durch große Hallen: „Wir können es uns nicht leisten, mit unseren Flächen verschwenderisch zu sein.“ Arbeitsplätze seien jedoch wichtig, weil Menschen mit Kaufkraft auch die lokale Wirtschaft stärken würden. Neue Hallen würden seine Zustimmung nur finden, wenn sie einen Mehrwert bieten würden, zum Beispiel durch eine Ausstattung der Dächer mit Solaranlagen.

Junginger sieht neue Hallen kritisch, weil er den Flächenverbrauch begrenzen will. Zwar seien Arbeitsplätze wichtig, es müsse jedoch nicht jede Firma auf die „grünen Wiese“ gebaut werden. „Auch innerorts gibt es Leerstände“, so Junginger, zum Beispiel nicht mehr genutzte Bauernhöfe. Arbeit dürfe auch im Ort stattfinden.

Wie sollen Jugendliche besser ins soziale Gefüge eingebunden werden?

Seibold sagte, dass es manchmal schwer sei, Jugendliche zu erreichen, wenn sie nicht Teil eines Vereins sind. In einem persönlichen Gespräch mit ihnen könne er aber leicht herausfinden, woran es ihnen fehle.

Banzhaf sprach sich ebenfalls dafür aus, mehr mit Jugendlichen zu reden, zudem brachte er die Idee von Workshops ein, zum Beispiel die Gestaltung einer öffentlichen Fläche mit Graffiti.

Scholz erklärte, dass man Jugendlichen Möglichkeiten und echte Treffpunkte bieten müsse, zum Beispiel durch die Aufstellung eines Bauwagens.

Heisler bat das Publikum, an die eigenen Jugend zurückzudenken. Natürlich sei es schön, wenn Jugendliche Vereinen beitreten würden, wenn sie das aber nicht wollen, müsse man ihnen Raum geben und mit Gelassenheit begegnen.

Klatz will die Jugendarbeit Schritt für Schritt ausbauen, gab aber auch zu bedenken, dass man „nicht in jedem Ortsteil alles anbieten“ könne. Das Annehmen der Angebote liege dann aber bei den Jugendlichen.

Junginger gab an, wegen seines pädagogischen Hintergrunds bereits verschieden Ideen zu haben, zum Beispiel ein Jugendkaffee und Jugendtreffs. Auch auf aufsuchende Sozialarbeit will er setzen und das Gespräch mit den Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen.

Füssel sagte, dass nicht jeder Mensch für eine Vereinszugehörigkeit geschaffen sei. Jugendliche würden es besonders schätzen, wenn sie mitreden dürfen, deshalb möchte sie zunächst deren Meinungen hören.

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