Die jüngste Giengener Gemeinderatssitzung war lang, sehr lang. Trotz mehrfachen Stoßlüftens war der Sauerstoff im Ratssaal knapp, der Unterzucker nahte. Da kann es schon mal zu Sinnestäuschungen bei Reportern kommen: Hat er das gerade wirklich gesagt?
Ja, er hat. Stadtrat Martin Unseld (Grüne und Unabhängige) regte unter dem Tagesordnungspunkt „Anfragen“, dem typischen Moment für die kleineren Dinge des Lebens, an, die Stadt Giengen möge künftig von allen gemeldeten Hunden die DNA erfassen. Der Gedanke dahinter: Unseld ärgert sich über Hundehaufen, die vielerorts herumliegen, bisweilen in einer Dichte, die er als ekelerregend empfindet. Man müsse verhindern, dass der „Schießberg zum Scheißberg“ werde.
Hat er das jetzt wirklich gesagt?
Seien die Erbinformationen der Hunde erst einmal erfasst, ließen sich den Häufchen Proben entnehmen. Sicherlich keine appetitliche Aufgabe, aber im Ergebnis womöglich doppelt lohnend: Herren und Frauchen, die sich nicht nach dem Verdauungsendresultat ihrer Hunde bücken möchten, könnte man zur Kasse bitten – und im Ergebnis wäre die Umgebung ansehnlicher. Win-win sagt man dazu.
In Südtirol wird der Ansatz schon geprüft
Oberbürgermeister Dieter Henle sagte zu, die Idee zu prüfen. Ja, hat er wirklich gesagt.
Gänzlich aus der Luft gegriffen ist der Ansatz nämlich nicht. In Südtirol nahm man im vergangenen Jahr den Anlauf zum Aufbau einer DNA-Datenbank für Hunde. Natürlich kostet das erst einmal Geld. Der SWR zitierte einen Experten mit der Einschätzung, die Feststellung von Bellos DNA koste etwa 100 Euro.
Der Haken daran: In Deutschland könnte dem Vorhaben der Datenschutz im Weg stehen. Nein, es geht nicht um die Daten des Hundes, sondern auch die der Hundebesitzenden. Es dürften nämlich nicht einfach verdachtsunabhängig massenweise Daten gespeichert werden. Hinzu kommt die Frage der Kosten: Wer müsste fürs Labor zahlen? Wer für die Verwaltung der Daten? Bekommt Giengen die Soko „Tretmine“? Und würde so ein liegengebliebenes Häufibäufi dann ein paar Hundert Euro Buße kosten? Fragen über Fragen – wir bleiben dran.